Viele Kunden weg: Können die Kfz-Tarife der Axa noch mithalten?
Der „heiße Herbst“ wirbelt Jahr für Jahr die Vertragsbestände der Kfz-Versicherer durcheinander. Das gilt auch für die größten Anbieter auf dem Markt. Doch während es zum Beispiel für die drei Autoversicherer der Huk-Coburg-Gruppe in Sachen Vertragszahlen offenbar nur noch oben gehen kann, ist Konkurrent Allianz immer wieder Schwankungen unterworfen.
Und dann gibt es da noch die Axa. Im Jahr 2015 waren die Kölner mit 2.927.405 Kfz-Haftpflicht-Policen im Bestand noch Deutschlands fünftgrößter Anbieter. Doch in den letzten fünf Jahren ging es für die Axa konstant bergab. 477.749 Policen (-16,3 Prozent) weniger bedeuteten Ende 2020 nur noch den neunten Rang. Lag der Bestandsabrieb ab 2015 pro Jahr noch im Bereich von zwei bis drei Prozent, waren es im vergangen Jahr minus 8,1 Prozent. Auch die Direktversicherungstochter Axa easy musste in den vergangenen beiden Jahren massive Vertragsverluste (62.215 Policen weniger beziehungsweise -35,7 Prozent) hinnehmen. Grund für uns, um einmal nachzufragen, ob die Kfz-Tarife der Axa noch wettbewerbsfähig sind.
„Aktuell stark aufgestellt“
„In der Marktphase bis 2020 haben wir uns das Ziel gesetzt, die Profitabilität des Kfz-Gesamtbestandes zu stärken, um mit Blick auf die fallenden Neugeschäftspreise am Markt, nachhaltiges Neugeschäft zeichnen zu können. Somit sind wir aktuell stark aufgestellt, sodass wir schon jetzt sehr positive Tendenzen im Jahr 2021 erkennen können und unsere Geschäftsziele in den nächsten Jahren erreichen werden“, erklärte eine Axa-Sprecherin auf procontra-Nachfrage.
In Köln ist man also optimistisch, sich in der Kfz-Versicherung durch einen Umbau des Bestands nachhaltig profitabel aufzustellen. Als mögliche Maßnahmen stehen dabei grundsätzlich steigende Beiträge, erhöhte Selbstbeteiligungen oder auch eine strengere Schadenregulierung zur Auswahl. Tatsächlich haben sich die Schadenquoten und in der Folge die Combined Ratios von Axa und Axa easy in den letzten Jahren stetig verbessert. Dazu hat aber auch die branchenweit gesunkene Schadenquote in 2020 beigetragen, als pandemiebedingt deutlich weniger Auto gefahren wurde. Noch 2019 rangierten rund 40 Prozent der Anbieter in der Verlustzone.
Kfz-Direktgeschäft bleibt Nebensache
Eigentlich gilt die Kfz-Versicherung als Paradebeispiel für den Online-Direktvertrieb von Versicherungen. Doch auch mit Blick auf die schwächelnde Tochter sei der Plan, „unter bewussten Zeichnungsentscheidungen die richtigen Risiken zu zeichnen“, so die Sprecherin. Auch im Direktgeschäft verfolge Axa einen hohen Leistungsanspruch und richte den Fokus nicht auf die Stückzahlmaximierung, heißt es. Zudem seien „die Erwartungen, dass im Markt ein Großteil der Policen online verkauft werden, noch nicht eingetroffen.“
Bei Axa sei man überzeugt, im kommenden Jahr wieder Geschäfts- und Marktanteile hinzugewinnen zu können. Die Profitstabilisierung des Bestandes habe dazu geführt, „dass wir bereits in den Jahren 2020 und 2021 den Bestandsabrieb stoppen konnten“, heißt es aus Köln. Das klingt dann doch etwas arg optimistisch. Schließlich war 2020 vertragsseitig für Axa das verluststärkste der vergangenen fünf Jahre.
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