Europa im Portfolio wieder groß machen
Deutschland hat gewählt. Die Koalitionsverhandlungen sind schwierig, die Verteilungsspielräume gering, während gleichzeitig die Verteidigungsausgaben und die Infrastrukturinvestitionen deutlicher Mehrausgaben bedürfen. Dazu die hoch defizitäre gesetzliche Rente, deren Finanzlöcher – sollten Reformen ausbleiben – aufgrund der demographischen Entwicklung noch weiter anschwellen werden. Der Streit der neuen Koalitionspartner dürfte vor allem entlang der Konfliktlinien Migration, Sozialpolitik, Steuern sowie Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung verlaufen.
Was sich abzeichnet ist, dass ein Teil der Verteilungskonflikte mittels einer Lockerung der Schuldenbremse „gelöst“ wird. Auch ökonomische Reformen dürften zu erwarten sein. Die Herausforderungen sind groß. Bei der Wachstumsschwäche in Deutschland handelt es sich nicht um eine konjunkturelle, sondern um eine strukturelle Schwäche. Dies zeigt sich unter anderem im Hinterherhinken bei der Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens, etwa gegenüber europäischen Nachbarländern, sowie im geradezu erschreckenden Absacken der Industrieproduktion gegenüber ihrem Trend. Es geht um ein „MEGA“ der Form „Make the Economy Great Again“.
Aus Anlegersicht stellt sich die spannende Frage, ob sich die relative Outperformance des deutschen, aber auch des europäischen Aktienmarktes gegenüber dem US-amerikanischen fortsetzt. Trotz der genannten Herausforderungen stehen die Chancen hierfür zunächst nicht schlecht. So erscheinen die im Vergleich zum US-Markt niedrigen Bewertungen einladend. Zudem ist die starke Dominanz US-amerikanischer Titel in den Welt-Aktienindizes, die sich darüber hinaus auch noch auf wenige Titel konzentriert, ein Argument für mehr Diversifikation. Und schließlich gibt es jetzt Hoffnung auf einen ökonomischen Aufschwung in der größten Volkswirtschaft des alten Kontinents. Dies alles könnte dem deutschen, respektive europäischen Aktienmarkt positive Impulse verleihen.
So gesehen, heißt „MEGA“ auch: „Make Europe Great Again“. Mache Europa im Portfolio wieder „groß“ (oder zumindest größer), denn dort war es bei internationalen Anlegern über längere Zeiträume vernachlässigt worden.