Wie Versicherungsvereine die Aktiengesellschaften überflügeln
Ob sie ihre Police nun bei einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG), einer Versicherungsaktiengesellschaft (AG) oder einem öffentlich-rechtlichen Versicherer (örVU) haben, ist den meisten Menschen wahrscheinlich ziemlich egal. Innerhalb der Branche schaut man dafür gerne einmal genauer hin, ob zum Beispiel die historische Rechtsform Verein im modernen Kapitalismus überhaupt noch en vogue ist.
Genau das scheint der Fall zu sein, blickt man auf eine am Montag vorgestellte Langzeitstudie des Kölner Instituts für Versicherungsinformation und Wirtschaftsdienste GmbH (KIVI). Dieses hat für den Zeitraum 1997 bis 2021 die Geschäftsberichte von über 200 Versicherern ausgewertet und dabei Unterschiede und Entwicklungen zwischen den drei Rechtsformen herausgearbeitet.
Vereine überflügeln AGs
Müsste man dabei einen Sieger küren, es wären die VVaG. Zunächst einmal hat ihre Anzahl über die 25 Jahre von 87 auf 104 zugenommen, während die AG von 92 auf 75 und die örVU von 33 auf 28 zurückgingen. Zwar halten die Aktiengesellschaften nach gebuchten Bruttoprämien (120,4 Milliarden Euro in 2021) mit 52,8 Prozent noch den größten Marktanteil. Dieser ist seit 1997 aber um 7,5 Prozentpunkte gesunken. Die Vereine dagegen konnten von 28,1 auf 36,8 Prozent wachsen und ihre Einnahmen von rund 30 auf 84 Milliarden Euro beinahe verdreifachen. Die örVU hatten zuletzt 10,4 Prozent Marktanteil (23,8 Milliarden Euro) und haben in dem Vierteljahrhundert 1,2 Prozentpunkte eingebüßt.
„Eine Detailanalyse zeigt zudem, dass die VVaG in den zurückliegenden 25 Jahren überraschenderweise über alle Sparten hinweg Marktanteile gewinnen konnten, während dies dem AG-Aggregat in keiner Sparte gelungen ist und den öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmen lediglich in geringem Umfang in der Sparte Kranken“, betont Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will, der auch Geschäftsführer der KIVI GmbH ist.
VVaG bleiben breit aufgestellt
Den Großteil ihrer Prämieneinnahmen erzielen die VVaG aktuell über den Schaden-/Unfall-Bereich (38,3 Prozent). Das hat sich seit 1997 auch kaum geändert. Generell sind die drei Hauptsparten bei den Vereinen (Leben: 32,1 Prozent; PKV: 29,6 Prozent) recht nah beieinander.
Bei den Aktiengesellschaften hingegen war die Lebensversicherung schon immer mit Abstand der größte Umsatzbringer und ist es auch heute noch (50,6 Prozent). Schaden/Unfall verläuft bei 35,2 und PKV bei 14,2 Prozent. Die örVU beziehen nahezu gleich große Teile aus der Schaden-/Unfall- und der Lebensversicherung und nur etwa ein Achtel aus der Krankenversicherung.