bAV-Digitalisierung

Digitale Lösungen in der bAV im Kommen: Was Makler jetzt wissen müssen

Der befürchtete Verwaltungsaufwand ist nach wie vor ein Hemmnis in der betrieblichen Vorsorge – bei allen Beteiligten. Digitalisierung kann helfen. „Die Anbieter digitaler Lösungen bieten bereits gute `Stecker`, sagt Manuela Wolf, „die passende `Steckdose´ aber muss der Versicherer liefern.“

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12:12 Uhr | 09. Dezember | 2024
Manuela Wolf

Treiber sind Vertriebe und Kunden, wie Manuela Wolf, Projektmanagerin im Kompetenzteam Vertrieb & Service der Versicherungsforen Leipzig, erklärt.

| Quelle: Versicherungsforen Leipzig

Long story short

-       Digitale Beratung in der betrieblichen Vorsorge baut Hemmnisse ab

-       Der Effizienzhebel ist besonders groß

-       Versicherer haben noch Nachholbedarf, den digitalen Fluss nicht zu stören

Betriebliche Vorsorge gilt als Königsdisziplin unter Vermittlern. Mit der Alters-, Kranken-, Arbeitskraft- und auch Pflegevorsorge bieten sich enorme Beratungsfelder, auf denen sich ausgetobt werden kann. Zudem führt oft die Beratung einer Person (Unternehmer, Personaler) in einem Unternehmen, zu einer großen Anzahl an Abschlüssen. Das macht das Beratungsfeld so attraktiv, aufgrund seiner Komplexität aber nicht einfach.

Denn mit den Abschlüssen fangen die Probleme meist erst an. Zwar sind Arbeitgeber bereit eine betriebliche Vorsorge einzurichten, wie WTW ermittelt hat (siehe Grafik). Allerdings schreckt sie der hohe Aufwand oft ab. Chefs wollen das alles automatisch läuft. Und die Mitarbeiter wünschen einen einfachen Zugang zu allen Informationen über ihre Betriebsrente, Krankenzusatzpolice, Berufsunfähigkeitsversicherung und allen Benefits, die ihre Unternehmen gewähren.

Vertriebe als Treiber

Es verwundert also nicht, dass gerade in der betrieblichen Vorsorge der Digitalisierungsgrat entscheidend ist, wie zufrieden alle Beteiligten auch nach dem Abschluss mit der Versorgung sind. Digitale Lösungen können den administrativen Aufwand für alle Beteiligten beherrschbar machen. Treiber sind Vertriebe und Kunden, wie Manuela Wolf, Projektmanagerin im Kompetenzteam Vertrieb & Service der Versicherungsforen Leipzig, erklärt. „Die Versicherer nehmen deren Forderungen nach digitaler Beratung und Verwaltung wahr.“ Priorität dabei habe das Neugeschäft. „Die Anbieter digitaler Lösungen bieten bereits gute `Stecker`, sagt sie, „die passende `Steckdose´ aber muss der Versicherer liefern.“

Tool-Landschaft in Bewegung

Die Tool-Landschaft ist ständig in Bewegung (siehe Tabelle). Nach Auffassung von Wolf „ist Xempus die führende Vorsorgeplattform.“ Der Anbieter bringe alle Beteiligten zusammen und ermöglicht einen strukturierten Beratungsprozess und eine effiziente Abwicklung der Geschäftsvorfälle. Gegenüber procontra verspricht Martin Bockelmann, Gründer und Co-CEO von Xempus: „Vermittler, die über uns beraten, reduzieren ihren Aufwand um bis zu 40 Prozent, in der Verwaltung sogar um 80 Prozent.“ Gleichzeitig würden Benutzeroberflächen und visualisierte Entscheidungshilfen die betriebliche Vorsorge nachvollziehbar mache. Zum Beispiel sähen Arbeitnehmer mit einem Schieberegler wie sich wenige Euro auswirken können. Und ein Vergleichstool zeige, wie viele Geld andere Arbeitnehmer in einer Vergleichsgruppe durchschnittlich zurücklegen. „Das hilft in der Beratung enorm“, berichtet Bockelmann.

Die Anbieter digitaler Lösungen bieten bereits gute `Stecker`, sagt sie, „die passende `Steckdose´ aber muss der Versicherer liefern.
Manuela Wolf

Alle Beteiligten digital vernetzen

Auch Pools tummeln sich im Markt. Im Sommer 2023 ist Jung, DMS & Cie. mit Plug-InSurance an den Start gegangen. Auf Anfrage sagt Chef Sebastian Grabmaier: „Damit haben unsere Partner eine hervorragende Vertriebschance, ihren Firmenkunden eine vollumfängliche Vorsorgeplattform anzubieten. Sämtliche Verträge eines Arbeitnehmers könnten eingesehen und verwaltet werden, und zwar unabhängig von Versicherungsunternehmen und Durchführungswegen.“ Alle Beteiligten könnten sich mithilfe einer zentralen Technologie vernetzen, so dass Information, Beratung, Abschluss, Verwaltung und Überprüfung vereinfacht und verschlankt würden.

Laut Grabmaier hat sich die Durchdringungsquote „signifikant erhöht, da die Arbeitgeber bei der Verwaltung entlastet werden und deshalb aufgeschlossener für den Ausbau des betrieblichen Vorsorgeangebots sind.“ Das Tool eigne sich also zur Gewinnung von Firmenkunden. Die Nutzung sei für alle Vertriebspartner von Jung DMS & Cie. kostenlos. Nach der Registrierung erhalt jeder Vermittler eine Schulung.

Versicherer als Flaschenhals

Epension wiederum betreibt eine Software-as-a-Service-Plattform für die betriebliche Vorsorge. Dem Unternehmen zufolge erfolgt der Zugriff über einen Webbrowser. Um die Benutzeroberfläche und die Funktionalität zu nutzen seien also keine lokalen Installationen und Downloads erforderlich. Laut ePension führt die Nutzung der Plattform „zu einer massiven Zeitersparnis und Effizienz im Alltagsgeschäft eines Maklers.“ Statt zum Beispiel Adressenänderungen per E-Mail oder Telefon zu übermitteln, würden diese in teils komplett dunkel verarbeitete Prozesse übergeben. 

Laut Fachfrau Wolf gelingt es Technologieanbietern und Maklerpools besser, die Schnittstelle zu digitalen Lösungen herzustellen oder eigene Digitalangebote zu schaffen. Allerdings seien sie in der Nutzung oft noch durch Probleme bei den Produktgebern eingeschränkt. „Einige Versicherer können die Anträge digital annehmen, aber nicht lückenlos digital weiterverarbeiten.“ Bearbeitungszeiten verkürzten sich somit nicht. Andere Versicherer können nur ausgewählte Geschäftsvorfälle abbilden.“

Historisch gewachsene Strukturen bremsen

Haupthemmnis, das haben auch die Berater von WTW festgestellt, ist die Komplexität historisch gewachsener Strukturen, insbesondere in der bAV. Daher finde erfolgreiche Digitalisierung vor allem im Neugeschäft statt – also in der Paradedisziplin von Maklern. Gerade das macht die betriebliche Vorsorge für sie so attraktiv – vorausgesetzt, sie nutzen ein zu ihrem Bedarf passendes Tool.

Beratung und Vermittlung leicht gemacht        

Ausgewählte Digitaltools und Plattformangebote im Überblick

Dienstleister

Dienstleistung

Zielgruppe

bAV-Cockpit

(Barmenia Gothaer)

Online Self-Service für Geschäftsvorfälle rund um bAV

AG, Vermittler

FirmenOnline

(Allianz)

Plattform für betriebliches Vorsorgemanagement; AG-Portal und AN-Portal

AG, AN

Finabro

(unabhängig; gehört dem Management)

Digitaler Makler mit Fokus auf bAV; Information und digitalen, hybriden oder persönlichen Beratung der AN; eVorsorge (Teil von Xempus) im Hintergrund

AG, Vermittler

Penseo

(unabhängig; gehört dem Management)

SaaS-Portal die Einrichtung und Verwaltung von betrieblichen Vorsorgelösungen sowie Zeitwertkonten mit Zugriff für AG, AN und Vermittler

Vermittler

ePension AG-Portal

(Hypoport InsurTech)

Berater-Portal und AN-Portal (ab 2025) für betriebliche Vorsorgelösungen im Corporate Design des Versicherers

AG, AN, Vermittler

ePension bAV-Office

(Hypoport InsurTech)

White-Label-MVP für bAV-Verträge aller Versicherer für AG-Kunden des Vermittlers

Vermittler

Plug-InSurance (Jung, DMS & Cie.)

Plattform für Vermittler für betriebliche Vorsorgelösungen

Vermittler, Vertriebe, AG, AN

pxtra

(MLP)

Portal für Auswahl und Verwaltung von Zusatzleistungen; App für AN

AG, AN

wayly

(Multi Robo Advisor; u. a. mehrere Versicherer1) als Partner)

Lösung für die Beratung und den Abschluss betrieblicher Vorsorgeoptionen

AG, AN, Vermittler

Xempus

(Investoren2), Management, Mitarbeiter)

SaaS-Plattform zur Vernetzung aller Beteiligten in der betrieblichen Vorsorge

White-Label-Portale für AG und deren AN

Selbstbedienungsportale für AN

AG, AN, Vermittler, Vertriebe,

Anbieter

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