Droht eine Kündigungswelle in der Kfz-Flottenversicherung?
Mit dem Vorgehen der Helvetia ist Michael Maus unzufrieden. „Die Kfz-Flottenverträge der beiden Speditionen, die wir dort eingedeckt haben, hat die Helvetia zum Jahresende gekündigt“, echauffiert sich der Makler aus Pirmasens. Anfang September habe man ihm das mitgeteilt, Ende Oktober sollen die Kunden ihre Kündigungsschreiben erhalten. Die Betriebsart Spedition zu versichern sei schon immer schwierig gewesen, vor allem wenn diese auch Gefahrguttransporte durchführen. „Aktuell gibt es vielleicht noch vier bis fünf Versicherer, die das zeichnen. Für den einen Kunden wird der neue Schutz woanders nun voraussichtlich doppelt so teuer“, erklärt Maus. Nach seiner Einschätzung trennt sich die Helvetia gerade komplett von Kfz-Flottenverträgen mit Speditionen. Die Betriebsart sei schadenanfällig und trage zudem besonders hohe Risiken. Eine diesbezügliche Anfrage der procontra-Redaktion wollte man bei der Helvetia jedoch nicht beantworten.
Dass in der Kfz-Versicherung gerade kräftig aufgeräumt wird, ist allseits bekannt. Marktweit deftige Prämienerhöhungen sind dabei das Eine. Doch die Versicherer trennen sich gerade teilweise auch von manchen Vertriebskanälen und eben auch von unprofitablen Beständen. Meistens fällt die Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang nur auf die Kfz-Versicherung für Privatkunden. Doch die Gewerbesparte ist offenbar nicht minder betroffen.
Anscheinend geht es in dieser sogar noch härter zur Sache. Beim Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) rechnet man nicht nur mit kräftigen Beitragserhöhungen, sondern auch mit großen Umdeckungsbewegungen. Das ließ der Verband kürzlich auf seinem Jahrespressegespräch durchblicken.
Keine Pauschalkündigungen für Betriebsarten
Doch auf welchen Betriebsarten liegt der Fokus beim Sanieren der Bestände? Wie hoch fallen die Beitragserhöhungen im Durchschnitt aus? Und welche weiteren Effekte wird man in den nächsten Wochen generell im Kfz-Flottengeschäft beobachten können? Das fragte procontra die beiden großen und unter Maklern beliebten Flottenversicherer Kravag und VHV.
Zwar wollten diese keine Details zu ihrer Prämiengestaltung nennen. Beide machten jedoch klar, dass sie sich nicht pauschal von Betriebsarten trennen, sondern für solche Entscheidungen stets die individuelle Kundenverbindung beziehungsweise den Schadenverlauf zu Grunde legen würden. Ein Sprecher der Kravag teilte zudem mit, dass derzeit Fahrzeuge aus dem Bereich Kurier-, Express- und Paketdienste zurückhaltend gezeichnet würden, da diese oftmals angespannte Schadenverläufe aufwiesen. Und: „Wir planen derzeit nicht, uns gezielt von bestimmten Vertriebspartnern oder Betriebsarten zu trennen.“
Bei der VHV rechnet man für den „heißen Herbst“ mit einem hohen Anfragevolumen aufgrund notwendiger Sanierungsbestrebungen. Auch Makler Maus ist dabei, für einige seiner Kunden den Markt zu sondieren. Dies gestalte sich jedoch schwierig. Denn von manchen Versicherern, so Maus, würden er und sein Team aktuell gar keine Angebote erhalten, wenn sie zur Umdeckung anfragen.