Altersvorsorge: Jeder Dritte will früher in Rente

Die Pandemie hat bei etlichen Berufstätigen den Wunsch nach flexiblen Auszeiten vom Job befeuert. Auf Platz eins: der vorzeitige Renteneintritt. Wie dieses Vorhaben finanziert wird, hängt dabei stark vom Alter ab.

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09:06 Uhr | 17. Juni | 2022
Auszeit Bild: anyaberkut

Jeder dritte Deutsche will in Rente gehen, bevor er 65 oder 67 Jahre alt ist. Die meisten nutzen dafür eine private Altersvorsorge, auch klassische Sparkonten sind beliebt. Bild: anyaberkut

„Man sollte flexibel länger arbeiten können.“ Diese Idee von Wirtschaftsminister Robert Habeck machte Anfang des Jahres Schlagzeilen – wer will, solle freiwillig länger arbeiten dürfen, so der damalige Plan. Eine Flexibilisierung des Renteneintritts, verbunden mit finanziellen Anreizen, sollte dafür einen Rahmen schaffen.

Tatsächlich geht der Wunsch vieler Deutscher eher in die andere Richtung: Jeder dritte Berufstätige will früher in Rente gehen und nicht erst warten, bis er oder sie 65 oder 67 Jahre alt ist. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Finanzdienstleistungsinstitut Fidelity International Anfang April unter rund 2.000 berufstätigen Deutschen durchführte. 32 Prozent der Befragten gaben darin an, früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden zu wollen.

Private Altersvorsorge als erstes Mittel der Wahl

In Bezug auf die Finanzierung des vorzeitigen Ruhestands scheiden sich jedoch die Geister: Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer (47 Prozent), die einen vorzeitigen Renteneintritt plant, will das Vorhaben mit Hilfe einer privaten Altersvorsorge finanzieren und wendet dafür regelmäßig einen Teil des Gehalts auf.

36 Prozent nutzen dafür die betriebliche Altersvorsorge – dabei hängt das Interesse an einer bAV offenbar stark vom Alter ab. Von den 18- bis 24-Jährigen nehmen nur 24 Prozent diese Möglichkeit in Anspruch, bei den 45- bis 54-Jährigen sind es mit 41 Prozent schon fast doppelt so viele.

Altersunabhängig setzen etliche Befragte bei der Finanzierung auf das Sparkonto, 32 Prozent zahlen darauf Geld für den frühen Ruhestand ein. Sieben Prozent besitzen zu diesem Zweck ein Zeitwertkonto, auf dem Wertguthaben für Freistellungen über einen längeren Zeitraum angespart werden kann. So können Angestellte beispielsweise einen fixen Teil ihres Gehalts sowie Überstunden oder nicht in Anspruch genommene Urlaubstage in das Zeitwertkonto einzahlen.

Mehr Flexibilität im Job – dieser Wunsch rückte bei jedem dritten Befragten (34 Prozent) durch die Corona-Pandemie in den Fokus. Doch wie würden die Umfrageteilnehmer eine flexible Auszeit vom Job gestalten? Für 42 Prozent ist auch hier der frühe Ruhestand das Mittel der Wahl. 37 Prozent würden die Zeit mit einem längeren Urlaub oder Sabbatical verbringen und für 27 Prozent ist Teilzeit die Variante für eine flexible Auszeit. 13 Prozent wollen eine berufliche Weiterbildung nutzen, jeweils elf Prozent sich um Angehörige kümmern beziehungsweise eine längere Elternzeit einlegen.

Am stärksten ist der Drang nach einer flexiblen Auszeit bei jungen Menschen ausgeprägt: So gaben dies 46 Prozent der 25- bis 34-Jährigen in der Umfrage an, bei den über 55-Jährigen waren es 19 Prozent.

Freiwillige Zahlungen in die GRV stiegen an

Dass viele Deutsche mit einem früheren Renteneintritt liebäugeln, zeigen auch aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung. Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital zahlten im Jahr 2020 drei Mal so viele Menschen freiwillig gesondert in die gesetzliche Rentenversicherung ein wie 2017. Die Zahl der Einzahler erhöhte sich demnach von 11.600 auf 35.000. Mit den freiwilligen Zahlungen ist ein früheres Renteneintrittsalter ohne finanzielle Einbußen möglich.