Aktuelle Entwicklungen bei Pflegezusatzpolicen
Die Zahl ist 2022 um knapp 8.000 auf 4,17 Millionen gestiegen, das ist in der Tat wenig Zuwachs. Eine Hauptursache sehe ich darin, dass die Regierungen seit Jahren immer mehr Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung versprechen, sodass die Menschen den Eindruck haben, Eigenvorsorge sei nicht mehr nötig. Die Politik erzeugt eine trügerische Sicherheit.
Noch schneller als die Leistungserhöhungen steigen die Pflegekosten. Der hohe Eigenanteil daran ist das Vertriebsargument. Er könnte mit der nächsten Pflegereform gedeckelt werden – sogenannter Sockel-Spitze-Tausch. Wäre das der Todesstoß für die private Pflegezusatzversicherung?
Das wäre vor allem der Todesstoß für die gesetzliche Pflegeversicherung selbst. Solche Wünsch-Dir-Was-Illusionen einiger Parteien, die Pflegeversicherung in eine „Vollkasko“ umzuwandeln oder den Eigenanteil auf einem niedrigen Sockelbetrag einzufrieren, sind verantwortungslos – weil unbezahlbar. Das wäre nichts anderes als ein riesiges Schuldenpaket, mit dem wir uns an den Zukunftschancen der jungen Generationen versündigen würden.
Wir müssen der umlagefinanzierten Sozialversicherung ein demografiefestes Element an die Seite stellen, das für alle bezahlbar ist. Das kann nur mit Kapitaldeckung gelingen. Dafür gibt es mehrere geeignete Wege: Die Politik könnte zum Beispiel die private und betriebliche Zusatzversicherungen mit steuerlicher Abzugsfähigkeit sehr einfach fördern. Wir haben als PKV das Konzept eines „neuen Generationenvertrags für die Pflege“ entwickelt, das den Jüngeren mehr Spielraum für individuelle Vorsorge bringen würde. Und unser neuer unabhängiger Expertenrat unter Leitung des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem hat eine obligatorische Pflegezusatzversicherung vorgeschlagen: kapitalgedeckt und geschützt vor staatlichem Zugriff. Es liegen also mehrere Lösungen auf dem Tisch, die funktionieren. Daher wage ich die Prognose: Private Zusatzversicherungen werden an Bedeutung gewinnen.
Bei einer obligatorischen Pflegezusatzversicherung gäbe es keine Vertriebsprovision und damit für dieses Produkt keinen Maklervertrieb, oder?
Sollte der Gesetzgeber eine solche Pflicht zur Versicherung einführen, müsste logischerweise auch die Provisionsfrage anders gelöst werden als beim individuellen Versicherungsvertrag. Das Schicksal des Maklervertriebs wird von diesem speziellen Zusatzprodukt aber gewiss nicht abhängen.