Preiserhöhungen angekündigt

Huk-Coburg schreibt rote Zahlen in der Kfz-Sparte

Die Huk-Coburg hat in ihrem Kerngeschäft der Kfz-Versicherung mit Schwierigkeiten zu kämpfen und muss einen Verlust von -216,3 Mio. Euro hinnehmen. Das liege vor allem an explodierenden Schadenkosten. Deshalb werde der Versicherer die Preise erhöhen, so Huk-Chef Klaus-Jürgen Heitmann.

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12:04 Uhr | 09. April | 2024
Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der HUK-COBURG

Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der Huk-Coburg

| Quelle: Huk-Coburg

„Die Ertragsseite unseres KFZ-Geschäftes ist nicht zufriedenstellend“, sagt Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der Huk-Coburg. Grund hierfür sei eine neue Schadenrealität, die vor allem durch eine extreme Teuerung der Schadendurchschnitte charakterisiert sei. Die Combined Ratio im KFZ-Geschäft liege daher bei 113 Prozent. Nach Verwendung von Mitteln aus der Schwankungsrückstellung stellt die fränkische Versicherungsgruppe in ihrem Kerngeschäft einen Verlust von  -216,3 Mio. Euro fest (Vorjahresgewinn 37,4 Mio.). Das Geschäftsergebnis des Unternehmens liegt bei 451 Mio. Euro vor Steuern. Nach Steuern beläuft es sich auf rund 300 Mio. Euro.

Bereits im Januar hatte sich Heitmann mit deutlichen Worten zum Kfz-Geschäft geäußert. Heitmann hatte die schlechte Lage der Autoversicherer beschrieben und dabei auch eigene Fehleinschätzungen eingeräumt. Vor 2026 mache die Branche wohl keine Gewinne mehr, hieß es Anfang des Jahres.

Zudem stand die Huk in den vergangenen Wochen in der Kritik wegen angeblich stundenlanger Wartezeiten am Telefon. "Wochenlang keine Antwort auf E-Mails", schrieb in diesem Zusammenhang die „Süddeutsche Zeitung“, unter den Beschäftigten wuchs zuletzt die Unzufriedenheit. Der Versicherer wies in den Medien die Vorwürfe zurück, räumte jedoch Schwierigkeiten ein.

Außerordentlich gestiegene Schadenkosten

 „Trotz aller Herausforderungen haben wir in 2023 rund 147.000 neue Kundinnen und Kunden sowie Mitglieder gewonnen“, gibt sich Heitmann optimistisch. Neu dagegen seien die Entwicklungen auf der Schadenseite. Hier spiegele sich eine neue Schadenrealität wider. Ihr Merkmal sei eine bisher nicht gekannte Inflation, die zusammenfalle mit mehr und deutlich höheren Elementarschäden. In deren Folge sei es zu außerordentlich gestiegenen Schadenkosten bei Autoersatzteilen und Reparaturen gekommen. „Das ist historisch“, so Heitmann. Die Konsequenz daraus sei eine branchenweit tiefrote Combined Ratio, die entsprechend Preiserhöhungen für Kundinnen und Kunden erforderlich gemacht habe. „Als Deutschlands größter Kfz-Versicherer sind wir von der neuen Schadenrealität stärker getroffen als andere in der Branche“, fasste Heitmann zusammen. 

Ausblick 2024 

Das Geschäftsjahr 2024 sei vielversprechend gestartet. Das erste Quartal sei durchweg positiv verlaufen: Gerade in der Kraftfahrversicherung verzeichne das Unternehmen im aktuellen Neugeschäft ein Wachstum von 18 Prozent. Das sei neben dem eigenen Huk-Tarif insbesondere auch auf das Angebot der Neodigital Autoversicherung zurückzuführen.

Das Jahr 2024 werde aber auch weiterhin von der neuen Schadenrealität und den Entwicklungen der Automobilkonjunktur geprägt sein. Überzeugt äußert sich die Huk von dem im März eingeführten neuen Kfz-Tarif.

Weitere Aspekte aus dem Geschäftsergebnis

Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen marktüberdurchschnittlich um 6,2 Prozent auf 9,0 Mrd. Euro, während der Markt ein minimales Plus von 0,6 Prozent verbuchte. Die Leistungen an Kunden erhöhten sich um 11,8 Prozent auf 8,4 (Vorjahr: 7,5) Mrd. Euro. 

Das Kapitalanlageergebnis im Konzern ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 86,2 Prozent auf rund 931 (500) Millionen Euro gestiegen, die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lag bei 2,4 (1,3) Prozent. 

Das Jahresergebnis vor Steuern beträgt rund 451 (384) Mio. Euro. Der Jahresüberschuss nach Steuern liegt bei knapp 300 (146,0) Mio. Euro. 

Besitzumschreibungen immer noch unter Vor-Corona-Niveau

In der Kfz-Versicherung stieg das Neugeschäft von 1,2 auf 1,4 Millionen versicherte Fahrzeuge. Dieses war auf der einen Seite beeinflusst von einer verbesserten Autokonjunktur mit deutlich mehr Besitzumschreibungen. Die Anzahl ist gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent auf 6,0 Millionen gestiegen. Außerdem war die Neuzulassungszahl mit 2,8 Millionen um 7,3 Prozent besser als im Vorjahr. Insgesamt blieben die Impulse aus dem Automarkt mit knapp 9 Millionen Transaktionen aber immer noch deutlich geringer als in den Vor-Corona-Jahren, in denen regelmäßig über 10 Millionen Besitzumschreibungen und Neuzulassungen erfolgten.

Über 3 Millionen versicherte Fahrzeuge im Bestand

Der Konzern konnte sich durch seine führende Marktposition in dieser Sparte weiter behaupten und seinen Bestand von versicherten Fahrzeugen um 1,3 Prozent auf rund 13,9 Millionen Fahrzeuge steigern. Mit dazu beigetragen hat die anhaltend positive Entwicklung der Online-Tochter HUK24. Sie weist ein weiterhin hohes Neugeschäft von rund 447.000 (375.000) versicherten Fahrzeugen und ein Bestandswachstum von 5,7 (4,2) Prozent auf 3,1 Millionen versicherte Fahrzeuge auf.

Auch bei der Anzahl der Elektroautos hat die Versicherungsgruppe ihren Bestand auf circa 356.000 (282.000) Stück im Jahr 2023 gesteigert. Davon sind rund 247.000 rein elektrisch betrieben, 
109.000 plug-in hybrid. 

Die Bruttobeitragseinnahmen im Kfz-Versicherungsgeschäft lagen 8,3 Prozent über dem Vorjahreswert bei 4,8 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (brutto) stieg unter dem Einfluss der massiven Preissteigerungen bei Autoreparaturen auf 113,4 (103,6) Prozent. Für Kfz-Schäden entstand im vergangenen Jahr ein Aufwand von 4,5 (3,9) Milliarden Euro. 

Neodigital Autoversicherung: Über 28.000 versicherte Fahrzeuge im ersten Jahr

Mit dem seit Frühjahr 2023 im Markt positionierten Joint Venture Neodigital Autoversicherung hat der digitale Versicherer mehr als 28.000 Fahrzeuge versichert und zudem nach eigenen Angaben auch im Maklermarkt Fuß gefasst.

Positive Entwicklung bei Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen – mehr Elementarschäden 

Der Konzern erreichte in den Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen ein Rekordneugeschäft. Der Bestand legte um 3,0 Prozent auf 14,5 Mio. Risiken zu, während der Markt hier stagnierte. Die gebuchten Beiträge stiegen um 9,6 Prozent auf 1,22 Mrd. (1,11) Mrd. Euro.

Als Reaktion auf die zunehmenden Elementarereignisse bietet die HUK-Coburg bereits seit mehr als einem Jahr ein Wohngebäudeprodukt an, bei dem kein Kunde im Falle von Naturkatastrophen schutzlos bleibt. Insgesamt wurden bisher über 140.000 Verträge verkauft.