Appell an die Politik

Rentenalarm: Aktuare warnen vor wachsender Altersarmut

Die Deutsche Aktuarvereinigung appelliert an die zukünftige Bundesregierung, die Reform der Alterssicherung nicht aus den Augen zu verlieren. Andernfalls drohe kommenden Generationen massive Altersarmut.

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11:03 Uhr | 17. März | 2025
DAV-Vorsitzender Dr. Maximilian Happacher

Dr. Maximilian Happacher, der Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV) mahnt: „Wir dürfen die Reform der Alterssicherung nicht aus den Augen verlieren."

| Quelle: Mariella Linkert_DAV

In diesen Tagen berät der alte, noch amtierende Bundestag über die partielle Reform der Schuldenbremse und eine weitreichende Bereitstellung von Sondervermögen. Bei der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) hat man Verständnis für diese Maßnahmen. Gleichzeitig befürchtet man dort jedoch, dass daneben die dringend notwendige Reform der Alterssicherung auf der Strecke bleiben könnte.

„Die Kosten laufen aus dem Ruder"

Unabhängig von der unbestreitbaren Notwendigkeit, Verteidigung und wirtschaftlicher Prosperität oberste Priorität einzuräumen, dürfe es unter keinen Umständen passieren, dass nun andere wichtige Herausforderungen wie die Reform der Alterssicherung nicht angegangen würden, findet der DAV-Vorsitzende Dr. Maximilian Happacher. „Sonst laufen nicht nur die Kosten aus dem Ruder, sondern es wird in den aktuell jüngeren Generationen später in der Rentenphase zu deutlichen Einbußen und vermehrt zu Altersarmut kommen.“

Eine Stabilisierung des Rentenniveaus durch eine pauschale Festschreibung des Sicherungsniveaus der gesetzlichen Rente, wie sie zum Beispiel auch im Rentenpaket II der Ampelkoalition vorgesehen gewesen sei, ein Beibehalten teurer Sonderleistungen wie der abschlagsfreien Rente nach 45 Berufsjahren oder großzügige Ausweitungen der sogenannten „Mütterrenten“, wie aktuell geplant, führten allesamt zu einer Verschärfung des Problems, so der DAV.

Um sich demografisch zukunftssicher aufzustellen, wäre es stattdessen angezeigt, die Trends aus rentenpolitischen Anpassungen der Reformen von 1989 (u.a. Einführung von Abschlägen, Herausnahme beitragsfreier Zeiten etc.) sowie von 1997 bis 2007 (u.a. die Stärkung kapitalgedeckter Absicherung, Erhöhung des Renteneintrittsalters auf künftig 67 Jahre) fortzusetzen.

„Es ist nicht nur ungerecht, dass die Beitragssätze und Steuerzuschüsse stetig weiter steigen und die jüngeren Generationen belasten, es ist auch eine volkswirtschaftliche Belastung. Dabei sprechen wir hier noch nicht einmal von den ebenfalls erwartbaren Anstiegen der Beiträge in den Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen“, erklärt der DAV-Vorsitzende.

Weniger Geld für private Absicherung

Zum einen müssten die Bürger so weitere Kaufkraftverluste hinnehmen und hätten damit auch immer weniger Geld für die notwendige private Absicherung übrig. Zum anderen würden aber auch die Arbeitgeber mit immer höheren Lohnnebenkosten konfrontiert, was die Lohnkosten zulasten des Arbeitsmarktes erhöhe, Produkte und Dienstleistungen teurer mache und sich somit negativ auf den Wirtschaftsstandort auswirke.

Der DAV-Vorsitzende hält daher fest: „Das gesamte Alterssicherungssystem muss auf die Herausforderungen der demografischen Entwicklung angepasst werden, insbesondere in Anbetracht des beschleunigenden Effekts eines Eintritts der Boomer-Generation in die Rentenphase und des Anstiegs der Rentenbezugszeiten.“

„Die Zeit wird immer knapper"

Dazu gehörten auch unbequeme Entscheidungen in der Gesetzlichen Rentenversicherung wie unter anderem eine Fortsetzung der Anpassung des Renteneintritts an die steigende Lebenserwartung, vor allem aber auch Reformen, die die betriebliche Altersversorgung stärkten, die staatlich geförderte Altersvorsorge deutlich attraktiver machten und so insgesamt zu einer Stärkung der zusätzlichen Alterssicherung führten. „Es muss jetzt etwas passieren, denn die Auswirkungen von Maßnahmen, die die Alterssicherung betreffen, haben lange Vorlaufzeiten und die Zeit wird immer knapper“, so Maximilian Happacher.