Die rasch steigenden Preise beuteln derzeit viele Bürger dieses Landes – und das wohl noch für einige Zeit. Das Münchener Ifo-Institut geht auch für die kommenden Monate davon aus, dass Händler und Restaurants ihre Preise weiter anheben werden. So planen derzeit 100 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Lebensmittelhändler Preiserhöhungen, bei Drogerien sind es immerhin 92 Prozent.
Angesichts der Geldentwertung wird sich so mancher zweimal überlegen, wofür er sein Geld ausgibt. Glaubt man einer aktuellen Umfrage der Canada Life steht der Versicherungsschutz ganz hinten auf der Streichliste. Gefragt nach den wahrscheinlisten Einsparmöglichkeiten, nannten die meisten Befragten: größere Anschaffungen und Urlaube. Lediglich neun Prozent wollten den Rotstift auch bei ihren Versicherungen ansetzen – am ehesten übrigens bei Sachversicherungen.
„Nichts zu tun, ist keine Option“
Explizit gefragt nach ihrer privaten Altersvorsorge sagten 65 Prozent, an ihren bestehenden Verträgen festhalten zu wollen. Nur vier Prozent erklärten, ihre Lebens- oder Rentenversicherung bereits gekündigt zu haben, drei Prozent ziehen es darüber hinaus in Erwägung.
Natürlich handelt es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme, die zudem keine Aussagen über das Neugeschäft trifft. Denn angesichts der hohen Inflation wird es zunehmend schwieriger, mit seiner Altersvorsorge einen positiven Realzins zu erwirtschaften. Ob dadurch die Motivation der Deutschen erlahmt, privat für ihren Ruhestand vorzusorgen, bleibt abzuwarten.
„Nichts zu tun, ist keine Option“, hält das Analysehaus Franke & Bornberg dagegen – allerdings käme es jetzt um so mehr darauf an, einen guten Tarif abzuschließen. Erneut haben die Hannoveraner folglich den Markt für Rentenversicherungen unter die Lupe genommen und insgesamt 444 Tarife geprüft. Das sind deutlich weniger als noch im Vorjahr, als noch 650 Tarife einer Prüfung unterzogen wurden.
Gründe hierfür liegen laut dem Geschäftsführer des Analysehauses, Michael Franke, unter anderem am Rückzug vieler Versicherer aus dem Riester-Geschäft. „Als Reaktion auf den Zinsschwund haben sich die meisten Versicherer komplett vom Riester-Neugeschäft verabschiedet“, so Franke. Auch die Zahl der Unternehmen, die ihren Kunden Klassik-Tarife offeriert, sinkt kontinuierlich. „Nur ein gutes Drittel der Gesellschaften hat noch Klassik im Angebot.“ Zudem werte man Tarifvariationen, die sich nur geringfügig unterschieden und deshalb die selbe Note bekamen, mittlerweile nur noch als einen Tarif.
6 Produktkategorien
Im Vergleich zum Vorjahr hat das Analysehaus mit der Einführung einer neuen Produktkategorie auch sein Rating angepasst. Wurden Rentenversicherungen mit Indexpartizipation im Vorjahr noch zur sogenannten „Neuen Klassik“ gezählt, werden sie in diesem Jahr als eigene Kategorie geführt. Insgesamt gibt es somit die folgenden sechs Produktkategorien:
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Großteil der Tarife kann überzeugen
Diese verteilen sich auf die drei Schichten Basis-Rente, Riester-Rente und private Renten. Der Großteil der untersuchten Tarife (61 Prozent) entfällt dabei auf die Privat-Renten, dem Brot-und-Buttergeschäft der Lebensversicherer. Hierbei setzt ein Großteil der Versicherer auf Fondspolicen – nur noch 22 von 57 untersuchten Versicherer hingegen auf das Klassik-Geschäft.
Erfreulich: Über ein Drittel (38 Prozent) der im Hinblick auf Flexibilität, Transparenz und Produktkonzept untersuchten Tarife schnitt mit der Höchstnote (FFF+) ab, der Großteil entfällt dabei auf die Fondspolicen. Hingegen erhielt nur ein einzelner Klassik-Tarif die beste Bewertung. Gleichzeitig fiel nur ein Tarif bei den Prüfern komplett durch – auch dieser entfällt auf die Klassik.
In der zweiten Schicht, die die Riester-Rente umfasst, ist das nachlassende Interesse der Versicherer deutlich zu fassen. Nur noch zehn Anbieter tummeln sich hier. Statt aus 71 Tarifen wie noch im Vorjahr können die Kunden lediglich aus 16 Tarifen wählen. Immerhin erhielt hier die die Hälfte der Tarife – allesamt aus der Produktkategorie „garantieorientierter Hybrid“ – die höchste beziehungsweise zweithöchste Note. Die drei schlechtesten Noten wurden nicht vergeben.
In der ersten Schicht, der Basis-Rente, erlebten die Versicherer im vergangenen Jahr mit 101.100 Verträgen das beste Neugeschäft seit 2014. Dennoch sank die Zahl der Anbieter geringfügig von 46 auf 43. Qualitativ hat dieser Rückgang laut Franke und Bornberg jedoch keine Auswirkungen. 76 der insgesamt 156 untersuchten Tarife – vorwiegend aus den Segmenten Fondspolicen und garantieorientierte Hybride – erhielten die Höchstnote. Weitere 60 Tarife wurden mit der zweithöchsten Note ausgezeichnet. 87 Prozent der untersuchten Tarife sind demzufolge sehr gut oder gar hervorragend.
Die Ergebnisse für die einzelnen Tarife finden Sie hier.
Was bringt die Zukunft?
Für die Zukunft rechnet Franke trotz einsetzender Zinswende nicht mit einem Revival der Klassik. „Wir gehen davon aus, dass der Fokus weiter auf Hybrid- und Fonds-Tarifen liegen wird, da dies für Versicherer weniger Risiko und geringeren Kapitalbedarf bedeutet.“
Allerdings rechnet Franke damit, dass sich die derzeitige schwierige finanzielle Situation auf das Neugeschäft durchschlagen werden. Es sei an den Versicherern, mit innovativen und qualitativ hochwertigen Produkten der Zurückhaltung der Kunden zu begegnen.
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