Aktuelles Stimmungsbarometer

Skepsis gegenüber nachhaltigen Versicherungs-Produkten hält an

Dass Nachhaltigkeit auch etwas mit Versicherungen zu tun haben könnte, ist vielen Verbrauchern noch immer nicht bewusst. Das zeigt eine repräsentative Umfrage. Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.

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13:08 Uhr | 01. August | 2024
Kleine Pflanze bricht durch den Ackerboden.

Wie ein kleines Pflänzchen schafft es das Thema Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche nur langsam ans Licht.

| Quelle: bombermoon

Repräsentatives Stimmungsbarometer

Viele Verbraucher in Deutschland tun sich immer noch schwer damit, zwischen dem Thema Nachhaltigkeit und Versicherungsprodukten eine Verbindung zu ziehen. Das zeigt das aktuelle, repräsentative Stimmungsbarometer der Managementberatung Bearing Point, das auf der Befragung von über 2.000 Verbrauchern basiert.

Demnach sehen 53 Prozent der Deutschen Nachhaltigkeit nicht als Aufgabe von Versicherungsunternehmen an. Und auch die Wahl eines Versicherers macht gerade einmal ein Viertel vom Angebot nachhaltiger Produkte abhängig.

Weitere Umfrage-Ergebnisse im Überblick:

  • Befragt nach der Bedeutung von ESG-Zielen (Environment/Umwelt, Social/Soziales und Government/Unternehmensführung) für Unternehmen, gaben 23 Prozent an, dass E (Umwelt) das primäre Ziel für das Handeln von Unternehmen sein sollte, während 20 Prozent Soziales und 15 Prozent die Unternehmensführung nannten. 23 Prozent hingegen sprachen sich gegen alle drei Ziele aus. Rund ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) machte gar keine Angaben – ihnen ist die ESG-Abkürzung offenbar gar nicht bekannt.

  • Sind Sie bereit, zugunsten von Nachhaltigkeit auf Leistungen zu verzichten? – auf diese Frage antworteten nur 28 Prozent mit Ja. Dabei ist die Akzeptanz bei den 18- bis 24-Jährigen nahezu doppelt so hoch wie bei den über 55-Jährigen.

  • Konkret können sich Versicherte einen Leistungsverzicht etwa bei Ersatzleistungen – zum Beispiel gebrauchte statt neue Kfz-Teile (45 Prozent) – oder bei Einschränkungen von Dienstleistungen – zum Beispiel Sammeltaxi statt Einzelfahrten (33 Prozent) – vorstellen. Für die Sicherung höherer Sozialstandards würden 36 Prozent der Befragten auch höhere Beiträge zahlen.

  • Wenn es um die Renditeerwartung nachhaltiger Anlagen geht, erwarten 51 Prozent der Verbraucher eine niedrigere Rendite im Vergleich zu herkömmlichen Versicherungsprodukten.

Noch keine Trendumkehr in Sicht

Auch wenn frühere Umfragen – das Stimmungsbarometer wurde bereits zum vierten Mal erhoben – in einigen Punkten noch schlechter ausgefallen sind, ist aus den vorliegenden Ergebnissen noch keine Trendumkehr zur Nachhaltigkeitsmüdigkeit deutscher Verbraucher zu erkennen. Der Trend, so die Bearing-Point-Analysten, sei allenfalls gestoppt worden. Für Versicherungsunternehmen sei es deshalb weiterhin wichtig, verstärkt an der Wahrnehmung und Bedeutung als Anbieter nachhaltiger Produkte zu arbeiten.

"Nachhaltigkeit darf nichts kosten"

"Wie in den Vorjahren ist eine gewisse Bereitschaft zu eigenem nachhaltigem Handeln erkennbar, doch herrscht gegenüber nachhaltigen Anlageprodukten und deren potenziellen Renditen mehrheitlich Skepsis – viele wissen nicht einmal von entsprechenden Produkten", sagt Giso Hutschenreiter, Partner bei Bearing Point und Versicherungsexperte. „Hier ist mehr denn je die Aufklärungsarbeit der Versicherungsunternehmen gefragt. Zudem bestätigt sich die Feststellung der Vorjahre – Nachhaltigkeit darf für die meisten Verbraucher und Verbraucherinnen nichts kosten.“

Eine positive Wendung könnte Hutschenreiter zufolge aus dem Feld der bislang Unentschiedenen kommen. „Hier zeigt sich ein relevantes Potenzial, um Kunden für und mit dem Thema Nachhaltigkeit zu gewinnen. Dabei sind Nachhaltigkeit und ESG-Ziele aber weiterhin erheblich erklärungsbedürftig.“