Maklerberatung gefragt: Flottenversicherung auf dem Prüfstand
Long Story short
Auch Betriebe durch Kfz-Prämienanstieg in Zugzwang
Beim Abschluss rabattierter Verträge für kleine/große Flotten ist einiges zu beachten
Bezahlbarer Flottenschutz v.a. durch höhere SB
Schadenanalyse, Prävention in der Beratung noch stärker thematisieren
Der Beitragsschock aus der Kfz-Wechselsaison 2024/25 für Privatkunden ist halbwegs verdaut. Die Tendenz zu höheren Prämien bleibt jedoch und stellt auch die Versicherbarkeit von Firmenflotten vor große Herausforderungen. „Die Anpassungen der Prämien erfolgen in einem Maße, wie wir es über die letzten zehn Jahre nicht erlebt haben“, berichtet Helen Krebs-Podleschak vom Maklerunternehmen Südvers. „Die Versicherer agieren relativ einheitlich, um wieder aus den roten Zahlen zu kommen.“ Es sei dann normal, dass vom Schadenaufkommen her selbst gut verlaufende Flotten eine 10 bis 20 Prozent höhere Prämie zahlen müssen.
Vertragsoptimierung geboten
Daher sind Vertragsoptimierungen das Gebot der Stunde. Ab zwei bis drei Fahrzeugen können Firmen rabattierte Verträge abschließen. „Ab zehn Fahrzeugen steigen die Nachlassmöglichkeiten an“, besagen die Erfahrungen von Makler Bert Heidekamp aus Berlin.
Mit einem kleinen Fuhrpark zwischen zehn und 30 Fahrzeugen fährt die Flotte dann beispielsweise zu einem einheitlichen Beitragssatz – auch jedes Neufahrzeug. Neben diesen Verlaufsrabattmodellen sind für größere Flotten auch einheitliche Stückprämien pro Fahrzeug möglich. Darauf bezieht sich Krebs-Podleschak: „Ab einer bestimmten Größe kommt man an einem echten Flottentarif nicht vorbei. Sinnvoll ab 30 Fahrzeugen, bei zehn bis 15 Fahrzeugen stückweit ein Rechenexempel.“ Dabei ist eine Schadenquote von höchstens 70 Prozent die „ideale Voraussetzung für den Flottentarif“.
Ein Unfall bedeutet höhere Prämien für alle
Was im Beratungsgespräch deutlich werden muss: Die Flotte wird als Ganzes betrachtet. – „Auch im Sinne von „mitgefangen, mitgehangen“, so die Kfz-Versicherungsexpertin. „Ein Unfall, schon durch ein einziges Fahrzeug, zieht so möglicherweise eine höhere Prämie für den gesamten Fuhrpark nach sich.“ Wobei nach ihrer Erfahrung zu differenzieren ist: „Bei einem großen Personenschaden im sechs- oder siebenstelligen Bereich wird der Schaden tatsächlich auch mal gekappt.“ Die Häufung kleiner Schäden wiederum hat – anders als bei Modellen mit Schadenfreiheitsklassen – dagegen kaum unmittelbare Auswirkung, sofern die Schadenquote sich im erwähnten Rahmen hält.
„Je nach Firmengröße stricken wir den passenden Schutz.“
Ein Rahmenvertrag, der auf weiche Tarifmerkmale wie Fahrerkreis, Fahrkilometer und Abstellort verzichtet, regelt beim Stückkostenmodell alle wesentlichen Punkte von der Prämienzahlung bis zum gewünschten Deckungsumfang, der dann für jedes Fahrzeug gleich ist: zum Beispiel GAP-Deckung für kredit- oder leasingfinanzierte Fahrzeuge, Absicherung von Brems-, Betriebs- und Bruchschäden für Transporter und inzwischen auch für gewerbliche Pkw bis hin zum Schutzbrief.
In jüngster Zeit besonders auffallend am Markt: Die Versicherer forcieren eine andere Selbstbehaltsstruktur.Helen Krebs-Podleschak, Fachbereichsleiterin Kfz, SÜDVERS-Makler
Aushandeln – auch mit sich selbst
Allerdings: „Vieles bieten die Gesellschaften optional an, um die Prämie gering zu halten“, so Heidekamp. Die Grenze ist für ihn auf jeden Fall da erreicht, wo es um den Fahrerschutz geht. Eine Perspektive, die aus seiner Sicht noch zu oft ausgeblendet wird. „Sonst steht der Fahrer als möglicher Unfallverursacher ohne Absicherung da.“
Möglicherweise lassen sich solche Extras auch durch eine Gewinnbeteiligung kompensieren. Ein Baustein, der laut Krebs-Podleschak unbedingt in einen guten Flottenvertrag gehört: „Wenn es gut läuft, bekommt die Firma Geld zurück. Und läuft es schlecht, muss man ohnehin mit dem Versicherer verhandeln.“
Die Frage, die im konkreten Fall dann häufig im Raum steht und derzeit generell: Inwieweit ist der Betrieb bereit, Schäden selbst zu tragen – und das in höherem Maße als bisher? Selbstbehalte seien eine Möglichkeit, „den Versicherungsbeitrag mittelfristig stabil zu halten“, so Nils Wegener, Underwriter Motor bei HDI Global.
Schadenprävention mit in die Beratung nehmen
Am besten natürlich, es kommt gar nicht erst zum Schaden. Dazu müsste man aber erst mal die Schadenursachen ergründen. In der Analyse der Schäden sieht Wegener den entscheidenden Ansatz zur Kostenoptimierung.
Schadenprävention – auch ein Thema, was damit in der Beratung stärker in den Fokus rücken dürfte. Neben Flottenconsulting für größere Fuhrparks bietet HDI beispielsweise auch Fahrsicherheitstraining an. Hier agiere man situativ, nicht pauschal. „Wenn die Fahrzeuge regelmäßig auf der Autobahn Steinschläge erleiden, ist die Nutzung eines Abstandstempomats sicherlich sinnvoller als ein Fahrsicherheitstraining.“ Häufig seien aber auch organisatorische Maßnahmen Teil der Lösung, die die Kunden „kein Geld kosten“, so Wegener.
Der proaktive Firmenkunde ist für gewöhnlich im Vorteil, wie Laura Nauert von der VHV deutlich macht. „Durch verstärkte Nutzung von Assistenzsystemen und aktives Risikomanagement können Schadenfrequenzen teilweise reduziert werden. So dass wir den Kunden für die Zukunft stabile oder sogar geringere Prämien anbieten können“, stellt die Leiterin Kraftfahrt Gewerbe Steuerung in Aussicht. Der proaktive Makler greift diese Themen in der Beratung auf.
Entwicklung von Ersatzteilpreisen und Kfz-Prämien im Jahresverlauf
Auch Autohersteller haben – neben Reparaturwerkstätten – in den vergangenen Jahren kräftig zugelangt, wie die Kurve zeigt. Jetzt haben die Kfz-Versicherer die Kosten an die Kundschaft weitergereicht und dort Handlungsdruck zur Vertragsoptimierung aufgebaut.
2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | |
Pkw-Ersatzteilpreise | 100 | 102 | 105,3 | 114,9 | 119,6 | 124,6 | 130,7 | 138,9 | 149,7 | 164,3 | 174,5 |
Veränderung durch Inflationsrate | 100 | 99,8 | 100,3 | 104 | 105,9 | 107,4 | 106,9 | 110,9 | 118,6 | 125,9 | 128,3 |
Prämie Kfz-Haftpflichtversicherung | 100 | 101,6 | 102,9 | 104,9 | 106 | 106 | 105,4 | 103,6 | 102,1 | 104,4 | 112,6 |