Offener Immobilienfonds muss erneut abwerten
Anleger ziehen weiter ihr Geld aus offenen Immobilienfonds (OIF) ab. Das zeigen neue Zahlen, die Barkow Consulting vorlegt. Diesen zufolge mussten OIF im 14ten Monat in Folge Nettomittelabflüsse hinnehmen: Die Anleger gaben also weitaus mehr Anteile zurück als sie neu kauften.
So gaben Anleger im August Anteile im Wert von 675 Millionen Euro zurück, gleichzeitig wurden Fondsanteile im Wert von 198 Millionen Euro erworben. Laut Barkow Consulting dürfte der Fondsabsatz in erster Linie auf Sparpläne und automatische Wiederanlagen zurückzuführen sein. Die Nettomittelrückflüssen betrugen folglich 477 Millionen Euro.
Damit liegen sie deutlich niedriger als noch im Juni (729 Millionen Euro) und Juli (725 Millionen Euro). Von einer Trendwende zu sprechen, dürfte allerdings verfrüht sein. Stattdessen dürften die kommenden Monate entscheidend sein, einschätzen zu können, wie hoch das Vertrauen der Verbraucher in die Assetklasse noch ist.
Im vergangenen Herbst begann sich die Nachrichtenlage für Immobilienfonds deutlich einzutrüben. So rief das Verbraucher-Portal Finanztip im vergangenen Oktober zum Verkauf offener Immobilienfonds auf. Da sich diese aufgrund der Haltefristen jedoch erst nach zwölf Monate realisieren, dürften die kommenden Monate aufschlussreich werden, wie groß die Probleme für die Fondsbetreiber werden können. Analyst Ali Masarwah (Envestor) sprach entsprechend von einer „Stunde der Wahrheit“, die für die Fonds nun naht.
Fonds muss abwerten
Derweil haben die Fondsanbieter auch an anderer Front zu kämpfen. So muss der Fonds „Leading Cities Invest“ von Kanam Grund erneut abwerten. So wurde der Anteilspreise Anfang November um 1,93 Euro auf 81,73 Euro gesenkt.
Grund ist der Verlust des Hauptmieters im Bürokomplex „Pixel“ in Nanterre, am westlichen Stadtrand von Paris. Trotz monatelanger Verhandlungen sei es nicht gelungen, den Hauptmieter BNP von einer Verlängerung seines Mietvertrags zu überzeugen, schreibt der Fondsanbieter auf seiner Homepage.
Bei der turnusmäßigen Bewertung der Immobilie seien neben der Reduzierung des Bodenwertes auch die höheren Kosten der Nachvermietung, wie zum Beispiel angepasste Ausbaukosten, und der fehlende Mietertrag berücksichtigt worden. Dies führte zu einer Reduzierung des Verkehrswertes um 15,4 Millionen Euro, was dem Mietertrag von drei Jahren entspricht. Bereits im vergangenen November hatte der Fonds deutlich abgewertet, damals von 104,76 auf 93,21 Prozent.
Das Fondsmanagement ist derzeit gezwungen, zahlreiche Immobilien aus dem Portfolio zu veräußern. Grund ist die verstärkte Anteilsrückgabe von Anlegern. Um diese bedienen zu können, muss das Fondsmanagement Liquidität beschaffen.