Transportversicherung

Welche Waren bei Ladungsdieben hoch im Kurs stehen

Statistisch betrachtet wird alle 20 Minuten ein Lkw ausgeräumt. Tätergruppen sorgen Jahr für Jahr für einen Milliardenschaden. Der Fokus der Täter hat sich dabei in den vergangenen fünf Jahren verschoben – auch wegen Corona.

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15:08 Uhr | 17. August | 2023
Lkw-Diebstahl

Rein statistisch wird alle 20 Minuten in Deutschland ein Lkw ausgeräumt.

| Quelle: AlexSava

Mit einem kleinen Schnitt fängt alles an:  Mittels Messer wird ein kleiner Schlitz zwischen 20 bis 30 Centimetern in die Plane des Lkw geschnitten. Dann kommt häufig ein Endoskop zum Einsatz, um die Ladung im Lkw zu begutachten. Gefällt die Ware – ist sie wertvoll, gut absetzbar und leicht zu transportieren – schlagen die Täter zu.

Sogenannte „Planenschlitzer“ sorgen seit geraumer Zeit deutschlandweit für leergeräumte Lastwagen. Laut Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände, unter anderem des GDV, werden jedes Jahr die Ladungen von fast 26.000 Lkw gestohlen. Rechnet man das um, wird alle 20 Minuten in Deutschland ein Brummi ausgeräumt.

Laut einer aktuellen Auswertung des GDV haben die jährlich gestohlenen Waren einen Wert von 1,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere Schäden in Höhe von 900 Millionen Euro durch Konventionalstrafen für Lieferverzögerungen, Umsatzeinbußen sowie Reparaturkosten.

Was die Täter als lohnenswerte Beute betrachten, hat sich in den vergangenen Jahren allerdings zum Teil geändert. Während Tabakwaren offenbar an Reiz verloren haben, werden neben elektrischen Geräten auch chemische bzw. pharmazeutische Produkte beliebter.

Jeder fünfte Diebstahl betrifft elektronische Geräte

„Die Kriminellen reagieren bei den chemischen und pharmazeutischen Produkten offenbar auf die globalen Lieferengpässe für diese Produkte, die sie auf dem Schwarzmarkt vermutlich zu hohen Preisen verkaufen können“, begründete GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen die Verschiebungen im Beuteverhalten.

So entfielen 2017 nur drei Prozent aller gestohlenen Güter auf chemische sowie pharmazeutische Produkte. Im vergangenen Jahr lag ihr Anteil bereits bei sieben Prozent. Elektronische Geräte machen mittlerweile gut ein Fünftel (19 Prozent) der gestohlenen Ware aus, fünf Jahre zuvor lag ihr Anteil nur bei 12 Prozent. Der Anteil von Tabakwaren sank derweil von sieben auf drei Prozent.

Grundlage dieser Untersuchung ist eine Auswertung von insgesamt 1.007 versicherten Ladungsdiebstählen zwischen 2017 und 2022.

Die Versicherer sowie andere Wirtschaftsverbände fordern angesichts der Vielzahl an Diebstählen Verbesserungen bei der Transportlogistik. „Wir brauchen höhere Sicherheitsstandards, Investitionen in die Sicherheitstechnik von Lkws und Trailern sowie mehr gesicherte Lkw-Parkplätze“, so Asmussen. Die Behörden müssten zudem den Fahndungsdruck gegenüber den oft professionell organisierten Tätern erhöhen, beispielsweise durch spezialisierte Polizeieinheiten sowie Schwerpunktstaatsanwaltschaften.