Betriebsrente: Was Makler derzeit am meisten bewegt

Makler sind weiter gut bei der Betriebsrente aufgestellt. Auch die Courtageeinnahmen stimmen, wie eine neue Studie zeigt. Doch bei der Ansprache der Firmenkunden tun sich viele schwer. Schuld daran sind auch niedrige Zinsen und hohe Garantien.

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09:06 Uhr | 04. Juni | 2021

In 87 Prozent der deutschen Firmen sind Regelungen für die Entgeltumwandlung in Ansprüche auf eine Betriebsrente etabliert. Dennoch greifen in nur 35 Prozent der Unternehmen mehr als die Hälfte der Mitarbeiter zu. Es besteht vor allem verstärkter Kommunikationsbedarf, konstatiert eine Umfrage des Risikoberaters und Großmaklers Willis Towers Watson (WTW) unter 80 bAV- und Fachverantwortlichen aus Firmen aller Größen und Branchen.

Arbeitgeber, Vermittler und Anbieter seien jetzt gefragt, Mitarbeitern „Vorteile und Bedeutung der bAV anschaulich nahe zu bringen, um die Wissenslücke zu überbrücken“, betont Heinke Conrads, WTW-Leiterin bAV-Beratung für Deutschland und Österreich. Die aktuelle Niedrigzinsphase gieße dabei noch Öl ins Feuer: Klassische Garantielösungen sind kaum noch verfügbar. Dennoch setzten 53 Prozent der Unternehmen weiter auf solche Lösungen. Das Angebot dürfte bis zum Jahresende weiter schrumpfen, da sich die verbreitete Beitragszusage mit Mindestleistung ab 2022 bei 0,25 Prozent Rechnungszins kalkulatorisch kaum noch darstellen lässt.

Verständliche Kommunikation ist Mangelware

Mitarbeiter werden Vorsorgeangebote nur annehmen, wenn sie sie verstehen, so das Fazit der WTW-Umfrage. Das hätten im Prinzip alle Beteiligten in der Wertschöpfungskette erkannt, jedoch den Stolperstein Kommunikation noch nicht aus dem Weg geräumt. „Schlüssige Kommunikationskonzepte werden noch zu selten umgesetzt“, so Conrads.

Für spezialisierte Makler boomt das Geschäft mit der bAV jedoch schon länger. Laut der Studie „Betriebliche Altersversorgung 2021" entfallen 27,6 Prozent des aktuellen Geschäftsumsatzes auf die bAV, gaben die befragten freien Vermittler an (2020: 27,2 Prozent). Die Studie stammt von der der BBG Betriebsberatung. 357 Makler und Mehrfachagenten haben sich daran beteiligt.

Insgesamt ist die bAV derzeit der größte Umsatzbringer für die unabhängigen Vermittler, gefolgt vom Geschäftsfeld Privatvorsorge/Biometrie (24 Prozent) sowie privater und gewerblicher Schaden- und Unfallversicherung (je 12,1 Prozent). Gut 58 Prozent der Befragten stufen das bAV-Geschäft als relevant für ihr Unternehmen ein. Vor fünf Jahren sahen das erst 46 Prozent so. In fünf Jahren schätzen sogar knapp 63 Prozent die Relevanz für ihre Maklerfirma als hoch ein.

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Viele Makler setzen auf Betriebsrente

Die vermittelte Gesamt-Beitragssumme pro Vermittlerbetrieb im bAV-Geschäft betrug 2020 laut Studie im Schnitt 1,78 Millionen Euro (2019: 1,97 Millionen Euro). Für 2021 werden im Schnitt 1,58 Millionen Euro Beitragssumme erwartet. 44 Prozent der Befragten blieben jedoch im Schnitt unter 500.000 Euro Beitragssumme in der bAV, während 21,7 Prozent jeweils über fünf Millionen Euro Beitragssumme schafften.

Die Courtageeinnahmen kommen dabei 2020 wie im Jahr zuvor zu knapp 80 Prozent aus Direktversicherungen, gefolgt mit weitem Abstand von Unterstützungskassen (12,7 Prozent). Abgeschlagen sind Direktzusagen (2,4 Prozent), Pensionskassen (2,3 Prozent) und Pensionsfonds (1,1 Prozent). 40 Prozent (2019: 39 Prozent) der Maklerfirmen verzeichneten damit 2020 viel bessere bzw. eher bessere Courtageeinnahmen als 2019. Für 27 Prozent verschlechterte sich dagegen die Einnahmesituation, der Rest verzeichnete auf Einnahmenseite keine großen Änderungen.

Herausforderung Kommunikation und Verwaltung

Größte Herausforderung im bAV-Geschäft ist die konsequente Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit der  Arbeitgeber für die bAV, sagen 62,5 (Vorjahr: 66,8 Prozent) der befragten unabhängigen Vermittler. Es folgt die Aufklärungsarbeit der Arbeitnehmer (57,9 Prozent – nach 63,4 Prozent 2020) Auch die Niedrigzinspolitik ist ein kritischer Punkt, meinen 60 Prozent (Vorjahr 56,2 Prozent) - Mehrfachnennungen erlaubt.

Auch die Beratung von Personalabteilungen zur effizienten bAV-Verwaltung ist eine große Herausforderung, sagen wie im Vorjahr rund 53 Prozent der Berater. Hierbei wird laut Studie insbesondere das bAV-Verwaltungsportal von Xempus (hieß bis vor kurzem: xbAV) genutzt, sagen 60 Prozent der Makler. Ebenfalls noch relativ häufig wird „Firmen-Online“ der Allianz (42 Prozent) verwendet, während eVorsorge (8,7 Prozent), ePension und Smart-bAV (je 4,0 Prozent) noch im einstelligen Bereich rangieren.

Die BBG-Studie nennt aus Maklersicht auch die Top-Anbieter von zwei der fünf bAV- Durchführungswege. Bei der Direktversicherung wie auch der U-Kasse ist es unangefochten die Allianz, gefolgt jeweils von Nürnberger und Canada Life. Die Studie kann hier für 2.677,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer bezogen werden. Die WTW-Studie ist gratis auf der WTW-Website zum Herunterladen verfügbar.

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