3 Versicherer gehen beim Thema Nachhaltigkeit voran
Beim Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit kommt den Versicherern eine zentrale Rolle zu: Als Risikomanager bekommen sie die Folgen des Klimawandels unmittelbar zu spüren, als Investoren treiben sie die nachhaltige Entwicklung anderer Unternehmen voran. Und auch über nachhaltige Produkte können sie ökologisch wertvolles Verhalten wesentlich fördern.
Auch für Kunden ist Nachhaltigkeit weiter ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der für sie passenden Produkte. Eine Umfrage der Ratingagentur Assekurata aus dem Sommer 2023 kam zu dem Schluss, dass mehr als zwei Dritteln der befragten Versicherungsnehmern das Thema Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge wichtig ist. Und auch für viele Unternehmen gewinnt das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung, wie beispielsweise eine Umfrage der Barmenia-Gothaer aus dem vergangenen Jahr zeigt.
Doch welche Versicherer gehen beim Thema Nachhaltigkeit wirklich voran? Dieser Frage widmete sich nun das Ratinghaus Franke und Bornberg und führt nun einen neuen Nachhaltigkeits-Score ein. „Wir wollen Nachhaltigkeit greifbar machen,“ beschreibt Geschäftsführer den Ansatz. Schwerpunkt sei deswegen die tatsächliche Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen. „Entscheidend ist nicht, wer am schönsten berichtet, sondern wer wirklich handelt“, so Franke.
Was untersucht wurde
Um dies darzustellen, analysiert das Hannoveraner Ratinghaus insgesamt 200 Einzelkriterien, die sich auf die folgenden sechs zentralen Fokusthemen verteilen:
Ressourcenmanagement: Zwar verbrauchen Versicherer im Vergleich zu anderen Branchen vergleichsweise wenig Ressourcen, doch besteht durchaus Potenzial, den ökologischen Fußabdruck zu senken. Franke und Bornberg bewertete hier unter anderem den Verbrauch von Wasser, Strom, Heizung und Papier oder die Optimierung von Dienstreisen. Insgesamt kamen die untersuchten Versicherer hier auf einen Durchschnittswerte von 53 Prozent.
Arbeitgeberverantwortung: Auch als Arbeitgeber können die Versicherer Zeichen setzen und damit zugleich ihre Attraktivität als Arbeitgeber stärken. Untersucht wurde hier unter anderem, wie die Versicherer ihre Auszubildenen oder die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Förderung nachhaltiger Arbeitswege, also ob der Versicherer beispielsweise die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch seine Mitarbeiter fördert. Die Branche kam hier auf einen Durchschnittswert von 56 Prozent.
Gesellschaftliches Engagement: Versicherer sind wichtige Akteure im gesellschaftlichen Wandel und können durch Teilnahme an gesellschaftlichen Projekten auch das Image der eigenen Branche stärken. Analysiert wurde folglich, ob die Versicherer gesellschaftliche Initiativen und Projekte unterstützen, wie hoch die Spendenquote liegt und wie das Controlling der Projekte erfolgt. Insgesamt kamen die untersuchten Unternehmen hier auf einen Durchschnittswert von 36 Prozent.
Nachhaltiges Investment: Mit ihrem Anlageverhalten haben die Versicherer einen starken Hebel, die Nachhaltigkeit in anderen Branchen und Unternehmen gezielt zu fördern. Entsprechend konnten die Versicherer in diesem Bereich am meisten Punkte bekommen. Untersucht wurden hier die Anlagestrategien der Versicherer, bestehende Ausschlusskritierien für Staaten und Unternehmen und die regelmäßige Überprüfung ihrer Kapitalanlagen. Im Durchschnitt kamen die untersuchten Versicherer hier auf einen Wert von 40 Prozent.
Wandel und Innovation: Um eine Nachhaltigkeitsstrategie erfolgreich umzusetzen, bedarf es der Transformation eigener Strukturen und Prozesse sowie einer klaren Definition von Verantwortlichkeiten. Untersucht hat Franke und Bornberg hier unter anderem die Verknüpfung der Vergütungsstruktur mit den Nachhaltigkeitszielen, das Vorhandensein eines effektives Treibhausgasmanagements und die nachhaltige Gestaltung der Lieferkette. Im Durchschnitt kamen die Versicherer hier auf einen Wert von 56 Prozent.
Nachhaltige Produkte: Mit nachhaltig gestalteten Versicherungsprodukten können Versicherer Einfluss auf das Verhalten ihrer Kunden nehmen, beispielsweise durch günstigere Prämien für nachhaltiges Verhalten oder höhere Entschädigungssummen für die Wahl nachhaltiger Ersatzlösungen nach Schäden. Im Durchschnitt kam die Branche hier auf einen Wert von 50 Prozent.
Nachhaltigkeitsberichte als Grundlage
Grundlage des Nachhaltigkeits-Scores bilden die Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen, die mit Daten aus dem ESG-Unternehmensrating sowie dem ESG-Report von Franke und Bornberg angereichert wurden. Wenn dabei zu bestimmten Themen von Unternehmensseite keine Angaben gemacht wurden, wurden keine Punkte vergeben.
Positiv wurden nach Angabe von Franke und Bornberg nur diejenigen Angaben, die einen spürbaren Beitrag zur Nachhaltigkeit eines Versicherers leisten und messbar gemacht werden können. Auf diese Weise wolle man Greenwashing ausschließen.
Im Gesamt-Ranking erhielt der HDI Deutschland mit einem Wert von 83 Prozent den höchsten Nachhaltigkeits-Score. Auch die Allianz SE (80 Prozent) sowie der Volkswohl Bund (74 Prozent) wurden von den Franke und Bornberg-Analysten als besonders nachhaltig eingestuft. Die geringsten Nachhaltigkeits-Einstufung erhielten die ADAC Versicherung AG (22 Prozent) sowie die WWK Versicherungen (14 Prozent).
Die Versicherer mit dem höchsten Score
Versicherer | Nachhaltigkeits-Score |
HDI Deutschland | 83 % |
Allianz SE | 80 % |
Volkswohl Bund | 74 % |
Axa Konzern AG | 67 % |
Swiss Life Holding AG | 65 % |
die Bayerische | 64 % |
Ergo Group AG | 63 % |
SV SparkassenVersicherung Holding AG | 63 % |
Continentale Versicherungsverbund | 60 % |
LV 1871 | 59 % |
VHV | 59 % |
Zurich | 59 % |
Die Ergebnisse für alle Versicherer sind hier oder für Makler über das Vergleichsprogramm fb>xpert einsehbar und werden laufend aktualisiert.