Regulatorik
Laut der Sommerprognose des GDV erholen sich die deutschen Lebensversicherer bereits wieder von der schnellen Zinswende, die ihnen vor allem im Einmalbeitragsgeschäft herbe Verluste beschert hat. Doch Axel Kleinlein sieht schon die nächsten schweren Aufgaben auf die Branche zukommen, diesmal betreffend Produktgestaltung und Vertrieb. Auf der MCC-Veranstaltung „Insurance Today and Tomorrow 2023“ in Düsseldorf spielte der heute selbstständige Versicherungsmathematiker und frühere Vorsitzende des Bundes der Versicherten zunächst auf die Folgen der EU-Kleinanlegerstrategie an. Diese sehe „de facto ein Provisionsverbot für Makler“ vor, so Kleinlein.
Zwar würden Vermittlerverbände derzeit noch nach Argumenten gegen diese Neuregelung suchen. Doch selbst eine Intervention von Finanzminister Christian Lindner (FDP) habe die Regeln der Kleinanlegerstrategie nicht hinreichend entschärfen können, so Kleinlein. Die Lebensversicherer sollten sich deshalb besser darauf einstellen, in Zukunft viele Vermittler über ein neues System zu vergüten, statt weiterhin auf ein Abwenden der neuen Leitlinie zu hoffen.
Zudem betonte der offenkundige Kritiker der Lebensversicherer, dass viele von ihnen nun ihre Altersvorsorgeprodukte überarbeiten sollten, um den Wohlverhaltensregeln der BaFin zu entsprechen. Das käme auch den Maklern zu Gute, die dann bezüglich zu hohen Renditeversprechen aus der Haftung wären. Als Beispiel nannte Kleinlein Basisrenten, die trotz guter Renditeentwicklung aufgrund der hohen Kosten nicht einmal einen Inflationsausgleich bieten könnten.
„Die deutschen Versicherer müssen zügig ihre Produktpalette überarbeiten, um einen Kundennutzen erzielen zu können, gleichzeitig müssen sie den Vertrieb neu organisieren, um der Kleinanlegerstrategie zu genügen“, sagte Kleinlein. Dass sie bei diesen beiden Herausforderungen noch branchenfreundliche Hilfe aus der Politik erhalten werden, sei hingegen nicht zu erwarten.