Gute Chance auf weitere Erhöhungen

20 Lebensversicherer erhöhten Überschussbeteiligung

Die steigenden Kapitalzinsen machten es möglich: Zahlreiche Versicherer setzten für 2023 ihre laufenden Verzinsungen für klassische Lebensversicherungen nach oben. Doch noch immer ist die Überschussbeteiligung bei vielen Versicherern unter 2 Prozent.

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11:01 Uhr | 25. Januar | 2023
Ein Geldsack wird überreicht

Aufgrund der steigenden Zinsen am Kapitalmarkt erhöhten zahlreiche Lebensversicherer für 2023 die Überschussbeteiligungen – sehr zur Freude ihrer Kunden.

| Quelle: erhui1979

Das Hofheimer Analysehaus Morgen & Morgen sieht gute Chancen, dass die Besitzer klassischer Lebensversicherungen zukünftig wieder höhere Überschussbeteiligungen erwarten können. So hatten zahlreiche Versicherer zuletzt auf die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt reagiert und ihre Überschussbeteiligungen erhöht.

„Ob es sich hierbei schon um eine Trendwende handelt, zeigt sich in den nächsten Jahren. Die Zeichen stehen aber gut“, kommentiert Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen, die aktuellen Entwicklungen.

20 Lebensversicherer erhöhen Beteiligung

Von insgesamt 53 untersuchten Lebensversicherern hatten 20 für dieses Jahr ihre Überschussbeteiligung erhöht, durchschnittlich um 0,3 Prozentpunkte. Den größten Sprung machte dabei die Signal Iduna, die ihre laufende Verzinsung um ganze 0,85 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent erhöhte. Die höchste laufende Verzinsung bieten allerdings nach wie vor mit 3,0 Prozent die Berliner Ideal Versicherung sowie die Run-Off Gesellschaft Athora.

Da die übrigen 33 Lebensversicherer ihre Überschussbeteiligung konstant hielten, stieg der branchenweite Mittlerwert von 1,9 (2022) auf jetzt 2,1 Prozent. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaften sind allerdings weiter groß. Während Kunden in der Spitze 3,0 Prozent an laufender Verzinsung erhalten, sind es beim Versicherer mit der niedrigsten Überschussbeteiligung – der Debeka – nur 1,25 Prozent. Immerhin liegt die laufende Verzinsung der Koblenzer damit aber um 0,35 Prozentpunkte höher als noch im Vorjahr. Bei insgesamt 21 Versicherern liegt die Überschussbeteiligung nach wie vor unter 2 Prozent.

Dass für 2023 so viele Lebensversicherer ihre Überschussbeteiligung erhöhten, ist auch für die Analysten von Morgen & Morgen überraschend. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie die Tatsache, dass durch den Zinsanstieg für viele Versicherer die Aufwände zur Zinszusatzreserve (ZZR) sanken beziehungsweise ganz entfielen.

Die Zinszusatzreserve mussten die Versicherer in der Niedrigzinsphase aufbauen, um die Ansprüche ihrer Kunden mit hochverzinsten Verträgen absichern zu können. Ende 2021 lag die ZZR nach GDV-Angaben bei 96,04 Milliarden Euro. 2022 sank sie durch die steigenden Zinsen erstmals, so dass Versicherer ihre gebildeten Reserven allmählich auflösen können.

Deklaration ist individuelle Entscheidung

Wie schnell die ZZR abgeschmolzen werden kann, hängt vom Vertragsbestand des jeweiligen Versicherers ab.  „Die Auswirkung der Entlastung bei der Zinszusatzreserve ist bei jedem Versicherer unterschiedlich, je nach Anteil der hohen Garantiezinsen im Bestand des Versicherers“, bemerkt Saal. Durch die Tatsache, dass hochverzinste Altverträge zunehmend auslaufen, entspanne sich die Situation für die Versicherer allgemein.

Versicherer, die einen hohen Bestand hochverzinster Altverträge besitzen, dürften ihre Überschussbeteiligung jedoch zögerlicher erhöhen, vermutet Saal. Weitere Faktoren neben der Struktur des Bestandes seien zudem die Höhe der Bewertungsreserven, das Kapitalanlageergebnis, aber auch die Geschäftspolitik des Versicherers.

Denn es obliegt der Entscheidung des Versicherers, ob er die freiwerdenden Mittel lieber in Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen (RfB) fließen lässt, oder seine Kunden frühzeitig beteiligt und dadurch seine Produkte attraktiver macht.

„Die Deklaration ist eine äußerst individuelle Entscheidung. Wir sehen, dass der Markt insgesamt stabil ist, und schätzen das Signal der Branche, die Versicherten kurzfristig an dem Aufwärtstrend partizipieren zu lassen, als sehr positiv ein“, macht Saal aber vielen Lebensversicherungskunden Hoffnung.