Vor allem Run-off-Anbieter betroffen

Die Lebensversicherer mit den höchsten BaFin-Beschwerdequoten

Im vergangenen Jahr standen wieder mehr Kunden in Konflikt mit ihrem Lebensversicherer. Dabei konzentrierte sich ihr Ärger ganz überwiegend auf wenige Run-off-Gesellschaften. Bei einem großen Anbieter verschlechterte sich die Beschwerdequote um mehr als das Doppelte.

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13:06 Uhr | 30. Juni | 2023
Die Lebensversicherer mit den höchsten BaFin-Beschwerdequoten

Bei einem großen Lebensversicherer hat sich die BaFin-Beschwerdequote im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdreifacht.

| Quelle: sesame

Die Lebensversicherung zählt seit Jahren zu den Sparten mit den meisten Konflikten zwischen Kunden und Produktgeber. Das bestätigte erst kürzlich der Jahresbericht des Versicherungsombudsmanns. Über 2.000 zulässige Beschwerden trudelten im Jahresverlauf 2022 bei der Schlichtungsstelle ein. Weitere 1.132 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im vergangenen Jahr abschließend bearbeitet. Das sind 86 Fälle mehr als in 2021 (+8,2 Prozent).

Die Vorgänge verteilten sich auf 63 Lebensversicherer – sechs weniger als im Vorjahr – mit einem Gesamtbestand von rund 78,9 Millionen Policen. Unter ihnen ergibt sich eine durchschnittliche Beschwerdequote von 14,33 Fällen pro einer Million Verträge (Vorjahr: 13,18).

So schlugen sich die Marktführer

Mit Blick auf die größten Anbieter der Branche (mehr als drei Millionen Policen im Bestand; siehe Tabelle) zeigt sich, dass diese beschwerdetechnisch fast alle besser abschneiden als der Durchschnitt beziehungsweise nur knapp darüber liegen (Ergo).

Versicherer

Verträge

Beschwerden

Beschwerdequote 2022

Allianz

11.437.355

63

5,51

R+V

5.478.978

21

3,83

Generali

5.273.591

38

7,21

Ergo

3.502.091

48

13,71

Debeka

3.190.195

18

5,64

Auch unter den übrigen Anbietern mit mindestens 100.000 Verträgen im Bestand finden sich kaum welche, deren Beschwerdequote deutlich über dem Durchschnitt liegt. Die Huk-Coburg Leben bildet hier die Spitze (20,01).

Run-off-Gesellschaften stechen deutlich negativ heraus

Deutlich höhere Quoten finden sich nur unter Versicherern, die kein Neugeschäft mehr betreiben oder dies aufgrund ihres Geschäftsmodells nie getan haben: Die Rede ist von Run-off-Plattformen wie der Entis Lebensversicherung AG (Viridium-Gruppe), die mit neun Beschwerden bei 66.234 Verträgen auf eine Quote von 135,88 kommt (Vorjahr: 97,04). Auffällig ist auch die Landeslebenshilfe (168,96), die ihre Bestände selbst abwickelt. Hier sorgten aufgrund des kleinen Bestands (11.837 Verträge Ende 2021) nur zwei Vorgänge für die vergleichsweise hohe Beschwerdequote.

Unter den Lebensversicherern mit mehr als 100.000 Verträgen im Bestand heben sich vier Run-off-Unternehmen deutlich ab (siehe Tabelle). Davon gehören drei (Skandia, Heidelberger Leben und Proxalto) zur Viridium-Gruppe. Bereits seit Jahren stechen Run-off-Firmen im Allgemeinen und die Gesellschaften von Viridium im Speziellen negativ bei den Beschwerdequoten hervor. Gegenüber procontra hatte Viridium dies im vergangenen Jahr mit grundliegenden Umstrukturierungen in den Bereichen Kundenservice und IT erklärt.

Versicherer

Verträge

Beschwerden

Quote 2022

Quote 2021

Proxalto

3.209.063

470

146,46

41,34

Heidelberger Leben

335.788

27

80,41

107,78

Skandia

209.849

15

71,48

281,56

LPV (Talanx-Tochter, vorher PB Leben)

1.082.025

71

65,62

33,16

Zwar konnten Skandia und Heidelberger Leben ihre Quoten gegenüber dem Vorjahr teilweise deutlich verbessern. Mit seiner größten Einheit Proxalto (wickelt den früheren Generali-Bestand ab) ist die Gruppe aber zu Beginn des Jahres in neue Konflikte mit ihren Kunden geraten. Mittlerweile sei man zwar auf dem Weg der Besserung, heißt es, und nach einer um mehr als 200 Prozent gestiegenen BaFin-Beschwerdequote (von 141 auf 470 Fälle) kann es im nächsten Jahr auch nur schwerlich noch schlimmer kommen. Doch wie sich das Image der Run-off-Spezialisten unter ihren Kunden weiter entwickeln wird, kann trotz allem nur die Zukunft zeigen.

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