Rückzug aus der Fläche

Allianz schließt in Ostdeutschland über 400 Agenturen

Die Allianz strafft ihr Netz in Ostdeutschland und schließt dort über 400 Agenturen und drei Geschäftsstellen. Den betroffenen Mitarbeitern sollen Alternativen angeboten werden. Alles zu den Hintergründen.

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13:09 Uhr | 05. September | 2024
Flaggen des Allianz-Konzerns

Die Allianz will ihr Agenturnetz in Ostdeutschland ausdünnen.

| Quelle: Allianz

Aktuell betreibt die Allianz rund 2.500 Agenturen und 18 Geschäftsstellen in den neuen Bundesländern – einschließlich Berlin. Dieses von der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) verwaltete „Vertriebsgebiet Nordost“ soll deutlich ausgedünnt werden. Das gab der Konzern jetzt bekannt. Demnach ist für 2025 die Schließung von ca. 430 Agenturen und drei Geschäftsstellen geplant.

Die Allianz reagiert damit nach eigener Auskunft auf die rückläufige und stark alternde Bevölkerung in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands und die zunehmende Urbanisierung. Darüber hinaus würden immer mehr Versicherungen digital abgeschlossen.

„Wir haben hier Orte, wo es keinen Bäcker oder Lebensmittelladen mehr gibt, dafür aber zwei Allianz-Agenturen“, so Firmen-Sprecherin Claudia Herrmann gegenüber procontra. „Darauf müssen wir einfach reagieren.“

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Von den beabsichtigten Agenturschließungen sind rund 15 Prozent der selbstständigen Vertreterinnen und Vertreter des Vertriebsgebiets betroffen. „Jeder von ihnen wird von uns ein Angebot für eine andere Tätigkeit bekommen, beispielsweise als Agenturpartner oder Kundenberater“, verspricht Herrmann.

Auch im Zuge der Geschäftsstellenschließungen – konkret geht es um die Standorte Meißen, Dessau und Suhl – soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Die Mitarbeiter, die dort angestellt seien, würden von den verbleibenden Agenturen übernommen, heißt es hierzu in einer Meldung der Allianz.

Die Veränderungen im Nordosten sind Teil des Anfang 2023 aufgelegten „ABV-Zukunftsprogramms“, mit dem der Ausschließlichkeitsvertrieb des Versicherers neu ausgerichtet werden soll. Dazu gehört neben dem Rückzug aus der Fläche auch eine Stärkung urbaner Zentren durch die Gründung neuer und größerer Agenturen. Gleichzeitig will man zukünftig auch mehr Versicherungs- und Bürokaufleute ausbilden. Die Rede ist von 100 Neueinstellungen pro Jahr.

Zentrale Betreuung der DDR-Altverträge

Eine weitere Änderung sieht vor, die Betreuung der noch aus DDR-Zeiten stammenden Produkte, wie beispielsweise die „Erweiterte Haushaltsversicherung“ (EHV), zukünftig zentral in Halle anzusiedeln. Die Allianz hatte 1990 die Staatliche Versicherung der DDR übernommen und führt die Altverträge, rund eine Million, bis heute fort. Neu angeboten wird die EHV, eine Kombination aus Hausrat-, Haftpflicht- und Reisegepäckversicherung, bei der Elementarschäden wie Hochwasser automatisch mitversichert sind, allerdings nicht mehr.

Auch nach der Straffung bleibe die Dichte des Agenturnetzwerks in Ostdeutschland über dem bundesweiten Durchschnitt, betont Andreas Schmid, Mitglied des Vorstands der ABV und verantwortlich für den Vertrieb Nord. So gebe es etwa in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland, nur rund 1.100 Agenturen.

Die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) verantwortet die Ausschließlichkeitsorganisation, die digitale Beratungs- und Vertriebseinheit sowie den Vertrieb über Bankpartner der Allianz in Deutschland. Dazu gehören rund 8.000 selbstständige Vertreterinnen und Vertreter bundesweit. Das Vertriebsgebiet Nordost umfasst die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin.