Bestandsabwickler will wachsen

Nach Allianz-Übernahme: Viridium plant Neustart im Run-Off-Markt

Der geplante Verkauf von Viridium wird den deutschen Run-Off-Markt nachhaltig beleben. Davon ist Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung WTW, überzeugt. Auch Viridium-CEO Tilo Dresig sieht neue Wachstumspotenziale.

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11:03 Uhr | 20. März | 2025
Viridium-CEO Tilo Dresig

Will mit seinem Unternehmen wieder wachsen: Viridium-CEO Tilo Dresig.

| Quelle: Viridium

Die geplante Übernahme des Bestandsabwicklers Viridium durch ein Konsortium aus Allianz, Blackrock und dem japanischen Versicherer T&D Holdings wird nach Einschätzung des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens WTW neue Bewegung in den Markt bringen und den Run-Off als Geschäftsmodell stärken bzw. potenzielle Verkäufer von Versicherungsbeständen anlocken.

Konsolidierung schreitet voran

„In den kommenden fünf Jahren erwarte ich mindestens eine Run-Off-Transaktion pro Jahr auf dem deutschen Markt“, sagt Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungsberatung bei WTW für Nord-, Zentral- und Osteuropa. „Die Zahl schrumpfender Versicherungsunternehmen übersteigt die der wachsenden Gesellschaften, was die Notwendigkeit von Skaleneffekten erhöht. Zu viele Versicherungsgruppen ohne ausreichende Differenzierungsmerkmale fördern die Konsolidierung – und dies gilt nicht nur für die Lebensversicherung.“

„Wir sind wieder offen für Akquisitionen"

Auch Viridium-CEO Tilo Dresig erhofft sich durch den Eigentümerwechsel neue Wachstumsimpulse. Unter dem bisherigen Mehrheitseigentümer, dem britischen Private-Equity-Investor Cinven, hatte die Finanzaufsicht Bafin keine neuen Übernahmen mehr erlaubt. Jetzt könne man endlich wieder wachsen, sagte Dresig in einem Interview mit dem Handelsblatt. Und weiter: „Viele Lebensversicherer haben einen Modernisierungsstau und wären offen für eine Konsolidierung. Da wir dem Markt nun signalisieren können, dass wir wieder offen für Akquisitionen sind, wird dies sicherlich den einen oder anderen potenziellen Verkäufer motivieren, verstärkt über eine Transaktion nachzudenken. Wir haben inzwischen eine Dreiviertelmilliarde Euro in unsere IT-Plattform investiert. Sie ist nun so aufgebaut, dass wir uns stark vergrößern könnten.“

Laut Dresig sind Übernahmen neben dem Heimatmarkt Deutschland in ganz Europa möglich. Der größte und relevanteste Markt für Viridium sei aber derzeit Frankreich. Ob die Anfang 2024 gescheiterte Übernahme von gut 700.000 Lebensversicherungspolicen von der Zurich Deutschland nun doch noch realisiert werden kann, ließ der Vorstandschef im Gespräch mit dem Handelsblatt offen.

Klar machte er indes, dass Viridium, anders als der Konkurrent und Run-off-Spezialist Athora, keinen Einstieg ins Neugeschäft plane. Dresig: „Der deutsche Lebensversicherungsmarkt ist mit mehr als 80 Anbietern stark fragmentiert. Diese Vielzahl an Versicherern führt zu hohen Kosten und komplexen Strukturen. Wir konzentrieren uns daher auf unsere Plattform.“

Transaktion steht noch unter Vorbehalt

Viridium hat aktuell rund 3,4 Millionen Versicherungskunden und gehört zu den führenden Lebensversicherungskonsolidierern in Europa. Lange war nach einem Übernahmekandidaten für den 70-prozentigen Cinven-Anteil an Viridium gesucht worden. Der Mehrheitseigner hatte im Rahmen der Eurovita-Pleite in Italien aus Sicht der Bafin keine besonders gute Figur abgegeben, so dass die Finanzaufsicht weitere Zukäufe blockiert hatte.

Jetzt wird das bereits erwähnte Konsortium aus Allianz, Blackrock und T&D Holdings für rund 3,5 Milliarden Euro die Cinven-Anteile an Viridium übernehmen. Generali Financial Holdings und Hannover Rück bleiben als Aktionäre investiert und schließen sich dem Konsortium an. Ein Abschluss der Transaktion wird in der zweiten Hälfte dieses Jahres erwartet und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden.