Run-off-Markt

Athora will Neugeschäft mit Lebensversicherungen schreiben

Der Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland wachsen. Dies soll nicht allein über den Kauf von Altbeständen erfolgen, sondern perspektivisch auch über das Schreiben von Neugeschäft. Vor allem bei Garantieprodukten sieht das Unternehmen eine Marktlücke.

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12:02 Uhr | 18. Februar | 2025
Ein Mann hängt ein "Open"-Schild in die Tür

Der Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland wachsen: Mittelfristig nicht nur über den Kauf von Altbeständen, sondern auch übers Neugeschäft.

| Quelle: Cavan Images

Der Run-off-Spezialist Athora will in Deutschland stark wachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, kommt für das Unternehmen mit Sitz auf den Bermudas nicht nur der Zukauf von Altbeständen, sondern auch der Einstieg ins Neugeschäft infrage. Dies erklärte Athora-Chef Mike Wells in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.

„Wir wollen stärker in den größten Altersvorsorgemarkt Europas einsteigen, zunächst vor allem als Aufkäufer“, bemerkte Wells. Allerdings gibt es aus seiner Sicht zu wenige Innovationen im Hinblick auf Garantieprodukte. Gleichzeitig gebe es eine große Nachfrage nach diesen Produkten. Entsprechend sieht man in Athora Chancen: „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wollen wir auch Neugeschäft schreiben“, so Wells.

Viele Versicherer haben in den vergangenen Jahren – auch bedingt durch die Niedrigzinsphase – verstärkt auf Fondspolicen gesetzt. Deren Anteil am Neugeschäft ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und lag 2023 bereits bei 42 Prozent, wie ein Blick in den procontra LV-Check zeigt. „Fondspolicen sind zwar auch solide Produkte, aber viele Europäer wollen eigentlich lieber gute Garantieprodukte abschließen“, zeigt sich Wells überzeugt.

Übernahmekandidaten gesucht

Allerdings soll ein Einstieg ins Neugeschäft nicht unmittelbar bevorstehen. Stattdessen wolle man sich zunächst weiter vorrangig als Konsolidierer von Altbeständen betätigen. Hier steht Athora unter Druck: Der letzte Zukauf – die Übernahme des alten Versicherungsbestands der Delta Lloyd – fand 2015, also vor zehn Jahren statt. Seitdem schrumpft der Vertragsbestand. Ein seit 2022 anvisierter Kauf eines ehemaligen DBV-Winterthur-Bestands von der Axa Deutschland war im vergangenen Jahr abgebrochen worden.

Im Vergleich zu anderen europäischen Märkten, in denen die Athora Gruppe aktiv ist, hinkt der deutsche Markt mit einem verwalteten Vermögen von vier Milliarden Euro hinterher. Zum Vergleich: In den Niederlanden verwaltet Athora ein Vermögen in Hohe von 52,1 Milliarden, in Belgien von 8,2 Milliarden, in Italien von 5,9 Milliarden Euro.

Laut Athora-Chef Wells ist der Markt für Bestandskäufe in Deutschland jedoch weiter gegeben. Daran änderten auch die veränderte Zinslage nichts. Zwar würde durch die gestiegenen Zinsen der Druck auf die Lebensversicherer sinken, sich von Beständen zu trennen. „Andererseits können Verkäufer für ihre Bestände wieder einen angemessenen Preis erzielen“, so Wells. Bei möglichen Kandidaten setze man vor allem auf Anbieter, die bereits länger im Markt seien und eine langfristige Beziehung mit den Kunden aufgebaut haben. Zudem würde man die Kapitalanlagenstruktur sowie den Zustand des Kundenservices sowie der IT-Plattform im Blick haben, führte Wells weiter aus.

Interesse an Viridium?

Als möglicher Übernahmekandidat gilt die Konsolidierungsplattform Viridium. Hier sucht der Mehrheitseigner, der Finanzinvestor Cinven (hält 70 Prozent der Anteile) einen Käufer. Hintergrund sind Bedenken der Finanzaufsicht BaFin, weitere Bestandsübernahmen zu genehmigen, da Cinven zuvor dem in Schieflage geratetenen italienischen Lebensversicherer Eurovita nicht ausreichend neues Kapital zur Verfügung stellen wollte. Ein geplanter Kauf von Zurich-Beständen kam aufgrund der Bedenken der BaFin nicht zustande.

Athora wird beim Kauf von Viridium Interesse nachgesagt. Hierzu wollte sich Wells gegenüber dem „Handelsblatt“ jedoch nicht äußern, ließ aber wissen, dass man im Gegenteil zur Konkurrenz den Kunden einige Vorteile bieten könne. „So können wir eine sehr solide Kapitalbasis vorweisen, bieten das Versicherungs- wie Anlagegeschäft aus einer Hand an und generieren sichere Renditen für die Kunden“, erklärte Wells.