Shitstorm gegen Versicherer

„Die LVM will Menschen keinen Lebensstil empfehlen.“

Nach einem Social-Media-Post der LVM Versicherung fordert ein kleiner Verband lautstark eine Entschuldigung. LVM-Pressesprecher Daniel Meyering nimmt Stellung zu den Anschuldigungen.

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09:01 Uhr | 11. Januar | 2023
Daniel Meyering, Pressesprecher der LVM

Daniel Meyering, Pressesprecher der LVM, erklärt, was es mit dem Social-Media-Post zur veganen Ernährung auf sich hatte und warum sich der Versicherer daraufhin bei seinen Kunden entschuldigt hat.

| Quelle: LVM

Die LVM Versicherung steht derzeit in der Kritik – von unterschiedlichen Seiten: Anlässlich des sogenannten Veganuary hat der Versicherer mit einem Social-Media-Post zum Thema „vegane Ernährung“ den Ärger des kleinen Verbands Freie Bauern auf sich gezogen. In dem Post wurde eine Studie der renommierten Harvard-University zitiert, der zufolge eine einmonatige vegane Ernährung positiven Auswirkungen auf das Klima hat. Vor allem aber bietet die LVM im Zuge des Veganuary auch ein veganes Gericht in ihrer Kantine an.

Die Freien Bauern bezeichneten das Vorgehen der LVM daraufhin als „wahrheitswidrige Kampagne“ und stellten ein Ultimatum: Bis zum 6. Januar, 18 Uhr, solle Mathias Kleuker, Vorstandsvorsitzender der LVM, ein vom Verband formuliertes Entschuldigungsschreiben unterzeichnen „und über alle Medien des LVM veröffentlichen“, fordert Alfons Wolff, Bundessprecher der Freien Bauern.

„Ohne Tiere könnten viele pflanzliche Rohstoffe nicht verwertet werden, die Folge wären Hunger und Elend. Tierhaltung ist klimaneutral, da den Treibhausgasen der Tiere die CO2-Bindung durch die Fotosynthese der Futterpflanzen gegenübersteht“, heißt es in der entsprechenden Stellungnahme. Sollte Kleuker das Schreiben nicht unterzeichnen, wolle der Verband seine Mitglieder dazu auffordern, ihre Versicherungsverträge bei der LVM zu kündigen. Der Versicherer hat derweil den Post gelöscht und tatsächlich am 6. Januar einen Brief für seine Kunden verfasst.

Das Unternehmen bedauere demnach, dass es den Eindruck erweckt habe, eine „rein vegane Ernährung zu unterstützen. Das ist selbstverständlich nicht so.“ Das Thema sei „schlecht aufbereitet“, im Post seien „diskussionswürdige Zahlen zitiert“ worden. „Dafür entschuldigen wir uns nachdrücklich und wir bedauern die Veröffentlichung des Beitrags“, so das Schreiben, das unter anderem von Kleuker unterschrieben worden ist. 

procontra:

Die LVM hat als Unternehmen Stellung bezogen und die Vorteile, die ein Verzicht auf Fleisch haben kann, in dem Post benannt. Wie wichtig ist Ihnen als Unternehmen eine Haltung in Zeiten des Klimawandels?

Daniel Meyering:

Die LVM Versicherung nimmt den menschengemachten Klimawandel ernst. Daher sind wir zum Beispiel 2020 dem Klimabündnis Net-Zero Asset Owner Alliance beigetreten und haben uns verpflichtet, unsere Kapitalanlage bis 2050 klimaneutral zu gestalten.

procontra:

Werden Sie auch in Zukunft, wenn es sich anbietet beziehungsweise es einen sinnvollen Anlass gibt, Stellung beziehen – unabhängig von einzelnen möglichen Reaktionen?

Meyering:

Die LVM Versicherung hat einen klaren Wertekanon. Wir stehen für Sicherheit, Vertrauen und Verantwortung. Für diese Werte treten wir auch aktiv ein.

procontra:

Warum haben Sie sich für eine Entschuldigung entschieden? Sind Sie zurückgerudert, um einem größeren Bestandsverlust vorzubeugen? 

Meyering:

Für den Beitrag haben wir unsere landwirtschaftlichen Kundinnen und Kunden, die an dem Social-Media-Beitrag Anstoß genommen haben, um Entschuldigung gebeten, weil er den Eindruck erwecken konnte, die LVM würde eine rein vegane Ernährung propagieren. Dem ist nicht so. Die LVM Versicherung steht für Offenheit und nicht dafür, Menschen einen Lebensstil zu empfehlen.

procontra:

Dass Tierhaltung inklusive aller daran beteiligten Ressourcen ein nicht unerheblicher Faktor für den Klimawandel ist, ist unbestreitbar. Auch die gesundheitlichen Folgen können drastisch sein. Selbst das Umweltbundesministerium macht auf seiner Website auf die Folgen aufmerksam. Warum haben Sie erklärt, die Zahlen der Quelle seien „diskussionswürdig“, gleichwohl es sich um eine Studie einer renommierten Eliteuniversität handelte?

Meyering:

Wir haben diese Zahlen als ausschließliche Fakten präsentiert. Das war missverständlich und konnte als Empfehlung für eine rein vegane Ernährung aufgefasst werden.

procontra:

War es sinnvoll gerade einem sehr kleinen Verband in diesem Fall entgegenzukommen oder bereuen Sie bereits die Entschuldigung? Schließlich habe der Bundessprecher der Freien Bauern bereits im vergangenen Jahr seine Verträge bei der LVM gekündigt, nachdem Sie dem Nabu eine Spende haben zukommen lassen.

Meyering:

Mit den Freien Bauern stehen wir nicht in Kontakt, wir haben ihre Forderung auch nicht unterzeichnet. Wir haben unsere landwirtschaftlichen Kundinnen und Kunden um Entschuldigung gebeten.