Strafrechtliche Schritte geplant

Kompass-Machtkampf spitzt sich immer weiter zu

Die juristische Auseinandersetzung zwischen der Kompass Group und der Kompass Group Deutschland spitzt sich immer weiter zu. Jetzt stehen strafrechtliche Schritte im Raum.

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08:06 Uhr | 26. Juni | 2024
Drei Männer: Einer steht in der Mitte und hat Fragezeichen auf dem Kopf. Die anderen beiden zerren an ihm.

In dem Machtkampf um die Hoheit über die Kompass Group AG stehen sich die Ansichten diametral gegenüber und werfen bei Beobachtern viele Fragen auf.

| Quelle: z_wei

In dem Drama um die Kompass Group und die Neugründung Kompass Group Deutschland wird erneut scharf geschossen. Nachdem die Verantwortlichen der Neugründung und Gründer der "alten" Kompass Group (wie unter anderem Matthias Schmidt) am gestrigen Dienstag verkündet hatten, die Aufsichtsräte der Kompass Group Dr. Martin Ulmer, Hans-Gerd Coenen, Uwe Ludwigs und Matthias Bauer abberufen zu haben und den Vorstand Nikos Pohland in einer außerordentlichen Hauptversammlung entlassen zu haben, gibt es jetzt bereits eine Antwort der vermeintlich Abberufenen.

Dort heißt es, dass sowohl der Vorstand wie auch der Aufsichtsrat der Kompass Group AG weiterhin im Amt seien und die Kontrolle über das Unternehmen ausübten. "Es wird langsam aberwitzig, wie die Leitung der Kompass Group Deutschland AG für sich die Realität verdreht", kommentiert der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende der Kompass Group AG, Hans-Gerd Coenen. "Das neu gegründete Unternehmen hatte in einer Pressemitteilung am 24.6.2024 unrechtmäßig behauptet, sie hätten die Kontrolle über die Kompass Group AG übernommen und Vorstand und Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Hauptversammlung entlassen bzw. abberufen. Beides ist falsch. Möglicherweise ist den Herren der Kompass Group Deutschland AG schlicht und ergreifend ihre rechtliche Situation in Fragen der Mehrheiten nicht klar. Wir sind jetzt gezwungen, nicht nur zivilrechtlich sondern auch strafrechtliche Verfahren gegen diesen Identitätsdiebstahl und Betrug vor Gericht zu bringen. So geht es einfach nicht weiter", sagt Coenen.

Die Kompass Group AG werde daher umgehend einstweilige Verfügungen in Deutschland und der Schweiz gegen die Kompass Group Deutschland AG einreichen.

Letzte Woche, mit seinem Urteil vom 12. Juni 2024, hatte das Landgericht Mannheim den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung der Kompass Group AG stattgegeben. Danach darf die Kompass Group Deutschland AG diese Unternehmensbezeichnung in der Finanz- und Versicherungsbranche nicht mehr verwenden und ist rechtlich verpflichtet, sich umgehend umzufirmieren.

Ehemaligen Vorstände sehen sich im Recht

Die ehemaligen Vorstände der Kompass Group AG Matthias Schmidt, René Fuchs und Marcus Renziehausen geben jedoch an, gemeinsam mit Sandro Scheffler weiterhin 90,64 Prozent der Stimmrechte an der Kompass Group AG zu halten. "Aufgrund von Maßnahmen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats, die in den vergangenen Monaten Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung in der Schweiz waren, war es den Mehrheitsaktionären bislang nicht möglich, in vollem Umfang von ihren Stimmrechten auf der Hauptversammlung der Kompass Group AG Gebrauch zu machen", heißt es. "Inzwischen haben die Mehrheitsaktionäre um Matthias Schmidt, René Fuchs und Marcus Renziehausen, die zugleich zu einhundert Prozent Eigentümer der Kompass Group Deutschland AG sind, die Kontrolle über die Kompass Group AG wiederhergestellt." Dadurch sollten dann auch die rechtlichen Streitigkeiten beendet werden.

Doch davon ist bei solch einer unklaren Faktenlage - so stellt es sich jedenfalls von außen dar - derzeit sicherlich nicht auszugehen. Am Ende werden sehr wahrscheinlich Gerichte über die tatsächlichen Machtverhältnisse entscheiden müssen.

Dass die Abberufung so möglich ist, ergebe sich nach Angaben der Vorstände aus dem Aktiengesetz und den Anforderungen an Mehrheiten auf der Hauptversammlung. Zudem wurde der Prozess nach eigenen Angaben anwaltlich begleitet. Eine strafrechtliche Dimension gegen die Gegenseite sei nicht ausgeschlossen. "Die faktischen Mehrheiten zeigen auch, dass es niemals zwei Kompass Groups gab, die in irgendeiner Konkurrenz zueinander standen, da sie beide von Mathias Schmidt, René Fuchs und Marcus Renziehausen kontrolliert sind." Sandro Scheffler, der über 23 Prozent der Anteile an der Kompass Group AG hält, nimmt dabei eine Sonderrolle ein, da er nie als Vorstand der Kompass Group AG abberufen wurde im Gegensatz zu Matthias Schmidt und Marcus Renziehausen.