ALH-Gruppe und Zurich basteln weiter am Ausschließlichkeitsvertrieb
Vor zwei Jahren hat sich die ALH-Gruppe, zu der die Alte Leipziger Lebensversicherung und die Hallesche Krankenversicherung gehören, dazu entschieden, ihre Ausschließlichkeitsvertreter über alle Sparten hinweg zu Mehrfachagenten (MFA) zu machen. Wie ALH-Sprecherin Monika Krimmer gegenüber procontra bestätigte, sei es nach wie vor das Ziel, bis Ende des Jahres 90 Prozent der AO in das neue Modell überführt zu haben. Das sind ungefähr 500 Mitarbeiter. Bei den restlichen 10 Prozent, die bei dem alten Modell blieben, handele es sich um ältere Vermittler im Alter zwischen 60 und 65 Jahren, von denen die meisten kurz vor dem Renteneintritt stünden.
Der Grund für den Wandel bei der ALH Gruppe waren sinkende Bestände und ein rückläufiges Neugeschäft in der AO. Mit dem neuen Modell könne man Kunden nun ein breiteres Produktportfolio bieten und so besser an sich binden, unterstreicht Krimmer. Dabei sei es wichtig zu wissen, dass die ALH-Gruppe im Schwerpunkt ein Maklerversicherer mit einem eher geringen AO-Anteil sei.
Zurich setzt auf optionales Angebot
Derweil will auch die Zurich Versicherung ihren Vertretern im Vertrieb mehr Freiheiten geben: Sie sollen künftig zusätzlich auch Fremdverträge betreuen können, wenn die Kunden das wünschen. Die Kölner Gesellschaft geht aber nicht so weit wie die ALH Gruppe. „Wir wollen unserer Ausschließlichkeit ein optionales Zusatzangebot offerieren“, erläutert Bernd O. Engelien, Leiter Unternehmenskommunikation, gegenüber procontra. „Dieses Modell sieht den Mehrfachagenten als Zusatzangebot vor, die einzelne Agentur kann es nutzen oder auch nicht. Wir probieren das derzeit exklusiv für die AO in einem Piloten aus.“
Grundsätzlich sieht die Zurich ihre AO aber weiterhin als wichtigsten Vertriebsweg an und will ihn sogar weiter stärken. An der Ausschließlichkeit werde nicht gerüttelt, betont Unternehmenssprecher Engelien. „Zurich hat derzeit rund 1.400 Vermittler in Deutschland. Sie bleiben im Status der Ausschließlichkeit. Das heißt, unsere Agenturen erhalten auch keinen Mehrfachstatus.“
Maklerverbund vfm unterstützt Transformation
Bei der Umsetzung ihrer neuen Vertriebsmodelle werden sowohl die Zurich als auch die ALH-Gruppe vom Maklerverbund vfm unterstützt. Das dort entwickelte „AOplus-Modell" bietet Vermittlern, die bislang ausschließlich Produkte eines Versicherers anbieten konnten, die Möglichkeit, ihr Portfolio um andere Anbieter und Sparten zu ergänzen. „Dadurch können sie individueller auf Kundenbedürfnisse eingehen und wettbewerbsfähiger agieren“, so vfm-Marketing-Leiter Stefan Sommerer.
AO bleibt im Trend
Auf ein Ende der AO weist das Vorgehen der beiden Versicherer indes nicht hin. Im Gegenteil: Es gibt auch Unternehmen wie etwa die Nürnberger oder die Inter, die ihre AO weiter ausbauen wollen (wir berichteten). Für viele Häuser ist der Exklusivvertrieb aufgrund geringerer Provisionssätze offenbar immer noch günstiger als das Maklergeschäft und bietet zudem mehr Stabilität und Planbarkeit.
Auch die Vertriebswege-Statistik des GDV unterstreicht die nach wie vor hohe Bedeutung der AO. Danach hatte diese 2023 in der Sach-, Unfall- und Haftpflichtversicherung immerhin einen Anteil von 41 Prozent am Neugeschäft, bei der privaten Krankenversicherung sogar von über 50 Prozent.