Allianz erhöht Guthabenzins erneut

Verlieren die Banken jetzt ihr Momentum an die Lebensversicherer?

Die Allianz bietet nun 2,0 Prozent Zinsen für geparktes Kapital. Im Kampf mit den Banken um das Einmalbeitragsgeschäft ist das mehr als nur ein Lebenszeichen. Die Geldhäuser bekommen zudem ein anderes Problem.

Author_image
14:01 Uhr | 24. Januar | 2023
Armdrücken ums Einmalbeitragsgeschäft

Im Kampf um das Einmalbeitragsgeschäft könnte die Gunst der Kunden nun wieder in Richtung der Lebensversicherer kippen.

| Quelle: PeopleImages

Die Allianz Lebensversicherungs-AG hat mit Wirkung zum 24.01.2023 den Zinssatz für ihr „Allianz ParkDepot“ erhöht. Dieser steigt von 1,0 auf 2,0 Prozent und ist nun für drei Monate gesetzt. Wer beispielsweise den Höchstbetrag von 100.000 Euro dort anlegt, erhält nach diesem Zeitfenster eine Zinsgutschrift in Höhe von 500 Euro. Erst vor einem Vierteljahr hatte Deutschlands größter Lebensversicherer die „ParkDepot“-Verzinsung von 0,05 auf 1,0 Prozent angehoben. Alle drei Monate wird diese angepasst, orientiert am aktuellen Marktzins.

Ähnlich einem Tagesgeldkonto können die Kunden ihr Kapital dort sicher anlegen und Zinsen erhalten, während sie über die Weiterverwendung nachdenken. Im Idealfall erfolgt – aus Allianz-Sicht – eine Wiederanlage bei dem Lebensversicherer. Bis zu einer solchen Entscheidung können schnell einige Monate vergehen. Damit die Kunden ihr Geld in dieser Zeit nicht abziehen, um es beispielsweise auf höher verzinsten Konten bei Banken zu parken und am Ende bei diesen einen großen Abschluss zu tätigen, setzt die Allianz innerhalb kurzer Zeit auf zwei kräftige Sprünge beim Guthabenzins.

Banken droht Verlust des Momentums

Zuletzt hatte das Momentum beim Geschäft mit Einmalbeiträgen bei den Banken gelegen. Sie hatten die in den vergangenen Monaten stark gestiegenen Guthabenzinsen direkt an ihre Kunden weitergeben können und damit einen Vorteil gegenüber den Lebensversicherern gehabt. So hatten auf der Branchenmesse DKM im Oktober mehrere Vorstandsvorsitzende großer Versicherer über teils deutliche Rückgänge beim Einmalbeitragsgeschäft mit privaten Rentenversicherungen geklagt.

Doch dieses Momentum könnten die Banken nun wieder verlieren. Nicht nur, weil die Lebensversicherer Produkte mit konkurrenzfähiger Verzinsung bieten und damit ihre Chancen erhöhen, das Kapital langfristig bei sich zu halten. Sondern auch, weil die BaFin einen abrupten Zinsanstieg mit signifikantem Ausmaß als eines der sechs Hauptrisiken des Jahres 2023 sieht, ganz speziell für Banken.

Überholmanöver der Einlagenzinsen

Wie der Bericht „Risiken im Fokus 2023“ der Aufsicht zeigt, droht den Geldhäusern, vereinfacht gesagt, ein Überholmanöver der Einlagenzinsen gegenüber den Kreditzinsen. Schließlich bezahlen die Banken die Guthabenzinsen ihrer Kunden aus den Überschüssen, die sie mit den normalerweise höheren Kreditzinsen aus langläufigen Darlehen erwirtschaften. Zuletzt, schreibt die BaFin, hätten sich aber die Zinsen für lang- und kurzläufige Anleihen angenähert, teilweise die kurzen die langen Laufzeiten beim Zins sogar überholt. Ein Indikator dafür, dass in den langfristigen Darlehen der Banken zu viel Kapital gebunden ist, das gegenüber den steigenden Guthabenzinsen nicht mehr genug abwirft.

In der Folge dürften die Banken bei der Verzinsung der Einlagen ihrer Kunden zeitnah auf die Bremse treten. Das verschafft den Lebensversicherern Zeit, ihre gestiegenen Überschussbeteiligungen auszuspielen und macht sie für das Geschäft mit Einmalbeiträgen wieder attraktiver. Verhageln könnte dieses den Versicherern und Banken gleichermaßen allerdings ein notgedrungener Kapitalabzug durch die Menschen – einfach, weil sie das Geld zur Finanzierung ihrer stark gestiegenen Lebenshaltungskosten benötigen.