Kolumne
Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Bis 2030 wird die Kluft zwischen Arbeitsmarktein- und -austritten weiter klaffen. Wie ich bereits betont habe, wird der Wettbewerb um Fachkräfte intensiver, und es geht darum, Talente für sich zu gewinnen, statt sie nur abzuwerben. Soweit nichts Neues. Aber vom reinen Konstatieren wird noch keine Veränderung angeschoben.
Daher müssen wir uns dringend der Frage stellen: Wie entfachen wir Begeisterung für die Versicherungsbranche bei jungen Talenten und Quereinsteigern? Die Frage brennt insofern besonders, weil sich Politiker und Versicherungsvermittler in den vergangenen Jahren konsequent um den letzten Platz im Beruferanking „streiten“. Trotzdem sehen wir auch: Wer einmal Fuß in der Versicherungsbranche gefasst hat, verspürt selten den Drang, sie wieder zu verlassen. Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären?
Die Präferenzen junger Menschen sind klar: strukturierte Arbeitsabläufe, inhaltlich anspruchsvolle Tätigkeiten und sinnstiftendes Arbeiten. Das alles und noch mehr bietet die Branche meiner Ansicht nach. Die Herausforderung liegt nun darin, diese Botschaft effektiv zu kommunizieren.
Hierbei gilt es insbesondere, zielgruppengerecht zu agieren, das heißt in der richtigen Sprache über die richtigen Kanäle. Im Vordergrund stehen dabei sicherlich Social-Media-Kanäle, das ist wenig überraschend. Hier funktioniert auch der Ansatz, sich über Weiterbildung zu Finanz- und Versicherungsthemen zu positionieren. Beispiele wie Bastian Kunkel, Stephan Peters oder die Insurancer-Kampagne des GDV zeigen, wie das gelingen kann. Aber vergessen Sie nicht regionale analoge Angebote wie Jobmessen, die nach wie vor wichtig sind bei der Berufswahl. Der Fokus sollte dabei insbesondere auf der Vielfalt und dem Sinn der Tätigkeiten in der Branche liegen. Neben Absolventen dürfen wir die Quereinsteiger nicht aus dem Blick verlieren. Sie benötigen zwar eine umfassende Einarbeitung, bieten aber enormes Potenzial.
Es gilt, die Chancen zu nutzen und die Versicherungsbranche als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Ich weiß, das klingt in der Theorie recht einfach, ist es in der Praxis aber nicht. Einen Imagewandel wird es nicht von heute auf morgen geben, aber der lange Atem lohnt sich.