So plündern zwei neue Betrugsmaschen die Pflege- und Krankenkassen
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW) warnt aktuell vor einer neuen Betrugsmasche an pflegebedürftigen Menschen. Diese basiere auf Telefonanrufen und habe verschiedene Ausprägungen. Die Anrufer hätten stets das Ziel, die konkrete Pflegekasse und die Versichertennummer ihrer Opfer herauszubekommen. Damit würden sie auf die Kassen zugehen und mit diesen Leistungen abrechnen, die die Betroffenen oft aber gar nicht benötigten.
Laut der VZ NRW werden vor allem drei Varianten von „Pflegeleistungen“ angeboten:
Pflegekurse für pflegende Angehörige, die diese von den Pflegekassen eigentlich kostenlos erhalten würden.
Sogenannte „Pflegeboxen“, also Pflegehilfsmittel wie Desinfektionsmittel oder Einmalhandschuhe, die viele Pflegebedürftige aber gar nicht benötigen würden.
Nahrungsergänzungsmittel, die mit, laut den Verbraucherschützern, viel zu hohen Tagesdosen den Blutzuckerspiegel von Diabetespatienten normalisieren und angeblich sogar die bisherigen Diabetesmedikamente obsolet machen sollen.
Laut der VZ NRW sei die Masche vor allem deswegen verhältnismäßig erfolgreich, weil sich viele pflegebedürftige Menschen mit den Regelungen der Pflegeversicherung nicht gut auskennen würden. Woher die Anrufer die Kontaktdaten ihrer Opfer hätten, sei bisher noch unklar. Betroffene können Anrufer bzw. deren Unternehmen schriftlich dazu auffordern, Auskunft nach Artikel 15 DSGVO über die gespeicherten Daten zu erteilen und die Daten zu sperren, damit sich solche Werbeanrufe nicht wiederholen. Auf jeden Fall sollten die Angerufenen aber sofort auflegen und nichts abschließen.
Netzwerk von Scheinfirmen
Über eine andere Betrugsmasche mit Sozialversicherungsleistungen hatte kürzlich der rbb berichtet. Demnach gebe es hierzulande ganze Netzwerke von Scheinfirmen, die gezielt die gesetzliche Krankenkasse schröpfen würden. Dem Bericht zufolge würden die Firmen nur zum Schein Angestellte beschäftigen, für diese keine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen, die Scheinbeschäftigten dann bei den Kassen arbeitsunfähig melden und dafür Krankengeld beziehen. Diese Masche werde erst durch den fehlenden Datenaustausch zwischen Kassen, Arbeitsagenturen und anderen Sozialbehörden ermöglicht, hieß es.
Betrugsmaschen wie diese treffen die klammen Sozialkassen in einer besonders harten Zeit. Die Leistungsausgaben sind zuletzt sehr stark gestiegen und die Reserven, speziell der Pflegekassen, sind auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV -Spitzenverbandes, warnte sogar kürzlich davor, dass mehreren Pflegekassen ohne politisches Eingreifen im Sommer das Geld ausgehen könnte. Vor diesem Hintergrund wird es noch einmal wichtiger, auch privat für den Fall der Pflegebedürftigkeit vorzusorgen.