Auch für Versicherer eröffnet die Messung des CO2-Ausstoßes für Versicherungsportfolios eine Möglichkeit zur Entwicklung nachhaltiger Produkte und Strategien. Dafür müssen zunächst die verschiedenen Messmethoden genauer betrachtet werden.
Messmethoden des CO2-Fußabdrucks
Life Cycle Assessment (LCA)oder auch Lebenszyklusanalyse:
Die LCA betrachtet die gesamten Emissionen, die im Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung entstehen, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung. Sie ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung der Umweltauswirkungen und hilft, emissionsintensive Bereiche zu identifizieren.
Direkte und indirekte Emissionsberechnungen:
Direkte Emissionen (Scope 1) entstehen direkt durch die Aktivitäten eines Unternehmens, z.B. durch firmeneigene Fahrzeuge oder Produktionsanlagen.
Indirekte Emissionen teilen sich in:
Scope 2: Emissionen aus der Erzeugung gekaufter Energie, die von einem Energieversorgungs-Unternehmen stammt.
Scope 3: Sonstige indirekte Emissionen, die in der Wertschöpfungskette entstehen, z.B. durch Dienstreisen, Transport und Verteilung.
Carbon Footprint Standards und Protokolle:
Standards wie das Greenhouse Gas Protocol und die DIN-Norm „ISO 14064“ bieten Richtlinien für die Erfassung und Berechnung von Treibhausgasemissionen. Sie fördern die Vergleichbarkeit und Transparenz von Emissionsdaten.
Softwarelösungen und CO2-Rechner:
Digitale Tools ermöglichen eine schnelle und benutzerfreundliche Berechnung des CO2-Fußabdrucks anhand von Eingabedaten wie Energieverbrauch oder Transportmittel. Sie sind insbesondere für erste Schätzungen und laufende Überwachungen nützlich.
Bedeutung der CO2-Fußabdruck-Messung für die Versicherungsbranche
Veröffentlichung des CO2-Fußabdrucks
Initiative: Deutsche Versicherer haben erstmals den CO2-Fußabdruck für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen veröffentlicht, die ein Volumen von 310 Milliarden Euro umfassen. Dies entspricht 19,9 Prozent der gesamten Anlagen der Erstversicherer und resultierte in 21,9 Millionen Tonnen CO2, die den Versicherern zuzurechnen sind.
Benchmark: Der ermittelte CO2-Fußabdruck beträgt 71 Tonnen CO2 je investierter Million Euro, der als Referenz für zukünftige Reduktionsziele dient.
Nachhaltigkeitsstrategien und Ziele
Verbreitung: 86 Prozent der Versicherer, die 182 Unternehmen mit einem Marktanteil von 86 Prozent an den Beitragseinnahmen umfassen, haben eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. 85 Prozent dieser Versicherer verfolgen Net-Zero-Ziele für ihre Kapitalanlagen.
Implementierung: Die Implementierungsstrategien betreffen verschiedene Aspekte des Geschäftsbetriebs, einschließlich der Auswahl von Dienstleistern, Energieversorgung und der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsauswirkungen bei der Zeichnung von Risiken.
Zukunftspläne und Auswirkungen
Reduktionsziele: Bis 2025 streben die Versicherer eine erkennbare Reduktion des CO2-Fußabdrucks an. Darüber hinaus planen sie, ihre Kapitalanlagen bis 2050 netto zu dekarbonisieren und nachhaltige Versicherungsprodukte weiter auszubauen.
Netto-Klimaneutralität: Die Versicherer beabsichtigen, bis 2025 in ihren eigenen Liegenschaften in Deutschland netto-klimaneutral zu arbeiten.
Die Ermittlung und Veröffentlichung des CO2-Fußabdrucks für einen Teil der Kapitalanlagen deutscher Versicherer durch den Gesamtverband der Versicherer (GDV) ist ein richtungsweisender Schritt zur Erreichung von mehr Transparenz und zur Festlegung klarer Ziele für die Reduktion von Treibhausgasemissionen. Aber es zeigt auch, dass weiterhin viel Luft nach oben besteht. Gerade, was das Angebot an Versicherungs- und Finanzprodukten mit nachhaltigen Mehrwerten betrifft.