Kolumne

Wie gemeinsame Tools Maklern die Arbeit erleichtern könnten

Vermittler verlieren wertvolle Zeit mit operativen Aufgaben, die eigentlich längst automatisiert sein könnten. Doch wie kann die Digitalisierung gelingen? Silodenken und Konkurrenzmentalität sind fehl am Platz meint Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig und Maklerforen Leipzig, in seiner Kolumne.

11:11 Uhr | 26. November | 2024
Justus

Justus Lücke

| Quelle: Versicherungsforen Leipzig

Dringend schlägt wichtig – das erleben Vermittlerinnen und Vermittler jeden Tag. Statt mit Kunden über deren Lebensziele oder Risiken zu sprechen, jonglieren viele mit Papierbergen, Datenbanken und Formularen. Gesundheitsunterlagen für Risikovoranfragen aufbereiten, den Kundenstamm analysieren oder Beratungsdokumentationen erstellen – das klingt nach Administration, nicht nach Beratung. Und genau hier liegt das Problem: Vermittler verlieren wertvolle Zeit mit operativen Aufgaben, die eigentlich längst automatisiert sein könnten.

Das ist nicht nur frustrierend – es ist auch nicht mehr zeitgemäß.

Dabei liegen die Lösungen buchstäblich auf der Hand. Moderne Tools wie generative KI oder Cloud-Plattformen können den Vermittleralltag revolutionieren. Ein Beispiel: Gesundheitsunterlagen werden einfach abfotografiert, die KI erledigt den Rest – analysieren, bewerten, anonymisieren. Wenige Klicks und die Risikovoranfrage geht an fünf Versicherer. Klingt wie ein Traum? Nein, das ist Realität. Die Technologie dafür existiert bereits. Und doch nutzen sie die wenigsten Vermittler.

Warum? Weil die Hürden oft zu hoch sind. Die Entwicklung solcher Tools ist teuer und unabhängige Vermittler können solche Investitionen kaum stemmen. Gleichzeitig sind Lösungen einzelner Versicherer selten praktikabel. Ein Makler, der Produkte neutral vergleichen will, kann sich nicht auf ein Anbieter-Tool verlassen – es sei denn, er will seine Unabhängigkeit opfern.

Gemeinsame Tools entwickeln

Hier springen Pools und Vertriebe in die Bresche. Sie bieten ihren Vermittlern quasi eine All-inclusive-Plattform, die Prozesse vereinfacht und nahezu alle wichtigen Aufgaben abdeckt. Das klingt nach einer Win-win-Situation, hat aber einen Haken: Wer sich auf solche Plattformen verlässt, begibt sich in gewisse Abhängigkeiten. Maklerinnen und Makler verlieren Handlungsspielräume, Versicherer laufen Gefahr, dass ihre Produkte von den Plattformbetreibern systematisch bevorzugt oder benachteiligt werden.

Dabei gibt es eine vielversprechendere Lösung: Kooperation. Versicherer könnten gemeinsam Tools entwickeln, die effizient und unabhängig zugleich sind. Der Vorteil? Vermittler würden entlastet, ohne sich an einzelne Anbieter oder Plattformen binden zu müssen. Doch dafür müsste die Branche umdenken. Silodenken und Konkurrenzmentalität sind fehl am Platz, wenn die Digitalisierung gelingen soll. Es braucht Mut und die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszublicken.