Es ist das klassische Dilemma für viele Anbieter von geschlossenen AIF: Sie konzipieren den Fonds, identifizieren vielleicht sogar erste Anlageobjekte, warten jedoch die Zeichnungsphase ab, bevor die Investitionen wirklich getätigt werden. Aus Anlegersicht heißt das, sie investieren in einen sogenannten Blindpool, wenn mit Zeichnung des Fonds die Investitionsobjekte noch nicht gesichert sind.
Grundsätzlich erhöht ein Blindpool natürlich das Risiko für Anleger, da sie weder Wert noch Sinnhaftigkeit einer Investition im Vorfeld beurteilen können. Auf der anderen Seite sprechen wir bei geschlossenen AIF immer über hohe Gesamtvolumina. Und beispielsweise bei geschlossenen Immobilien-AIF müssen auch auf Ebene der Einzelinvestitionen hohe Investitionssummen am Markt platziert werden. Wenn ein seriöser, etablierter Anleger dann noch eine sorgfältige Due Diligence betreibt, also die Anlageobjekte aus verschiedenen Blickwinkeln prüft, wird klar, dass ein paar Millionen Euro eben nicht über Nacht am Markt investiert werden können.
Nicht alles schwarz und weiß
Wie so oft liegt die Wahrheit daher irgendwo in der Mitte. Natürlich ist es aus Sicht der Anleger vorteilhaft, wenn alle Investitionen bereits vor Zeichnung getätigt wären. In der Praxis ist das aus den genannten Gründen aber fast nie umzusetzen. Wirklich „blind“ investieren Anleger dennoch nicht. Denn in der Regel handelt es sich bei geschlossenen AIF fast immer um Fondsserien. Das heißt, dass bei Emission eines neuen Fonds meist schon Vorgänger am Markt platziert wurden, die einen guten Einblick in die Investitionsstrategie, Anlegeobjekte, Rendite und Ausschüttungsprognosen bieten.
Außerdem dürfen Anleger nicht vergessen, dass sie sich bei einer Geldanlage ohnehin fast immer eine externe Expertise auf einem bestimmten Gebiet einkaufen, wenn sie nicht gerade ein kleines Aktiendepot eigenständig managen. Damit schenkt man dem Emittenten, Fondsmanager oder Vermögensverwalter einen Vertrauensvorschuss, in der Hoffnung, dass die dortigen Experten die bessere Auswahl an Anlageobjekten finden. Und letztendlich ist doch jeder Aktienfonds auch irgendwie ein „Blindpool“, denn auch hier entscheidet das Fondsmanagement individuell, welche Aktien es ins Portfolio schaffen. Und auch die stehen bei Zeichnung noch nicht fest, respektive können sich im Verlauf immer wieder ändern.