PKV: Sinkende Inflation sorgt für optimistische Stimmung

Zinswende und Auswirkungen des Ukrainekriegs – die private Krankenversicherung agiert in einem schwierigen Marktumfeld. Davon unbeeinflusst fällt das Stimmungsbild der Versicherer überraschend positiv aus. Das zeigt eine Umfrage der Kölner Ratingagentur Assekurata unter 15 Krankenversicherern, die – gemessen an ihren Vollversicherten – einen Marktanteil von circa 75 Prozent ausmachen. Wie die Analysten schreiben, befinde sich der eher stagnierende Bereich der Vollversicherungen sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch in Bezug auf die zukünftigen Geschäftserwartungen „im positiven Bereich“.

Wachstumstreiber im Segment der Zusatzversicherungen seien hingegen vor allem Zahnzusatz- und betriebliche Krankenversicherung. Wie die befragten Versicherer weiter einschätzten, würden zudem stationäre Zusatzversicherungen immer stärker in den Fokus rücken.

Ein ähnliches Stimmungsbild zeichnet der aktuelle, vom Branchenverband GDV herausgegebene ifo-Konjunkturtest: Auch hier beurteilen die befragten privaten Krankenversicherer die aktuelle Geschäftslage besser als im Vorquartal. Mit einem Wert von 19,4 befindet sich das aktuelle Geschäftsklima deutlich über dem langfristigen Mittelwert von 11,7. Allerdings bereitet die Zukunft den Unternehmen zunehmend Sorgen: Der Teilindex zu den Geschäftserwartungen halbierte sich gegenüber dem Vorquartal auf nunmehr sieben Punkte.  

Konkret sprechen rund 25 Prozent der befragten privaten Krankenverssicherer derzeit von einer guten Geschäftslage, im Vorquartal waren es 23 Prozent gewesen. Auffallend hierbei: Eine negative Geschäftslage sieht keines der befragten Unternehmen.  

Die positive Sicht erstreckt sich sowohl auf das Krankenvollversicherungs- wie auf das Zusatzgeschäft. Im Krankenvollversicherungsgeschäft verbesserten sich sowohl die Einschätzung der Geschäftslage (42 nach 4 Punkten) als auch die der Geschäftserwartungen (23 nach 14 Punkten). Im Krankenzusatzversicherungsgeschäft stieg das Geschäftsklima leicht um 2,4 auf 22,1 Zähler.

Auf der anderen Seite glauben rund 94 Prozent der befragten Versicherer, dass sich die Leistungsentwicklung für Krankheitskosten verschlechtern wird.  

Quelle ifo-Institut, Berechnungen GDV

Auch in anderen Sparten herrscht trotz aktuell schwieriger Konjunkturlage überwiegend Optimismus vor. Bei den Lebensversicherern zeichnet sich eine stimmungstechnische Trendwende ab: Ende vergangenen Jahres hatte sich der Anteil der Lebensversicherer, die negative Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate hegten, im Vergleich zum Vorquartal deutlich erhöht. Nach dem aktuellen ifo-Konjunkturtest erwiesen sich diese düsteren Prognosen als unberechtigt: So stieg tatsächlich der Geschäftsklimaindex in der Lebensversicherung im zweiten Quartal 2023 um 16,3 auf 3,2 Punkte.

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen erklärt diese Entwicklung so: „Sinkende Inflationsraten geben den Menschen mehr Spielraum für die Altersvorsorge. Profitieren von dieser Entwicklung werden nach Ansicht der befragten Unternehmen vor allem fondsgebundene Lebensversicherungen.“

In der Schaden-/Unfallversicherung ist die Stimmung vergleichbar: Abflauende Inflationsraten sorgten für Entlastung und schrauben die Erwartungen für die kommenden Monate nach oben. Der entsprechende Teilindex kletterte um 29,1 auf 16,2 Punkte (Durchschnitt: 10,1). Unter dem langfristigen Durchschnitt von 9,6 liegt allerdings die Einschätzung zum momentanen Geschäftsklima. „Derzeit kämpfen viele Sachversicherer mit stark gestiegenen Entschädigungsleistungen“, erläutert Asmussen. Zwar könnten Prämienanpassungen die Lage verbessern, diese würden aber mit einer Zeitverzögerung wirken.