Wie der Automatenboom auch Makler erreicht
Es gab eine Zeit, in der wurden Verkaufsautomaten vor allem als Ärgernis wahrgenommen. Unvergessen ist – zumindest für die älteren Semester – wie Tatort Raubein Horst Schimanski den Snackautomaten im Duisburger Polizeipräsidium mit Tritten und Hieben traktierte, da dieser wieder einmal nicht ausspuckte, wofür der Kommissar bezahlt hatte.
Mittlerweile hat sich der Blick auf die Snack- und Verkaufsautomaten grundlegend gewandelt. In den sozialen Medien werden die Maschinen von zahlreichen Influencern seit einiger Zeit als tolle und ertragreiche Möglichkeit für ein passives Einkommen dargestellt. Umsätze von 240.000 Euro im Jahr mit nur einem einzigen Snackautomaten seien – so die häufige Botschaft an die Follower – kein Problem.
„Wir erleben derzeit einen regelrechten Boom“
Auch wenn die Gewinnversprechen teils maßlos übertrieben sind, scheint die Botschaft zu verfangen. „Wir erleben derzeit einen regelrechten Boom“, berichtet Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn. Der Markt für Verkaufsautomaten sei derzeit schlicht leergefegt. „Teilweise heißt es: Wer jetzt einen Automaten ordert, bekommt diesen frühestens Ende 2025“, berichtet Rüschen.
Ein Treiber dieses Booms seien dabei Menschen, die auf der Jagd nach dem schnellen Geld einzelne Automaten betreiben, mit denen sie versuchen Getränke, Chips oder exotische Snacks an den Mann oder die Frau zu bringen. Mittlerweile lassen sich aber auch Automaten finden, die einem einen Salat zusammenstellen oder vor Ort eine Pizza aufbacken. „Die Automatenwelt wird auf jeden Fall diverser“, stellt Rüschen fest. Neue Techniken und Ausgabeverfahren, zum Beispiel Smart-Fridges, erlauben den Verkauf von Waren, die über die klassischen Automaten nicht möglich waren.
Da für einen neuen Automaten mitunter fünfstellige Summen zu zahlen sind, drängt sich die Frage nach dem passenden Versicherungsschutz praktisch auf. Makler André Disselkamp spricht Versicherungsschutz für Verkaufsautomaten auf seiner Homepage konkret an und bekommt den Boom mittlerweile auch zu spüren. „Wir bekommen mittlerweile regelmäßig Anfragen zu dem Thema. In der Regel handelt es sich dabei nicht um professionelle Betreiber, sondern um die Besitzer einzelner Automaten“, so Disselkamp.
All-Risk-Schutz empfehlenswert
Bei der Absicherung des Automaten rät Disselkamp zu einem All-Risk-Schutz. Zwar sind die Geräte in der normalen Automatenversicherung gegen Brände und Einbrüche versichert, nicht aber gegen Sachbeschädigung durch Dritte. Wer sich einmal jedoch die Mühe macht, nach dem Thema zu googeln, stellt schnell fest: Vandalismus gegenüber den Automaten scheint weit verbreitet. Die Schäden können dabei beträchtlich sein. So berichtet beispielsweise der „Hellweger Anzeiger“ über einen gesprengten Automaten im westfälischen Fröndenberg. Der Schaden: 12.000 Euro. Auch die Ergo bestätigt auf procontra-Anfrage, dass Vandalismus die häufigste Schadenursache für im Freien stehende Geräte darstellt.
Weitere Faktoren für die Höhe der Prämie sind zudem der Wert des Automats und des Inhalts, die Automatenart, vorhandene Sicherheitsmaßnahmen und der Aufstellungsort. Draußen stehende Automaten sind deutlich schwieriger zu versichern. Auch die ZÜRS-Zone kann eine Rolle spielen. Die Zahl der Anbieter ist begrenzt, berichtet Disselkamp – zumindest dann, wenn man die Automaten als Einzelrisiko eindecken möchte.
Auch Philipp Wolfsteiner, Inhaber der Allianz-Generalvertretung "Feierabend und Wolfsteiner" bekommt die steigende Nachfrage nach Schutz für die kostspieligen Gerätschaften deutlich zu spüren und berichtet von unzähligen Anfragen, die ihn in mancher Woche erreichen. Mit der Domain "Meine Automatenversicherung" findet die Zielgruppe schnell sein Angebot im Internet.
Vertrieben wird dabei nicht nur der Schutz für die Automaten. Insbesondere Besitzer mehrerer Automaten schließen häufig noch eine Inhaltsversicherung für ihre Warenlager ab. Weiteres Cross-Selling-Potenzial bestehe im Hinblick auf Betriebshaftpflicht- sowie Rechtsschutzversicherungen, berichtet Wolfsteiner.
Landwirte und Bäcker als Zielgruppe
Deutlich einfacher fällt die Absicherung bei einer weiteren Zielgruppe. Denn auch immer mehr Landwirte, Bäcker oder Metzger setzen auf den Direktverkauf ihrer Waren. Professor Stephan Rüschen spricht in diesem Zusammenhang von einem „Corona-Kollateralnutzen“, da immer mehr Unternehmer zu Pandemiezeiten auf die Direktvermarktung ihrer Produkte gesetzt haben. Und auch nach Corona bietet diese Landwirten weiter Vorteile. „Ein Hofladen hat vielleicht drei Tage die Woche für wenige Stunden auf. Über den Automaten lassen sich die Produkte rund um die Uhr verkaufen“, bemerkt Rüschen.
Auch Makler Markus Eisenhut (Finanzmensch), der sich auf die Zielgruppe Landwirte spezialisiert hat, verzeichnet eine größere Nachfrage seiner Kunden: „Vor ein paar Jahren waren die meisten Hofläden noch mit einem kleineren Sortiment und einer Barkasse ausgestattet. Mittlerweile bekommen wir immer häufiger Anfragen mitsamt Automaten, die technisch und kostentechnisch auf dem höchsten Standard sind: Von der Milchtankstelle, Eierautomaten, Fleischautomaten und Saftautomaten ist alles dabei.“ Die Automaten lassen sich hier vergleichsweise unkompliziert mittels Inhaltversicherung und einer Sonderlösung – der Bio-Agrarversicherung – absichern. Auch Makler Rainer Schamberger, der unter anderem zahlreiche Bäckereien absichert, verweist auf ein Sonderkonzept: eine Multi-Risk-Absicherung, die eine Inhaltsversicherung sowie eine Maschinen-Elektronikdeckung beinhaltet und pauschal alle betrieblich angeschafften Maschinen absichert. Noch sei allerdings keiner seiner Bäcker-Kunden an ihn mit diesem Thema herangetreten.
Hier stellt sich auch die Frage, wie lange der Automaten-Trend noch anhält und ob Makler gut beraten sind, das Thema offensiv zu spielen. Viele der auf Tiktok , Youtube & Co. in Aussicht gestellten Gewinnversprechen dürften sich schnell als unrealistisch herausstellen. Allerdings stellen die auf schnellen Reichtum fixierten Glücksritter nur einen Faktor für die gestiegene Nachfrage nach Automaten dar.
Was theoretisch noch möglich ist, zeigt ein Blick in den Fernen Osten, auf den ein Ergo-Sprecher verweist: Während aktuell in Deutschland ein Automat auf 140 Einwohner kommt, liegt das Verhältnis dort bei 1:20. Durchaus denkbar also, dass das Thema für Makler noch einige Zeit Bedeutung besitzt.