Kritik aus der Maklerschaft

DKM 2024: „Die Prozesse einiger Versicherer sind ein Fall für die BaFin“

Es knirscht in den Prozessen zwischen Maklern und Versicherern – was schon seit Monaten immer wieder Thema ist, kommt auf der diesjährigen DKM in verschiedenen Diskussionsrunden teils mit deutlichen Worten auf den Tisch.

Author_image
10:10 Uhr | 30. Oktober | 2024
Diskussionsrunde

von links: Tobias Warweg, GGW; Bernd Helmsauer, Helmsauer Group; Moderatorin Andrea Bock, Fiji-Gründerin; Marcel Armin, AON und Jessica Reimers, Südvers

| Quelle: procontra/Nadine Wiesenthal

Am ersten Tag der DKM 2024 in Dortmund kam ein Thema immer wieder und zum Teil mit überraschend ehrlichen Worten auf den Tisch –  sowohl auf den Bühnen als auch in den Gesprächen hinter den Kulissen: Fachkräftemangel und hohe Schadenkosten zwingen die Versicherer zu Sparmaßnahmen und das hat inzwischen große Auswirkungen auf die Prozesse der Versicherer. Verbände, Maklerkonsolidierer, große und kleine Maklerhäuser nutzten die DKM, um ihren Unmut über die Versicherungsunternehmen kundzutun. Bernd Helmsauer bringt es ungeschminkt auf den Punkt: „Die Prozesse einiger Versicherer sind inzwischen ein Fall für die BaFin“, sagt der Inhaber der Helmsauer Gruppe im Gespräch mit procontra. Zunehmend spiele vor allem die Größe der Broker eine Rolle. „Für den ganz normalen mittelständischen Makler wird es zunehmend schwieriger.“

Beim Service wird gespart

Persönlicher Service für kleine Makler? Wenn an allen Ecken gespart werden muss, wohl eher die Ausnahme. Das wird auch in Gesprächen hinter den Kulissen deutlich. So berichtet ein mittelständischer Gewerbemakler, dass eine Kollegin inzwischen nicht viel anderes macht, als die Versicherer immer wieder an die Anfragen zu erinnern. Ein anderer sagt scherzhaft gegenüber procontra, dass er sich eine Software wünscht, die jeden Tag bei den Versicherern den Stand der Schadenmeldungen abfragt. Hier könnte eine fortschreitende Digitalisierung auf allen Seiten sicher ein Schlüssel sein.

Davon sind auch die Vema-Vertreter überzeugt: Die Erreichbarkeit sei nach wie vor eines der drängendsten Probleme in der Zusammenarbeit zwischen Maklern und Versicherern. „Leider sind wir in den vergangenen Monaten nur in kleinen Schritten vorangekommen, lassen jedoch nichts unversucht, um unseren Maklern praktikable Lösungen zu bieten. Ein wichtiger Baustein ist dabei die vollständige Digitalisierung von Schadenmeldungen, die wir mit abgestimmten Validierungen weiter vorantreiben. Wir hoffen, damit den Prozess erheblich zu beschleunigen und zu entlasten“, heißt es von Seiten der Genossen­schaft für Versicherungs­makler.

Abnehmende Deckungsbereitschaft?

Doch der Service ist nicht der einzige Schmerzpunkt bei den Maklern: BDVM-Vertreter kritisieren eine schwindende Deckungsbereitschaft der Versicherer, wenn es um einzelne Branchen geht. So suchen Makler bei Unternehmen mit höheren zu versichernden Risiken zum Teil händeringend nach Lösungen, während sich die Versicherer laut BDVM zunehmend dem Geschäft mit geringeren Risiken zuwenden. „Aktuell tun sich viele unserer Mitglieder schwer damit, einigen ihrer Kunden für das nächste Jahr Versicherungsschutz zu verschaffen“, sagte Billerbeck. Er und seine Kollegen seien vor allem deshalb auf der Messe, um fehlende Deckungen zu platzieren. procontra berichete in den vergangenen Monaten über einige dieser Fälle. Bernd Helmsauer ist der Ansicht, dass man die Versicherer an ihre ursprüngliche Aufgabe erinnern sollte: „Die Versicherer vergessen Ihre Kollektivpflichten.“

Einzig Tobias Warweg, Chef und Founder des großen Konsolidierers GGW Group, mag sich bei einer Diskussionsrunde auf der DKM der trüben Stimmung nicht anschließen. Er spüre in seinem Unternehmen weder Fachkräftemangel noch Probleme im Verhältnis mit den Versicherern in dem beschriebenen Ausmaß. Doch ist das wirklich ein Widerspruch? Offenbar zählt derzeit vor allem Größe, Größe, Größe – gute Zeiten also für die großen Konsolidierer. Die Marktkonzentration schreitet deshalb auch mit hohem Tempo voran. Fast jede Woche wird inzwischen eine erneute Maklerhaus-Übernahme verkündet. Das sagt auch Jessica Reimers, COO von Südvers. Sie könne sich selbst mit der Südvers ebenfalls nicht beklagen, aber sie räumt auch ein: „Es lief sicherlich nicht bei allen gut im vergangenen Jahr.“

DKM 2024 – die besten Bilder des zweiten Tages

Die beiden Tage der DKM sind nur so vorbei geflogen. Klicken Sie sich durch die wichtigsten Impressionen, durch viele bekannte Gesichter und die Highlights auf den Ständen in unserer Bildergalerie.

1/19

Norbert Rollinger

GDV-Präsident Norbert Rollinger sprach auf der DKM unter anderem über die Reformpläne der geförderten privaten Altersvorsorge. Er verteidigte dabei die Wichtigkeit der lebenslangen Rentenzahlung. Diese sei für viele Menschen mit kleinem Einkommen weiterhin existenziell und zudem das Spezialgebiet der Lebensversicherer.