Schadenfall der Woche

Schmetterlinge statt bAV: Schlagen Dating-Apps die Betriebsrente als Benefit?

Im Kampf um Fachkräfte bezuschussen offenbar erste Unternehmen die Nutzung von Dating-Apps. Laufen diese Benefits der bAV jetzt den Rang ab? Eine nicht ganz ernst gemeinte Betrachtung von procontra-Redakteur Achim Nixdorf.

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10:08 Uhr | 08. August | 2024
Schadenfall der Woche

Zwei Jahre dauerte das Verfahren um den insolventen Goldhändler PIM, 200 Zeugen wurden währenddessen vernommen.

| Quelle: procontra

Im Kampf um Fachkräfte werden zwei Instrumente derzeit allerorten als Allheilmittel gepriesen. Die Rede ist von der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) und der betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Es gibt kaum einen Versicherer, der gerade nicht für diese beiden Produkte trommelt. Und das ist mit Sicherheit auch richtig so.

Andererseits: Menschen haben noch weitere Bedürfnisse, als im Alter gut abgesichert zu sein oder die Zahnreinigung bezahlt zu bekommen. Ganz oben an der Spitze rangiert zweifellos das Bedürfnis nach Bindung und Liebe. Und so verwundert es nicht, dass jetzt offenbar die ersten Betriebe dazu übergehen, ihren Mitarbeitern die Kosten für Dating-Apps zu erstatten.

"Bumbeln" im Großkonzern

So soll zum Beispiel der Energiekonzern RWE aus Essen vorübergehend die Nutzung von "Bumble" bezuschusst haben, eine App, bei der nach eigener Auskunft Frauen den ersten Schritt zum Kennenlernen machen müssen. Motto: „Wenn etwas besser ist für Frauen, dann ist es besser für alle.“

Laut einem Bericht von Business Punk soll der RWE-Betriebsrat den Bumble-Deal mithilfe von „corporate benefits“ eingefädelt haben, einem Berliner Unternehmen, das sich auf die Zusammenstellung von Mitarbeiterbonusprogrammen spezialisiert hat.

Wie erfolgreich dieser Deal war, das heißt, wie viele Menschen das Angebot in Anspruch genommen haben oder wie viele neue Partnerschaften dadurch entstanden sind, dazu konnte RWE-Sprecher Jan Peter Cirkel auf procontra-Nachfrage leider keine Auskunft geben.

Schmetterlinge statt Flugzeuge im Bauch

Trotzdem: Dating-Apps als Benefit – das ist schon ziemlich clever. Denn wer verliebt ist und Schmetterlinge im Bauch hat, ist in der Regel deutlich motivierter und leistungsbereiter als jemand, der unter Liebeskummer leidet und Flugzeuge im Bauch hat. Wer kennt das nicht aus eigener Erfahrung? Und gerade junge Bewerber finden es sicherlich cooler vom Arbeitgeber Geld für eine Dating-App zu bekommen als für die Betriebsrente.

Was heißt das jetzt für die Versicherungswirtschaft? Vielleicht sollte sie bei der Vermarktung ihrer favorisierten Benefit-Produkte, also der bAV und der bKV, zukünftig mehr auf das Gefühl als auf den Verstand setzen. Frei nach dem Goethe-Zitat: Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.

Ach, übrigens. Natürlich kann die Dating-App-Bezuschussung auch nach hinten losgehen: zum Beispiel, wenn ein Date enttäuschend verläuft (siehe Business-Punk-Bericht) und der Betroffene sich danach für zwei Wochen krank meldet. Oder wenn der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin vor lauter Swipen überhaupt nicht mehr zum Arbeiten kommt. Insofern vielleicht doch keine so gute Idee.