Lebensversicherer uneinig beim Höchstrechnungszins
Während die Zinswende in vollem Gange ist, stellt sich auch die Frage nach einer Wiederanhebung des Höchstrechnungszinses (HRZ) für Lebensversicherungen. Wann es dazu kommen und um wie viele Prozentpunkte es dann nach oben gehen könnte, wollte die Ratingagentur Assekurata wissen. Für ihre aktuelle Marktstudie hatte sie 23 Lebensversicherer um ihre Einschätzungen gebeten. Diese fielen allerdings sehr gemischt aus.
So gaben elf Unternehmen an, dass sie mit einer HRZ-Anhebung im Jahr 2025 rechnen. Fünf Lebensversicherer rechnen erst nach dem Jahr 2025 mit einer Erhöhung, vier glauben sogar gar nicht daran. Nur drei Gesellschaften hoffen auf einen HRZ-Sprung im kommenden Jahr. Damit steht ihre Einschätzung allerdings größtenteils im Widerspruch zur Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Diese hatte kürzlich ihre Empfehlung ausgesprochen, den HRZ auch per 01.01.2024 unverändert zu lassen. Da der HRZ normalerweise nur zum Jahresanfang angepasst wird, wird eine Erhöhung damit frühestens per 01.01.2025 realistisch.
Sofern es denn zu dieser käme, stehen nach Meinung der Lebensversicherer ebenfalls sehr unterschiedliche Richtwerte im Raum. Mit vier Unternehmen (zu dieser Frage haben nur 14 eine Einschätzung abgegeben) glaubt eine knappe Mehrheit an einen Sprung von aktuell 0,25 auf dann 0,75 Prozent. Jeweils drei Lebensversicherer rechnen mit Anstiegen auf 0,9 Prozent, auf glatt ein Prozent und auf 1,25 Prozent. Lediglich ein Marktteilnehmer schätzt die nächste Erhöhung auf magere 0,5 Prozent ein.
Aufwind für Einmalbeiträge und Riester
Seit vergangenem Jahr steigen die Zinsen wieder kräftig an, als Folge der anhaltend hohen Inflation. Gesamtwirtschaftlich betrachtet stehen bei der Zinswende eher die Darlehenszinsen im Fokus, doch für viele Verbraucher sind auch die seit Monaten sprunghaften Veränderungen bei den Guthabenzinsen interessant. Dies hatte den Lebensversicherern im vergangenen halben Jahr das Einmalbeitragsgeschäft ordentlich verhagelt, weil viele Kunden mit Abschlüssen zögerten oder ihr Geld gleich zu Banken und Co. trugen. Außerdem sorgten schlicht und einfach der Konsum und erhöhter Liquiditätsbedarf aufgrund der enormen Teuerung für deutlich weniger Neugeschäft und Kapitalabflüsse bei den Lebensversicherern.
Auch wenn sich die Lage für sie zuletzt wieder verbessert hat, so würden Teile der Branche sicher gerne wieder auf einen höheren HRZ zurückgreifen können, um eher konservative, sehr sicherheitsbedürftige Kunden von sich überzeugen zu können. Deren Anteil dürfte vor allem bei den potenziellen Einmalbeitragskunden hoch sein, die sich im letzten Lebensdrittel befinden und bereits Kapital angespart haben.
Sobald der HRZ wieder im Bereich um etwa ein Prozent liegt, würde rein theoretisch auch das Riester-Geschäft für die verbliebenen Anbieter wieder relevant werden. Die Senkung Anfang 2022 von 0,9 auf 0,25 Prozent hatte zur Folge, dass sich viele Lebensversicherer aus dem Riester-Neugeschäft zurückgezogen haben. Bei 0,25 Prozent Zins auf die eingezahlten Beiträge reichte die Summe bei Vertragsablauf nicht mehr aus, um abzüglich Abschluss- und Verwaltungskosten noch 100 Prozent der eingezahlten Beiträge garantieren zu können, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Da die Politik noch keine Alternative zur Zulagenrente geschaffen hat, könnte sich Riester bei einem entsprechend höheren HZR für die Versicherungsbranche vom Minusgeschäft wieder zum Gewinnbringer mausern.