Bilanz 2023 der Hanse Merkur

Erklärvideo zum "Krebs-Scan" obligatorisch für Kunden

Im vergangenen Jahr hatte die Hanse Merkur mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, bleibt aber auf Wachstumskurs. Dank des starken Tier-Geschäfts wächst der Bereich Schaden & Unfall um 35 Prozent. Beim umstrittenen "Krebs-Scan" gibt es ein Erklärvideo für die Kunden.

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13:04 Uhr | 29. April | 2024
Der Vorstand der Hanse Merkur.

Der Vorstand der Hanse Merkur von links: Holger Ehses (u.a. Bereich Kundenservice, Produktentwicklung SHUK), Eric Bussert (Vertrieb und Marketing), Eberhard Sautter (Vorstandsvorsitzender), Raik Mildner (Treasury, Rechnungswesen) und Johannes Ganser (Koope­ra­tions- und Reise­ver­trieb, Reise­be­trieb, Personal, Comp­li­ance).

| Quelle: procontra/Nadine Wiesenthal

Hanse-Merkur-Vorstand Eberhard Sautter eröffnet die Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2023 und redet nicht drumherum, dass er 2023 als anstrengendes Jahr empfunden habe. Die Hamburger sahen sich genauso wie die gesamte Branche mit der Inflation und schrumpfender Wirtschaft konfrontiert. Doch gerade zum Jahresende hin hat sich laut Sautter eine positive Entwicklung manifestiert.

Besonders zufrieden ist der Vorstandsvorsitzende mit den Einnahmen bei den laufenden Beiträgen um 7,8 Prozent auf 2,57 Mrd. Euro. Die Bruttobeitragseinnahme konnte um 3,2 Prozent auf 2,67 Mrd. Euro wachsen. Einige strategische Ziele habe man erreichen können:

Krankenversicherung - Diskussion um "Krebs-Scan"

So habe es die Hanse Merkur unter die Top 10 der deutschen privaten Krankenvollversicherer geschafft und zähle erstmals mehr als 300.000 Krankenvollversicherte zu den Kunden. Die Zahl der Zusatzversicherten ist um 1,2 Prozent, also um 15.000 Personen gestiegen. Die Beitragseinnahmen im Bereich Gesundheit & Pflege wuchsen um sieben Prozent auf 1,96 Mrd. Euro.

Im Bereich der Krankenversicherung hatte die Hanse Merkur im vergangenen Jahr mit einer Welle der Kritik bezüglich des Vorsorgeproduktes "Krebs-Scan" zu kämpfen. Vertriebspartner Tchibo hatte sich daraufhin von dem Geschäft zurückgezogen. "Tchibo hat mit uns zusammen agiert, wir haben uns zusammengesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses Produkt in dieser frühen Phase einen bestimmten Beratungsbedarf hat", erläutert Sautter und macht auch kein Geheimnis daraus, dass die Hanse Merkur durch Tchibos Rückzug "einen Tick weniger" verkauft. Doch Sautter ist weiterhin überzeugt von der Police: "Wir wollen Innovationen früher als die gesetzliche Kassen in den Markt bringen. Denn nur 45 Prozent aller Krebserkrankungen können von den Früherkennungsverfahren abgedeckt werden."

Vertriebsvorstand Eric Bussert erläutert, dass es für den Vertrieb des Krebs-Scan nun ein Erklärvideo für die Kunden gibt. Diese müssen mit ihrer Unterschrift versichern, dass sie das Video wirklich gesehen haben. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass den Kunden klar ist, was der Test leisten kann und was nicht.

Wachstumsfeld Tierkrankenversicherung

Im Geschäftsfeld Schaden & Unfall ist die Hanse Merkur besonders durch den Erfolg mit Tierkrankenversicherungen gewachsen. Insgesamt hat der Bereich um 35,3 Prozent auf Beitragseinnahmen in Höhe von 132,5 Mio. Euro zuleget. Die Tierversicherung erwirtschaftete Beitragseinnahmen in Höhe von 43,7 Mio. Euro, was einem Plus von 215 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Sautters Ziel ist ganz klar: "DER Tierversicherer" zu werden.

Gerade die Tierkrankenversicherungen seien ein Bereich, in dem sich die Investition in Technologien beispielsweise zur Automatisierung der Schadenbearbeitung besonders schnell rentierten. Dafür wurde ein neues Bestandssystem und ein neues Schadensystem eingeführt. Bereits 93 Prozent der Schadenregulierung konnte bei den Tierversicherungen jetzt automatisiert abgewickelt werden. Künstliche Intelligenz soll künftig in Voice- und Chat-Bots einfließen.

Sanierung von "stillen Lasten"

Die Nettoverzinsung liegt 2023 nur noch bei 1,7 Prozent (2021 noch 3,2 Prozent), was laut Finanzvorstand Raik Mildner allerdings dem Abbau von stillen Lasten geschuldet ist, die aufgrund der gestiegenen Zinsen entstanden sind. Die derzeit noch schmerzhaften Abschreibungen sollen bald wieder zu höheren Renditen führen.