Ist das die neue Transparenz?

BVSV gibt sich bei Detailfragen zum Reformprozess schmallippig

Der BVSV will sich grundlegend reformieren. Doch auf Nachfragen nannte er kaum Details. Zwar leitet ein umstrittener DVAG-Berater kein Gewerbezentrum mehr, ein klares „Nein“ zu gebundenen Vertretern gab es aber nicht.

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16:08 Uhr | 17. August | 2023
BVSV gibt sich bei Detailfragen zum Reformprozess schmallippig

BVSV-Chef Andreas Schwarz will mit seiner Reform-Offensive zwar mehr Transparenz erreichen. Während dem Prozess will er sich aber lieber nicht allzu genau in die Karten schauen lassen.

| Quelle: bvsv-bundesverband.de

Es ist gerade einiges los beim Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen. Gestern hatte procontra darüber berichtet, dass sich der BVSV hinterfragen und reformieren möchte. Auslöser sei anhaltende Kritik, überwiegend von ehemaligen Mitgliedern. Deren Vorwürfe möchte der Verein nun umfassend aufarbeiten, schreibt der 1. Vorsitzende des BVSV, Andreas Schwarz, auf Social Media.

Die ergriffenen Maßnahmen erstrecken sich dabei von veränderten Internetseiten, Social-Media-Auftritten und neuen Richtlinien für die BVSV-Gewerbezentren über eine Compliance-Untersuchung sämtlicher Strukturen beim BVSV bis hin zur Einrichtung einer Anlaufstelle für anonyme Hinweisgeber. Mit den letztendlichen Ergebnissen soll auch für Außenstehende eine maximale Transparenz erzielt werden, so Schwarz.

Transparenz ja, aber noch nicht jetzt

Während dieser Reformprozess läuft, möchte sich der Verband aber lieber nicht allzu genau in die Karten schauen lassen. Detaillierte Antworten gab es auf unsere Nachfragen zum Umbau der Internetseiten, der Social-Media-Auftritte sowie den neuen Richtlinien für die Darstellung und Kommunikation der vorhandenen BVSV-Gewerbezentren jedenfalls nicht.

Zwar ist der BVSV in diesen Bereichen laut eigener Aussage bereits aktiv geworden. Es gehe dabei aber jeweils nur um eine „mögliche missverständliche Darstellung der einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten, sowie der Vermischung von Begrifflichkeiten“. Damit hält sich der Verband eng am Wording der Social-Media-Posts von Andreas Schwarz aus dieser Woche. Konkrete Beispiele zu unklaren Inhalten oder den neuen Richtlinien wollte man uns nicht mitteilen.

DVAG’ler als Gewerbezentrenleiter abgesetzt

Konkreter wurde auf unsere Nachfrage geantwortet, warum das BVSV-Gewerbezentrum Hochtaunus, das von einem DVAG-Vertreter geleitet wird, seit kurzem nicht mehr in der Liste der BVSV-Gewerbezentren-Standorte auftaucht. „Sollte dort ein Standort nicht vertreten sein, besteht dieser Standort nicht“, erklärte Schwarz schriftlich. Aus Gründen des Datenschutzes könne er hierzu keine weiteren Aussagen treffen und bitte darum, sich direkt an die jeweilige Person zu wenden. Leider war diese für unsere Redaktion sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag telefonisch nicht erreichbar und hat auch nicht auf unsere E-Mail-Anfrage reagiert.

Der besagte gebundene Vertreter des Strukturvertriebs DVAG hatte zuvor mit einigen Social-Media-Beiträgen, in denen er Makler allgemein kritisierte, für Aufruhr gesorgt – auch bei manchen Mitgliedern des BVSV. Nachdem procontra darüber berichtet hatte, dass einige der BVSV-Gewerbezentren von gebundenen Vertretern, unter anderem ihm, geleitet werden, keimte zusätzliche Kritik an dem Gewerbezentren-Konzept sowie der Vereinsführung auf. Vor rund zwei Wochen war das vom DVAG-Berater geführte BVSV-Gewerbezentrum noch gelistet und per Landingpage erreichbar. Nun ist beides verschwunden.

Kein klares „Nein“ zu gebundenen Vertretern

Zwar sind, laut Schwarz, Anforderungsprofile für zukünftige BVSV-Gewerbezentren bereits erarbeitet und beschlossen worden. Detaillierten Einblick in diese gab es auf unsere Nachfrage aber auch hierzu nicht. Auch ein klares ja oder nein auf die Frage, ob auch neue BVSV-Gewerbezentren in Zukunft von gebundenen Versicherungsvertretern geleitet werden dürfen, gab es nicht. Dieser Aspekt hatte bislang für die meiste öffentliche Kritik an dem Verband und dem ihm nahestehenden Geschäftsmodell gesorgt.

Man wolle die neuen Anforderungsprofile zuerst mit den vorhandenen BVSV-Gewerbezentren besprechen und die Umsetzung dann dort, sofern nötig, systematisch begleiten, heißt es. Erst danach sollen diese öffentlich kommuniziert werden.

Bei wem der Verband die „externe, unabhängige Compliance-Untersuchung“ in Auftrag gegeben hat, wollte er nicht mitteilen. Bei den in den Social-Media-Posts genannten Inhalten, die insbesondere untersucht werden sollen, orientiere man sich an gängigen Compliance-Standards. Dazu, dass beispielsweise Gesetzesverstöße in Form von Versicherungsvermittlung ohne GewO-Zulassung vorliegen würden, habe der BVSV keinerlei Hinweise vorliegen. Im Rahmen einer transparenten und gründlichen Aufarbeitung wolle man aber auch solchen Themen nachgehen.

Bleibt Andreas Schwarz im Amt?

Dass die Internetseite der Commodus Versicherungsmakler GmbH von Andreas Schwarz zeitgleich und optisch sehr ähnlich zur BVSV-Internetseite offline ist und Wartungsarbeiten unterzogen wird, habe laut Schwarz sowie dem externen BVSV-Pressesprecher Jörg Laubrinus nichts miteinander zu tun.

Commodus ist persönlich haftende Gesellschafterin für die BVSV Gewerbezentrum GmbH & Co. KG, welche die BVSV-Gewerbezentren privatwirtschaftlich betreibt. Hinter Commodus wiederum steht die SHS Beteiligungs GmbH aus Koblenz, an der Schwarz 50 Prozent der Geschäftsanteile hält.

Ob er weiterhin BVSV-Vorsitzender bleiben will, kommentierte Schwarz mit den Worten: „Ja. Ich sehe es als meine Aufgabe und Pflicht an, den begonnen Transparenzprozess zu führen und zu Ende zu bringen.“ procontra wird die Entwicklungen rund um den BVSV auch weiterhin begleiten.