Bildung: Jugendliche wissen immer weniger über Finanzen
Ob „Aktien Futures“, „Branchenfonds“ oder „Cashflow“: Junge Menschen haben großes Interesse an der Vermittlung von Finanzthemen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Auskunftei Schufa, für die über 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren zu ihrem persönlichen Finanz- und Konsumverhalten befragt worden sind. Demnach wünschen sich rund neun von zehn Jugendlichen, dass ihnen Geld- und Finanzthemen bereits in der Schule ausführlich vermittelt werden.
Dass das aber nur sehr selten der Fall ist, zeigt sich an der Selbsteinschätzung junger Menschen: Nach ihrer Kompetenz auf diesem Gebiet befragt, gaben sie sich nur die Note 3,3. Zwar bewegte sich dieser Wert in den drei Jahren zuvor ebenfalls auf „befriedigendem“ Niveau, allerdings lag er da noch stabil bei 3,1.
Darüber hinaus gaben nur noch 22 Prozent an, dass die Schule ihre Informationsquelle Nummer eins beim Thema Finanzen sei. 2018 waren es noch 38 Prozent. Stattdessen beziehen 83 Prozent den größten Anteil ihres Wissens rund um Geld, Finanzen und Wirtschaft aus Gesprächen mit ihrer Familie.
Sparanlage statt Sparstrumpf
Auch beim Thema Versicherungen scheint bei vielen noch die eine oder andere Wissenslücke zu klaffen: Nur 23 Prozent der Jugendlichen insgesamt schätzen ihren persönlichen Wissensstand beim Thema Versicherungen als sehr gut (5 Prozent) und gut (18 Prozent) ein. Damit rangiert die Kenntnis um Versicherungen noch hinter dem Wissen um verschiedenen Möglichkeiten zur Geldanlage: Immerhin knapp ein Drittel der jungen Menschen glaubt sich bei dem Thema sehr gut (9 Prozent) bis gut (23 Prozent) auszukennen. Demgegenüber stehen 46 Prozent der Befragten, die ihre Kenntnisse um Tagesgeldkonto, Sparbuch, Aktien und Investmentfonds nur als ausreichend (18 Prozent), mangelhaft (18 Prozent) oder sogar ungenügend (10 Prozent) bezeichnen würden.
Besonders frappierend sind die Wissenslücken allerdings im Bereich der Altersvorsorge: Etwa zwei Drittel der Umfrageteilnehmer stellt sich hier schlechte Noten aus. Die Hälfte bewertet die eigenen Kenntnisse als mangelhaft und ungenügend – ein Ergebnis, das Grund zur Besorgnis bietet: Schließlich gilt bei der Altersvorsorge die Faustformel: Je eher man beginnt, desto ertragsreicher fällt sie letztlich aus.
Das Bewusstsein für die eigene Unwissenheit im Finanzbereich hält junge Menschen offensichtlich nicht davon ab, ihr Geld für sich arbeiten zu lassen: Jeder Fünfte hat seit Pandemiebeginn mehr in Sparanlagen investiert. Und auch die Fähigkeit mit Geld umzugehen, scheint nicht unter der Unkenntnis zu leiden: 92 Prozent der Jugendlichen gaben an, gut oder sogar sehr gut mit ihren Finanzen umzugehen. 2018 waren es hingegen nur 82 Prozent. Und das, obwohl in diesem Jahr nur noch 30 Prozent aller Jugendlichen einen Mini- oder Nebenjob haben, im Vergleich zu 42 Prozent im Jahr 2018.
Wunsch nach Pflichtfach "Finanzen"
Schon in der Vergangenheit wurde immer wieder der Ruf nach finanzieller Grundbildung laut: In einer Jugendstudie der comdirect aus dem Jahr 2019, für die bundesweit 1.600 Jugendliche befragt worden sind, wünschten sich 92 Prozent aller Befragten das Schulfach „Finanzen“, 49 Prozent sprachen sich sogar für ein Pflichtfach aus. Damals konnte ein Drittel der Studienteilnehmer nicht erklären, was eine Inflation ist.
Auch im Rahmen der Schufa-Studie zeigte sich, dass jungen Menschen die eigene Unwissenheit in finanziellen Angelegenheiten durchaus bewusst ist. So gaben sich damals 18 Prozent die Schulnote 5 oder sogar 6 für ihr Finanzwissen. Richten soll das die Schule: Seit Jahren wünscht sich die überwiegende Mehrheit der Schüler, dass neben Goethe und Schiller auch Versicherungen und Altersvorsorge auf dem Lernplan landen. 2021 äußerten diesen Wunsch 92 Prozent aller befragten Schüler – mehr Zustimmung scheint kaum vorstellbar.
Die aktuellen Umfrageergebnisse könnten die Debatte um die Einführung eines Pflichtfachs „Wirtschaft“ wieder anheizen. Allein Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen haben ein entsprechendes Pflichtfach in allen weiterführenden Schulen eingeführt. In den Wahlprogrammen taucht das Thema nur bei der FDP auf.
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