Elefantenrunde DKM 2024

Versicherungsvorstände schließen weitere Fusionen nicht aus

Fusionen mit anderen Versicherern werden mittlerweile anscheinend in vielen Vorstandsbüros diskutiert, so der Eindruck einer hochrangigen Runde auf der DKM. Die Sorgen von Gewerbemaklern hingegen sehen die CEOs eher unproblematisch.

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12:10 Uhr | 30. Oktober | 2024
Elefantenrunde DKM 2024

v.l.n.r.: Dirk Steingröver (Vorstandsmitglied Allianz Versicherungs-AG), Norbert Rollinger (Vorstandsvorsitzender der R+V), Moderatorin Brigitte Horn, Jens Warkentin (Vorstandvorsitzender HDI Deutschland AG) und Harald Rosenberger (Vorstandsvorsitzender Nürnberger) bildeten die Elefantenrunde auf der DKM 2024.

| Quelle: procontra

Fusionen zwischen Versicherungsunternehmen sind hierzulande immer mehr en vogue. Wie es nach dem Zusammenschluss von Barmenia und Gothaer sowie den jüngst geäußerten Plänen von Stuttgarter mit SDK und Ostangler Brandgilde mit Landesschadenhilfe in anderen Häusern aussieht, wollte Moderatorin Brigitte Horn von ihrem hochrangig besetzten Podium wissen: Norbert Rollinger (Vorstandsvorsitzender der R+V), Harald Rosenberger (Vorstandsvorsitzender Nürnberger), Dirk Steingröver (Vorstandsmitglied Allianz Versicherungs-AG) und Jens Warkentin (Vorstandvorsitzender HDI Deutschland AG) nahmen unter anderem zu diesem Thema auf der DKM-Bühne für die sogenannte Elefantenrunde Platz.

Interessanter Tenor: Weitere Fusionen im Markt betrachten die Vorstände keineswegs als ausgeschlossen. Vor ein paar Jahren klang das noch völlig anders. Sprechen könne man ja über alles hieß es damals im besten Fall und mit leicht süffisantem Unterton. Aber der Stolz auf das eigene Haus, auf Tradition und Marke überwogen dann doch stets – anscheinend kombiniert mit der Überzeugung oder zumindest Hoffnung, es allein besser hinzukriegen als alle anderen. Doch diese Zeiten sind offenbar vorbei.

„Es gibt rund 200 Schaden- und rund 80 Lebensversicherer im Markt mit denen man sprechen kann“, sagte Warkentin. Schließlich gebe es viele Potenziale und Anknüpfungspunkte für Zusammenarbeit. Rosenberger wurde noch deutlicher: „Jeder Versicherer sollte sich überlegen, welche Produkte er noch selbst anbieten will und wo sich eine Partnerschaft lohnt.“ Auch die Vertreter der beiden Branchenriesen Allianz und R+V stimmten zu, dass Fusionen in der Versicherungsbranche zunehmend Sinn machen, um die vielfältigen Herausforderungen besser zu meistern.

Mangelnde Deckung: „Der Markt wird das regeln“

Neben stark gestiegenen Schadenkosten und Personalmangel macht den Versicherern auch die Regulierung ihrer Arbeit schwer zu schaffen. Als ein Beispiel dafür wurde die neue EU-Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act) erwähnt, die zu einer Stabilisierung des digitalgestützten Betriebs der Finanzunternehmen führen soll. HDI-Vorstand Warkentin drehte hierbei allerdings die Perspektive einmal um: „Was große Tech-Unternehmen daran hindert, mal eben in das Versicherungsgeschäft einzusteigen, ist die anspruchsvolle Regulierung. Insofern schützt sie unsere Branche auch.“ Zudem sei die Versicherungsbranche eine seit Jahrzehnten hochregulierte Industrie. „Wenn jemand Regulierung kostengünstig umsetzen kann, dann wir Versicherer“, sagte Warkentin.

Eher unproblematisch sehen die CEOs die Situation mangelnder Deckung in der Gewerbeversicherung. „Ich kann den Rückzug verstehen“, sagte Rollinger, der neben seiner Funktion als R+V-Chef auch die Rolle des GDV-Präsidenten innehat. Gemeint ist das ablehnende Verhalten zahlreicher Versicherer, wenn es um Betriebsarten mit hohen Risiken geht. Der BDVM beispielsweise als Verband vieler Gewerbe- und Industriemakler beklagt schon seit Wochen die Schwierigkeit vieler Mitglieder, ihren entsprechenden Kunden für das kommende Jahr Versicherungsschutz zu besorgen. Für die Kunden sei diese Lage existenzbedrohend, sagte BDVM-Vizepräsidentin Julie Schellack am Dienstag ebenfalls auf der DKM.

Rollinger hingegen betonte, dass sich die Versicherer einfach überlegen müssten, in welchen Bereichen sie aktiv sein wollen und wo sie Geld verdienen können. Für ihn sei das ein ganz normaler Vorgang. Die Zurückhaltung werde sogar dazu führen, dass sich am Markt risikogerechte Preise entwickeln. „Der Markt wird das regeln“, sagte er. In diese Kerbe schlug auch Warkentin: „Bei rund 200 Schadenversicherern wird jedes Risiko die für sich passende Deckung finden.“ Hört man in den Maklermarkt hinein, so ist die Einschätzung eine völlig andere.

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Die beiden Tage der DKM sind nur so vorbei geflogen. Klicken Sie sich durch die wichtigsten Impressionen, durch viele bekannte Gesichter und die Highlights auf den Ständen in unserer Bildergalerie.

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Norbert Rollinger

GDV-Präsident Norbert Rollinger sprach auf der DKM unter anderem über die Reformpläne der geförderten privaten Altersvorsorge. Er verteidigte dabei die Wichtigkeit der lebenslangen Rentenzahlung. Diese sei für viele Menschen mit kleinem Einkommen weiterhin existenziell und zudem das Spezialgebiet der Lebensversicherer.