Was taugt der Zahnschutzbrief der Würzburger?
Was leistet der Tarif?
Die Würzburger bietet den Zahnschutzbrief mit zwei Bausteinen an, die separat abgeschlossen werden können. Beim Baustein Zahnerhalt leistet die Würzburger für die Vorsorge mit einem Betrag von 50 Euro pro Versicherungsjahr für zahnmedizinische Individualprophylaxe-Maßnahmen und Maßnahmen zur Verhütung von Zahnerkrankungen. Zusätzlich sieht das Bedingungswerk Leistungen für Einlagefüllungen (Inlays und Onlays), Kunststoff-Füllungen, Knirscherschienen sowie Wurzel- und Parodontosebehandlungen vor.
Im Baustein Zahnersatz verdoppelt die Würzburger den Festzuschuss der gesetzlichen Krankenversicherung für Kronen, Brücken, Prothesen sowie für Zahnersatz, der auf Implantaten befestigt ist. Ebenso ist die Reparatur dieses Zahnersatzes versichert. Maximal werden 100 % des Rechnungsbetrages ersetzt.
Die Gesamtleistungen pro Baustein sind begrenzt auf 250 Euro im ersten Versicherungsjahr, 500 Euro in den ersten beiden Versicherungsjahren, 750 Euro in den ersten drei und 1.000 Euro in den ersten vier Versicherungsjahren. Ab dem fünften Vertragsjahr entfallen die Leistungsbegrenzungen, bei einem Unfall entfällt die Leistungsbegrenzung auch in den ersten vier Versicherungsjahren. Fehlende Zähne werden ebenso wenig mitversichert wie angeratene oder begonnene Behandlungen.
Die Beiträge sind ohne Altersrückstellungen kalkuliert und betragen für beide Baustein bis zum 20. Lebensjahr 8,90 Euro, bis zum 40. Lebensjahr 19,80 Euro, danach bis zum 60. im Monat 21,50 Euro und steigen dann zum 61. Lebensjahr auf 24,90 Euro. Wer nur einen der beiden Bausteine wählt, zahlt zum Beispiel als 30-Jähriger im Baustein Zahnerhalt 12 Euro, im Baustein Zahnersatz 9,60 Euro.
Was sind die Stärken?
Im Baustein Zahnerhalt sieht der Tarif umfangreiche Leistungen vor, die ja im Bereich der Kassenversorgung oft nicht mehr ausreichend erstattet werden. Für Zahnersatz deckt der Tarif die Kosten für eine einfache und zweckmäßige Versorgung ohne privatärztliche Anteile in aller Regel zu 100 Prozent ab. Auf Nachfrage hebt die Würzburger die freie Arztwahl und den weltweiten Schutz hervor. Außerdem weist sie darauf hin, dass der Zahnschutzbrief auf eine Altersbegrenzung ebenso verzichtet wie auf Gesundheitsfragen und eine Wartezeit.
Was ist bei dem Produkt kritisch zu sehen?
Das Kostenrisiko für umfangreiche Maßnahmen im Bereich Zahnersatz ist nicht wirklich abgedeckt, da nur die Kassenleistungen verdoppelt werden. Bei einer Implantatversorgung zahlt die Kasse aber zum Beispiel nur einen Bruchteil der Kosten für den implantatgetragenen Zahnersatz. Die Implantate selbst sind keine Kassenleistung und werden daher auch nicht durch den Zahnschutzbrief der Würzburger aufgestockt. Im Bereich Zahnerhalt sieht das Bedingungswerk vor, dass die Kosten im Rahmen einer medizinisch notwendigen Versorgung erstattet werden.
Gleichzeitig ergänzt die Würzburger die Regelung um den Hinweis, dass allein die Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung keinen Anspruch auf Leistungen aus den Bedingungen der Zusatzversicherung begründet. Eine Kassenleistung zieht also nicht automatisch einen Leistungsanspruch aus dem Zahnschutzbrief nach sich. Ein großes Manko ist zudem die doch recht überschaubare Zahnstaffel mit Leistungen von gerade einmal 1.000 Euro pro Baustein in den ersten vier Vertragsjahren. Hier wird der Kunde mit häufigerem Behandlungsbedarf rasch an die finanziellen Grenzen der Erstattung aus dem Tarif stoßen.
Was sagt der Versicherer zu seinem Tarif?
Die Würzburger stellt auf Nachfrage auf die umfangreichen Leistungen im Bereich Zahnerhalt ab. Im Baustein Zahnersatz ist der Tarif auf die Verdopplung des Festzuschusses fokussiert und bezeichnet die Zahnstaffel als fair.
Wer ist die Zielgruppe?
Der Tarif zielt primär auf Kunden ab, denen die gesetzliche Versorgung im Bereich Zahnersatz reicht und die lediglich den Eigenanteil absichern möchten. Im Bereich Zahnerhalt wird man vor allem Kunden ansprechen, die schon einmal schlechte Erfahrungen mit höheren Zuzahlungen bei einer Versorgung gemacht haben.
Tipps für den Vermittler und die Vermittlung
Vermittler müssen Kunden klar darlegen, dass die Erstattung für Zahnersatz extrem begrenzt ist. Das gilt zum einen im Umfang, weil nur der Kassenzuschuss verdoppelt wird. Aber auch im Hinblick auf die eingeschränkte Zahnstaffel, weil die Leistungen dadurch in den ersten Jahren sehr begrenzt sind. Beim Baustein Zahnerhalt sollte ebenfalls in der Dokumentation die Zahnstaffel erwähnt werden.
Ein Marktvergleich für einen am Tarif der Würzburger interessierten Kunden sollte Bestandteil der Dokumentation sein. Denn für einen 30-Jährigen mit einem Beitrag von knapp 20 Euro bei der Würzburger, braucht man im Vergleich schon gute Argumente, wenn andere Tarife zu gleichem Beitrag vor allem beim Zahnersatz deutlich mehr leisten. Mit steigendem Alter der Versicherten wird der Zahnschutzbrief der Würzburger dann im Marktvergleich attraktiver und ist zumindest vergleichbar mit ähnlichen Tarifen.
Das Fazit
Im Bereich Zahnersatz schwächelt der Tarif primär bei jüngeren Kunden im Marktvergleich: Warum soll ein 30-Jähriger einen Tarif wählen, der den Kassenzuschuss verdoppelt, wenn er einen preislich vergleichbaren Tarif bekommen kann, der 80 bis 90 Prozent der Kosten für den gesamten Zahnersatz übernimmt? Natürlich steigt der Beitrag bei diesem Tarif an – aber bis dahin wäre er deutlich besser versorgt.