Wegen Kosten und Verwaltungsaufwand

Deutsche Familienversicherung stellt Börsenhandel ein

Nach rund sechs Jahren an der Frankfurter Börse zieht sich die DFV von dieser zurück. Die dadurch freiwerdenden Ressourcen sollen anderweitig genutzt werden. Für knapp eine Million Aktien gibt es ein Ankaufangebot.

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09:09 Uhr | 18. September | 2024
DFV-Börsengang 2018

Vorstände, Belegschaft und prominente Gäste feierten 2018 den Börsengang der Deutsche Familienversicherung AG.

| Quelle: DFV

Es sind Bilder voller Euphorie: DFV-Vorstand Stefan Knoll schwenkt 2018 die bedeutungsschwere Glocke auf dem Frankfurter Parkett, läutet damit den Börsengang seiner Deutsche Familienversicherung ein. Vor dem Mekka des deutschen Aktienhandels posiert die Vorstandsriege der DFV außerdem mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiten sowie Spielern von Eintracht Frankfurt. Alle sind happy und blicken freudig in die Zukunft als börsennotiertes Unternehmen.

Diese Reise ist knapp sechs Jahre später zu Ende. An diesem Dienstagabend musste der Versicherer per Ad-hoc-Mitteilung sein Delisting, also den Rückzug von der Frankfurter Börse bekanntgeben. „Die DFV Deutsche Familienversicherung AG möchte in Zukunft strategisch flexibler und freier in unternehmerisch wichtigen Entscheidungen agieren können und zugleich durch den Widerruf der Börsenzulassung jährlich rund 2,5 Millionen Euro einsparen“, heißt es dazu begründend in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Zudem würde der eigene Verwaltungsaufwand durch das Delisting erheblich reduziert, vor allem durch die Entlastung von Berichtspflichten, die keinen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der DFV leisten würden.

Mit den durch den Rückzug von der Börse freiwerdenden Ressourcen will die DFV fortan den profitablen Unternehmenswachstum ankurbeln. Denn, wie es heißt, sei die Zulassung der Aktien zum Handel am regulierten Markt mit erheblichen finanziellen und personellen Belastungen verbunden, die auch zu Lasten des Tagesgeschäfts gingen. Ob der Rückzug vom Börsenhandel auch Auswirkungen auf das Versicherungsangebot der DFV haben wird, hat procontra bereits nachgefragt, bislang aber noch keine Antwort erhalten.

Aufkauf für 6,60 Euro pro Aktie

Das Delisting-Verfahren wurde, laut Ad-hoc-Mitteilung, erst am Dienstag vom Vorstand der DFV beschlossen. Die Vereinbarung wurde zusammen mit der Haron Holding S.A. aus Luxemburg getroffen. Diese gehört dem DFV-Großaktionär Luca Pesarini. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Haron Holding den DFV-Aktionären anbietet, ihre Aktien für 6,60 Euro pro Stück anzukaufen. Das entspricht auch dem aktuellen Kurs der Aktie. Ausgegeben wurde sie 2018 für zwölf Euro das Stück und lag zwischenzeitlich sogar einmal bei rund 25 Euro. Der Ankaufspreis könnte auch noch steigen, wenn die BaFin einen höheren Mindestpreis ermitteln sollte.

Wie die Haron Holding auf ihrer Internetseite mitteilt, wurde mit mehreren Großaktionären, darunter die SK-Beteiligungen GmbH von Stefan Knoll, eine Nichtandienungsvereinbarung getroffen. Das bedeutet, dass das Aufkaufangebot für 6,60 Euro pro Aktie für deren Aktien nicht gilt. Davon betroffen sein sollen 10.012.245 Aktien und somit der Großteil der insgesamt 14.587.780 DFV-Aktien. Die Haron Holding halte selbst bereits 1.358.536 Aktien und Luca Pesarini persönlich weitere 2.288.748 DFV-Aktien. Somit würde das Angebot nur für die übrigen 928.251 Aktien gelten, die sich in Streubesitz befinden.