Die 15 Lebensversicherer mit den höchsten Abschlusskostenquoten
Der Trend ist gestoppt: Nachdem die Abschlusskostenquote der deutschen Lebensversicherer zuletzt dreimal in Folge gestiegen war, entwickelte sie sich 2023 rückläufig: Gegenüber 2022 sank sie um 0,05 Prozentpunkte auf 4,41 Prozent.
Das zeigt ein Blick in den aktuellen LV-Check, dem die Geschäftsberichte von 62 Lebensversicherer zugrunde liegen.
Insgesamt konnten die Versicherer die absoluten Abschlussaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich senken, von 7,566 auf 7,426 Milliarden Euro – das entspricht einem Minus von 1,7 Prozent. Die Beitragssumme des Neugeschäfts entwickelte sich zwar ebenfalls rückläufig. Da diese aber nur um 0,7 Prozent sank, entwickelte sich die Abschlusskostenquote positiv.
BaFin hat 13 Versicherer untersucht
Eine Entwicklung, die von Seiten der BaFin positiv aufgenommen werden dürfte. Die Finanzaufsicht hatte angekündigt, verstärkt auf die Kosten der Lebensversicherer blicken zu wollen und die Unternehmen, die gegenüber dem Branchendurchschnitt negativ auffallen, verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Bisher hat die Bafin 13 Unternehmen – also mehr als jeden fünften Anbieter – näher betrachtet. Dazu erklärte jüngst Julia Wiens, Chefin der Versicherungsaufsicht bei der BaFin: „Was wir bei manchen dieser 13 Unternehmen, nicht bei allen, bislang herausgefunden haben, das gefällt uns überhaupt nicht.“
Die Kosten der Versicherer stehen also weiter im Fokus. Neben der Verwaltungskostenquote ist hier vor allem die Abschlusskostenquote ein wesentlicher Faktor.
Nach wie vor fallen die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern gewaltig aus: So reichen die Abschlusskostenquoten von 0,25 (myLife) bis zu 33,22 Prozent bei der Credit Life. Die Tochter der Rheinland Versicherungsgruppe erklärte ihre hohe Quote in der Vergangenheit mit ihrem „marktuntypischen Geschäftsmodell“, welches auf verschiedene Risikoversicherungskonzepte ausgerichtet sei. „Das Produktmodell der Credit Life AG kann eher mit einem Schaden-/Unfallversicherer als mit einem klassischen Lebensversicherer mit Schwerpunkt in Altersvorsorgeprodukten verglichen werden“, teilte der Versicherer damals auf procontra-Nachfrage mit.
Zurich senkt Quote deutlich
Deutlich senken konnte im vergangenen Jahr die Zurich ihre Abschlusskostenquote. Hatte der Versicherer 2022 mit einer Quote von 8,46 Prozent noch den drittenhöchsten Wert aufgewiesen, sank diese nun 6 Prozent. Die Zurich hatte die hohe Quote stets mit einem Sondereffekt begründet, der nun offenbar nicht mehr greift.
Erneut gestiegen – im vierten Jahr in Folge – ist indes die Abschlusskostenquote bei der Hannoverschen. 2023 lag sie bei 5,29 Prozent – das ist deutlich höher als noch 2019, als die Quote 3,93 Prozent betrug. Der erneute Anstieg ist dabei auf die deutlich gestiegenen Abschlussaufwendungen zurückzuführen, die gegenüber 2022 um knapp 15 Prozent stiegen.
Der Versicherer erklärt den Anstieg der Aufwendungen mit ihrer strategischen Neuausrichtung: „Die Hannoversche Lebensversicherung entwickelt sich vom Direktversicherer mit Schwerpunkt Risikolebensversicherung hin zu einem Biometrie-Multikanalversicherer. Unser erfolgreicher Einstieg in den Vermittlermarkt erklärt den Anstieg unserer Abschlusskosten.“ Die Transformation umfasse zudem Investitionen in die Modernisierung der digitalen Infrastruktur entlang der gesamten Antragsstrecke sowie den personellen Ausbau der Vermittlerbetreuung, teilt der Versicherer weiter mit.
Welche Lebensversicherer die höchsten Abschlusskostenquoten aufwiesen, lesen Sie in der untenstehenden Bilderstrecke.
Die Versicherer mit den höchsten Abschlusskostenquoten
Versicherer | Abschlusskostenquote 2022 in % | Abschlusskostenquote 2023 in % |
Credit Life | 36,54 | 33,22 |
Delta Direkt | 9,99 | 11,32 |
Dialog | 7,73 | 7,94 |
Condor | 8,01 | 7,43 |
Provinzial Hannover | 6,79 | 7,08 |
WGV | 5,62 | 6,50 |
Öffentliche Sachsen-Anhalt | 6,66 | 6,39 |
Gothaer | 6,20 | 6,08 |
Öffentliche Braunschweig | 5,50 | 6,04 |
Zurich | 8,46 | 6,00 |
Ergo | 5,21 | 5,86 |
Ideal | 5,60 | 5,82 |
SV Sachsen | 4,96 | 5,74 |
Dortmunder | 5,33 | 5,67 |
Helvetia | 5,61 | 5,56 |
Die Gesamtsieger des LV-Checks
Die Kosten der Versicherer laufen auch in die Gesamtbewertung des LV-Checks ein, und zwar in den Bereich "Erträge und Kosten". Zusammen mit den weiteren Teilbereichen Neugeschäft, Finanzstärke und Kundenzufriedenheit ergibt sich daraus eine Gesamtnote. Insgesamt fünf Lebensversicherer verdienten sich für das Geschäftsjahr 2023 die Note von 1+. Die Sieger haben wir in einer Bilderstrecke für Sie zusammengestellt.