Zusammenschluss

Gothaer-Barmenia-Fusion: Das sind die nächsten Schritte

Die Gothaer Versicherung blickt mit breiter Brust der nahenden Fusion mit der Barmenia entgegen. Nun wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Auf einer Pressekonferenz berichtete der Gothaer-Vorstand nun, wie es in den kommenden Monaten weitergeht.

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14:04 Uhr | 19. April | 2024
Zwei Männer treffen sich und geben sich die Hand

Im vierten Quartal wollen Gothaer und Barmenia erstmals als gemeinsames Unternehmen auftreten.

| Quelle: Nuthawut Somsuk

Nachdem im März das Bundeskartellamt der größten Versichererhochzeit der vergangenen Jahre seinen Segen gegeben hatte, treiben die Gothaer und die Barmenia ihren Zusammenschluss weiter voran. Wie Gothaer-Vorstandsvorsitzender Oliver Schoeller auf der Bilanzpressekonferenz seines Hauses bekannt gab, haben die Vorstände von Gothaer und Barmenia mittlerweile ein sogenanntes „Business Combination Agreement“ unterzeichnet.

In diesem haben beide Versicherer schriftlich die nächsten Schritte ihres Zusammenwachsens fixiert und sich zugleich auch auf das gemeinsame Vorhaben eingeschworen. „Mit der Unterzeichnung verpflichten wir Vorstände uns, die rechtliche und wirtschaftliche Umsetzung des Zusammenschlusses bestmöglich voranzutreiben und zu fördern“, so Schoeller. Festgehalten in dem Papier sind unter anderem, wie der weitere Weg zum Zusammenschluss aussehen soll, welche konkreten Maßnahmen dafür notwendig sind und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen er erfolgen soll.

Geschäftsbetriebe verschmelzen

Was heißt das nun konkret: In einem ersten Schritt soll der gesamte operative Geschäftsbetrieb der Barmenia Lebensversicherung a.G. auf die Gothaer Lebensversicherung AG übertragen werden. Dieser Schritt umfasst auch den Versicherungsbestand. Unmittelbar darauf soll die Barmenia Leben dann auf die Barmenia Versicherungen a.G. verschmolzen werden.

Im kommenden Jahr soll dann die Gothaer Kranken mit der Barmenia Kranken verschmolzen werden. Ein langwieriger Prozess, bei dem die Beteiligten von einer Dauer von bis zu drei Jahren ausgehen. „Für unsere Kundinnen und Kunden hat das keinerlei Auswirkungen auf ihren Versicherungsschutz oder ihre Prämien,“ verspricht Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia. 

Wenn alle Maßnahmen umgesetzt sind – so sind unter anderem auch die Mehrheitsverhältnisse am neuen Unternehmen noch festzulegen – sollen im August dieses Jahres die Fusionsverträge unterzeichnet werden. „Unser Ziel ist es, ab dem vierten Quartal als gemeinsames Unternehmen zu agieren“, sagte Schoeller. 

Wie sieht der neue Vorstand aus

Unklar ist derzeit noch, wie der Vorstand des neuen Gemeinschaftsunternehmens aussieht – schließlich wären diverse Posten doppelt besetzt. Fest steht bislang nur, dass Schoeller und Eurich das neue Unternehmen gemeinsam führen werden.

Nicht vertreten sind im neuen Vorstand zudem Gothaer-Leben-Vorstand Michael Kurtenbach, Vertriebsvorstand Oliver Brüß sowie Mathias Bühring-Uhle. Während Kurtenbach durch Alina vom Bruck beerbt werden wird, stehen für Brüß und Bühring-Uhle noch keine Nachfolger fest. „Wir haben also Spielraum, den künftigen Vorstand kompetent und schlank zu besetzen“, bemerkte Schoeller.

Gothaer verzeichnet „exzellentes Jahr“

Durch den Zusammenschluss wären Barmenia und Gothaer der zehntgrößte Versicherer in Deutschland mit Beitragseinnahmen in Höhe von 7,992 Milliarden Euro (Stand Ende 2023). Dass man an den acht Milliarden Euro kratzt, liegt auch am Geschäftsjahr 2023, dass Schoeller im Hinblick auf die widrigen Umstände als „exzellent“ bezeichnete.

Den stärksten Zuwachs mit einem Beitragswachstum von zwölf Prozent verzeichnete der Kölner Versicherer dabei im Kompositgeschäft. Vor allem das Gewerbegeschäft läuft hier gut. Thomas Bischoff, Vorsitzender der Gothaer Allgemeine, hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Gothaer-Gewerbe-Protect-Police, die sich mittlerweile rund 126.000 Mal verkauft hat. „Dies liegt auch daran, dass wir zuletzt eine große Zahl von Maklerunternehmen überzeugen konnten“, so Bischoff.

Positiv hob Bischoff zudem hervor, dass man seit langer Zeit wieder ein Netto-Plus bei Unfallversicherungen verzeichnen konnte. Auch in der Kfz-Versicherung habe man wieder Fuß gefasst. Allerdings rutschte die Gothaer wie viele andere Kfz-Versicherer hier im vergangenen Jahr auch ins Minus. Die Combined Ratio stieg von 96,2 Prozent 2022 auf 105,5 Prozent. Damit ist man zwar besser als der Markt (Schnitt: 111 Prozent), verliert hier jedoch auch Geld. „Wir wollen in diesem Jahr wesentliche Schritt zurück in die Profitabilität tätigen“, gab sich Bischoff optimistisch.

In der Lebensversicherung verzeichnete die Gothaer ein Beitragsminus in Höhe von 2,9 Prozent auf 1,021 Milliarden Euro. Hauptverantwortlich hierfür waren hohe planmäßige Abläufe sowie das schwächelnde Einmalbeitragsgeschäft, das um neun Prozent gegenüber 2022 nachgab. Hier rechnet Vorstand Michael Kurtenbach allerdings damit, mittlerweile das Bodenniveau erreicht zu haben und die Beitragseinnahmen 2024 zumindest konstant halten zu können. Hierfür habe man das wichtigste Einmalbeitragsprodukt zuletzt auch grundlegend überarbeitet.

Erfreulich entwickelt sich hingegen das Biometrie-Geschäft (+5 Prozent) sowie die betriebliche Altersvorsorge (+0,5 Prozent).

Erstmals über eine Million Kranken-Verträge

In der Krankenversicherungssparte kommt die Gothaer – zumindest wenn man die Zahl der Auslandskrankenversicherten dazuzählt – zum ersten Mal auf über eine Million Verträge. Rückläufig ist aber weiter die Zahl der Vollversicherten, die von 123.300 auf 120.200 sank – ein Minus von 2,6 Prozent. Deutlich zulegen konnte die Gothaer allerdings bei den Zusatzversicherten. Hier stieg die Zahl der Verträge um 6,4 Prozent auf rund 617.100. „Wir haben 2023 zudem das beste Neugeschäft sei Einführung des Provisionsdeckels verzeichnet“, bemerkte Kranken-Vorständin Sylvia Eichelberg.

Es gibt also genügend Gründe für die Gothaer, selbstbewusst in die Zukunft zu blicken. „Wir gehen selbstbewusst mit breiter Brust in die Fusion“, sagte der im Sommer ausscheidende Lebens-Vorstand Michael Kurtenbach. „So kann ich entspannt in Ruhestand gehen.“