Die unseriösen Tricks der Finanzcoaches
Wer einen Blick auf Youtube, Tiktok etc. riskiert, stößt unweigerlich auf sie: Finanzcoaches, die in ihren Videos finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit oder Erfolg bei der Vermögensanlage versprechen. Wie viele Menschen die hier dargebrachten Ratschläge und Inhalte für bare Münze nehmen, ist schwer zu sagen. Allerdings scheint die Flut selbsternannter Finanzexperten die Finanzaufsicht BaFin nun dazu gebracht zu haben, grundlegende Hinweise im Umgang mit den Tipps der Coaches zu veröffentlichen.
Dabei macht die BaFin deutlich, dass der Begriff des Coaches oder des Mentors keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Jeder der möchte, kann sich diesen Titel ans Revers stecken. Dass man tatsächlich über Finanzwissen verfügt oder eine Coaching-Ausbildung absolviert hat, ist nicht notwendig.
Die Finanzaufsicht rät darum, dass sich Interessierte in Vorgesprächen oder Testcoachings erklären lassen, wie die Anbieter ihr Finanzwissen erworben haben. Testfragen können zudem hilfreich sein, einzuschätzen, wie versiert die Coaches tatsächlich sind.
Wichtig zu wissen ist hierbei, dass die Coaches/ Mentoren – anders als Versicherungsmakler – für ihre Tipps und Ratschläge nicht haften müssen. „Finanz-Coachings sind für diejenigen, die sie anbieten, ein lukratives, meist risikoloses Geschäftsmodell“, stellt die BaFin sehr richtig fest.
5 Merkmale, um unseriöse Anbieter zu identifizieren
Doch wie lassen sich seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden. Die BaFin nennt an dieser Stelle fünf Merkmale, die auf „höchstwahrscheinlich dubiose Coaching-Angebote“ schließen lassen.
Überzogene Werbeversprechen (beispielsweise zweistellige Renditen, häufig im Zusammenhang mit dem Begriff „passives Einkommen“)
Vermeintliche Geheimtipps, die bislang nur einem kleinen Kreis Eingeweihter zur Verfügung stehen
Zusätzlich zum Coaching müssen Zusatzkurse gebucht werden
Der Anbieter drängt darauf, den Coaching-Vertrag schnell abzuschließen
Übertriebener Personenkult um den Anbieter
Viele Coaches machen sich laut BaFin auch psychologische Tricks zu Nutze. Häufig wird kommuniziert, dass Plätze für das Coaching sehr begrenzt sind. Nutzern soll somit vermittelt werden, dass das Angebot von hoher Qualität ist – schließlich ist es knapp und teuer.
Gerne werden auch Geschichten erzählt – entweder von erlebten Anlagepleiten, die sie durch die schlechte Beratung von Fachleuten erlitten haben. Oder aber es werden Erfolgsgeschichten aufgetischt, deren Geheimnis im Coaching vermittelt werden soll. Ob diese Geschichten allerdings tatsächlich stattgefunden haben, darf bezweifelt werden.
Die BaFin warnt darüber hinaus, dass viele Coaches Eigeninteressen verfolgen. So verweisen sie in Ihrem Coaching auf bestimmte Produkte, beispielsweise einen Robo Advisor, wofür sie eine Provision erhalten. Häufig sind diese Eigeninteressen für die Coaching-Teilnehmer aber nicht sofort zu erkennen. Tipps und Vorschläge der Referenten sollten darum nicht ungeprüft übernommen werden.
Wer sich trotzdem für ein Coaching entscheidet, sollte auch die oftmals hohen Kosten im Blick behalten. Zur Einordnung, ob sich diese Kosten rentieren, hat die BaFin eine Beispielsrechnung veröffentlicht:
Kostet ein Coaching 2.700 Euro müsste ein Einmalbeitrag von 10.000 Euro über fünf Jahre zu einer Rendite von 4,8 Prozent pro Jahr angelegt werden, damit die Kosten fürs Coaching wieder reingeholt werden können.
Wesentlich günstiger erscheint es jedoch, von Anfang an mit seinen Fragen zu einem nachgewiesenen Finanzprofi zu gehen.