Diese Altersvorsorge-Nachteile haben Frauen
Der 6. März ist Equal Pay Day und er erinnert daran, dass es bis zur finanziellen Gleichberechtigung noch ein weiter Weg ist. Und das gilt gerade auch für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, Deutschland.
So zeigt eine aktuelle Analyse des Beratungs- und Investmentunternehmens Mercer, dass sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle in Deutschland im Jahr 2023 nur um 1 Prozent zum Vorjahr verringert hat. Hierzulande verdienen Frauen im Schnitt 6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen - und das bei gleicher oder vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit.
Unter Berücksichtigung struktureller Unterschiede wie Dauer, Umfang und Art der Beschäftigung lag das Durchschnittsentgelt von Frauen im Jahr 2023 das vierte Jahr in Folge um 18 Prozent unter dem von Männern. Die von Mercer jährlich für den Equal Pay Day durchgeführte Analyse offizieller deutscher und europaweiter Statistiken zeigt, dass Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 13 Prozent nach wie vor zu den Mitgliedsstaaten mit der größten Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern gehört. Was allein schon ein Armutszeugnis ist.
Das Problem ist, dass aus der Gender Pay Gap im Rentenalter die sogenannte Gender Pension Gap wird, also die geschlechtsspezifische Rentenlücke zwischen Mann und Frau. Weniger Verdienstzeiten bedeuten weniger Geld und weniger gesetzliche Rente. So lag die durchschnittliche gesetzliche Rente nach mindestens 35 Versicherungsjahren bei Frauen im Jahr 2022 monatlich bei 1.316 Euro brutto. Männer erhielten im Durchschnitt 1.728 Euro brutto.
Klar ist: Angesichts deutlich gestiegener Mieten dürften die 1.316 Euro Rente, die Frauen im Schnitt erhalten, in Metropolen wie Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Köln oder München inzwischen nicht mal ansatzweise mehr ausreichen, um die Lebenshaltungskosten noch zu decken.
Das Bewusstsein ist vorhanden
Nach Angaben von Markus Knapp, Vorstand der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) in Frankfurt, sind sich viele Frauen der Dringlichkeit einer ergänzenden privaten Altersvorsorge bewusst und investieren. Eine Analyse des Lebensversicherungs-Vertragsbestandes der DVAG zeigt, dass 51,5 Prozent der Verträge von Männern abgeschlossen wurden und 48,5 Prozent von Frauen.
Die Zahlen belegen, dass das Bewusstsein für Altersvorsorge durchaus vorhanden ist. Allerdings unterscheiden sich die Beitragshöhen und die Versicherungssummen männlicher Versicherungsnehmer deutlich von denen der Frauen, betont die DVAG. Heißt: Männer zahlen durchschnittlich mehr in die Verträge ein und erhalten damit auch im Alter eine höhere Rentenzahlung. „Der Gender Pay Gap schlägt bis in die private Altersvorsorge durch“, mahnt denn auch DVAG-Vorstand Markus Knapp.
Und das obwohl Frauen deutlich früher mit der Altersvorsorge beginnen als Männer. Nach Auswertungen des Vergleichsportals Check24 kümmern sich rund 50 Prozent der Frauen bereits im Alter von 30 bis 40 Jahren um ihre Altersvorsorge. Bei Männern in der gleichen Altersgruppe sind es nur knapp 43 Prozent. Ab dem 40. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis um: 35 Prozent der Männer befassen sich nun mit der Altersvorsorge – bei Frauen sind es nur 28 Prozent. Über die Gründe, warum ab dem 40. Lebensjahr der Anteil der Frauen deutlich abfällt, verrät die Studie von Check24 nichts.
Sicherheit vor Rendite
Was die Auswertungen aber zeigen: Sicherheit ist Frauen in der Altersvorsorge wichtiger als Männern. So gab bei Abschluss einer Rentenversicherung jede vierte Frau (24 Prozent) an, dass Sicherheit bei der Altersvorsorge sehr wichtig ist, bei Männern nicht einmal jeder Fünfte (17 Prozent).
Für Männer ist die Rendite von größerer Bedeutung als für Frauen (40 Prozent versus 34 Prozent). Frauen (zwölf Prozent) sind außerdem eher über Kursschwankungen deutlich besorgter als Männer (sieben Prozent). Einen möglichen Grund sieht das Vergleichsportal darin, dass Frauen im Schnitt weniger Erfahrung mit Investmentprodukten haben als Männer. So gaben nur 29 Prozent der Frauen bei Abschluss einer Vorsorgeversicherung an, bereits Erfahrungen mit Investmentprodukten gemacht zu haben; bei Männern waren es mit 46 Prozent deutlich mehr.
Frauen sind deutlich häufiger über Kursschwankungen besorgt und entscheiden sich deshalb für Vorsorgeprodukte mit höherer Sicherheit und geringeren Renditen“, deutet Dr. Björn Zollenkop, Geschäftsführer Vorsorgeversicherungen bei Check24 die Zahlen. Gerade weil Frauen oft weniger verdienen als Männer und darum geringere monatliche Beiträge einzahlen, könne eine größere Risikobereitschaft helfen zum Renteneintritt ausreichend vorgesorgt zu haben. Nötig sei daher nicht nur ein frühzeitiges Auseinandersetzen mit der Altersvorsorge sondern auch eine adäquate Beratung.