Prominente Interessenten stehen für Viridium offenbar Schlange
Der deutsche Run-off-Markt schlummert seit einigen Jahren friedlich dahin. Größere Transaktionen fanden nicht statt – auch weil die BaFin unter anderem der Übernahme eines Zurich-Bestands durch die Run-off-Plattform Viridium ihre Zustimmung verweigert hatte.
Der Grund: Die BaFin stört sich an Viridiums Mehrheitseigner Cinven, der im Rahmen der Eurovita-Pleite in Italien aus Sicht der Aufsichtsbehörden keine besonders gute Figur abgebeben hat. Seitdem wird nach einem Übernahmekandidaten für den 70-prozentigen Cinven-Anteil an Viridium gesucht. Eine Transaktion, die dem deutschen Run-off-Markt neuen Schwung versetzen könnte.
Blackrock, Allianz, DWS...
Und die Liste der Interessenten ist laut einem aktuellen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg lang. Laut Bloomberg bereiten derzeit einige der weltgrößten Versicherer und Asset Manager finale Übernahmeangebote für den Cinven-Anteil vor, für den der britische Private-Equity-Investor rund 3,5 Milliarden Euro haben möchte.
Zu den Interessenten zählt Bloomberg ein Konsortium bestehend aus dem größten Vermögensverwalter Blackrock, der Allianz AG und dem japanischen Versicherer T&D Holding. Angeblich bestehe auch seitens der Generali Interesse, sich diesem Konsortium anzuschließen. Der italienische Versicherer hält bereits jetzt zehn Prozent an Viridium, die verbleibenden 20 Prozent hält die Hannover Rück.
Auch eine Gruppe rund um die Deutsche-Bank-Tochter DWS, den US-amerikanischen Versicherer Prudential Financial und das Family-Office PG3 AG soll ein bindendes Übernahmeangebot vorbereiten, ebenso wie das luxemburgische Finanzunternehmen CVC Capital Partners. Nicht zu vergessen ist der Marktkonsolidierer Athora, der in Deutschland den ehemaligen Delta Lloyd-Bestand verwaltet, jedoch hierzulande wachsen und perspektivisch sogar Neugeschäft schreiben möchte. Keiner der hier genannten wollte das angebliche Interesse gegenüber Bloomberg jedoch kommentieren.
Laut Bloomberg sollen die Übernahmeangebote bis zum 3. März dieses Jahres abgegeben werden. Dann werde sich entscheiden, wer künftig die Mehrheit an Viridium hält. Mit rund 3,4 Millionen Versicherungsverträgen und 67 Milliarden Euro an Kapitalanlagen ist Viridium die mit Abstand größte Run-off-Plattform in Deutschland.
Druck auf Versicherer
Auch wenn es in den vergangenen Jahren keine größeren Bestandsübernahmen zu verzeichnen gab, stehen die Chancen laut Experten gut, dass der Markt hierfür in Zukunft wieder an Fahrt gewinnen wird. So zeigte sich Christian Wrede, Chef der Frankfurter Leben – einem weiteren Run-off-Anbieter - laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zuletzt überzeugt, dass die kleineren Versicherer angesichts steigender Kosten praktisch dazu gezwungen sind, sich von Altbeständen zu trennen.
Bei ausbleibendem Neugeschäft werde die Zahl der Verträge immer geringer, die Kosten für die Verwaltung eines Vertrages damit immer höher. Gleichzeitig steige die Finanzaufsicht den Versicherer zunehmend auf die Füße, dass diese ihre IT-Systeme erneuern. Dies geht jedoch ins Geld – ein Verkauf von Altbeständen könnte hier Ressourcen freimachen.