Die Bayerische: Riester-Neugeschäft könnte bald eingeschränkt werden
Bei der Versicherungsgruppe die Bayerische sprach man in der heutigen virtuellen Bilanzpressekonferenz von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2020. Unter anderem konnte die millionste Kundin begrüßt werden, die Beitragseinnahmen der Gruppe kletterten um drei Prozent gegenüber 2019 auf nun 625 Millionen Euro und der Jahresüberschuss von 13,3 Millionen Euro war der dritthöchste der letzten zehn Jahre.
Daran hat die Lebensversicherung erheblichen Anteil. Die Beitragseinnahmen wuchsen um 23 Prozent. Das ist vor allem zurückzuführen auf 26 Prozent mehr Neugeschäft bei den klassischen Lebens- und Rentenversicherungen sowie plus elf Prozent bei fondsgebundenen Policen.
Immer dünnere Luft für Riester
Auch das Riester-Neugeschäft habe in 2020 über dem Wert des Vorjahres gelegen, sagte Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen, auf procontra-Nachfrage. Anders als zahlreiche andere Lebensversicherer bieten die Münchener weiterhin die staatlich geförderte private Altersvorsorge an – bei ihrer „plusrente“ sogar verknüpft mit einem Prämiensystem, durch das die Kunden beim Online-Shopping Bonus-Beiträge für ihren Riester-Vertrag sammeln können.
Doch das Riester-Angebot der Bayerischen könnte bald deutlich eingeschränkt werden. Denn durch die Senkung des Höchstrechnungszinses per 01.01.2022 gehen die Lebensversicherer davon aus, dass sie Riester-Produkte nicht mehr kostendeckend anbieten können. Grund dafür ist ihre gesetzliche Verpflichtung zur 100-prozentigen Beitragsgarantie. Wenn man aber nur 0,25 Prozent Zins garantieren darf, obwohl man mehr erwirtschaften wird, reicht die Garantie gegenüber dem Kunden nicht aus, um nach Abzug von Vertriebs- und Verwaltungskosten noch mindestens die eingezahlten Beiträge ausweisen zu können. Wenn die Politik nicht auf die Empfehlungen von Experten und Anbietern reagiert und mit der Absenkung des Höchstrechnungszinses auch die 100-prozentige Beitragsgarantie kippt, werden sich die Anbieter höchstwahrscheinlich nahezu vollständig zurückziehen.
Vielleicht noch für Teilsegmente möglich
Auch der Vorstand der Bayerischen kritisierte heute die Haltung der Politik zu diesem Thema. Man müsse sich aktuell mit dem Szenario arrangieren, dass die Verpflichtung zum 100-prozentigen Beitragserhalt bei Riester Bestand haben wird, hieß es. Auf procontra-Nachfrage, ob die Bayerische dann ihr Riester-Neugeschäft einstellen würde, sagte Schneidemann: „Einschränkungen bei unserem Produktangebot wären dann sehr wahrscheinlich. Wir hoffen aber, in diesem Fall für Teilsegmente auch in Zukunft noch etwas anbieten zu können. Wir sind da gerade sehr, sehr hart am Rechnen und da müsste dann auch der Vertrieb mitmachen.“
Rein theoretisch wäre es denkbar, dass Riester-Produkte weiter angeboten werden, wenn die Lebensversicherer ihre Kosten dafür im Rahmen der 0,25 Prozent halten. Das würde aber voraussichtlich für mindestens eine Partei – Versicherer und/oder Vermittler – ein Draufzahlgeschäft bedeuten.
Kooperation mit der Nürnberger
Mit Blick auf die jüngst annoncierte Kooperation der Bayerischen mit der Nürnberger Versicherung wurden die Vorstände konkreter. In einer kürzlich erschienen Pressemitteilung hieß es, dass die beiden Häuser im Bereich der gewerblichen Komposit-Versicherung zusammenarbeiten wollen. Genaueres war der Meldung allerdings nicht zu entnehmen.
Heute hieß es, man wolle gemeinsam Produkte entwickeln. Unter anderem werde geprüft, ob sich die Nürnberger auch als Rückversicherer an der Gewerbesparte der Bayerischen beteiligen könne. Zudem könnte Geschäft über den Assekuradeur Asspario vertrieben werden. Hier sei allerdings vieles noch nicht spruchreif.