Die Gerüchteküche brodelt: Axa-Lebensversicherungsbestand kurz vor dem Run-off?
Vor wenigen Wochen wurde das Gerücht bestätigt, wonach die Zurich Gruppe einen großen Teil ihres Lebensversicherungsbestands in den Run-off schickt. Demnach sollen die Verträge an eine neu gegründete Gesellschaft überführt werden, die dann an die Viridium Gruppe verkauft wird – so die BaFin dem Deal zustimmt. Rund 720.000 alte Verträge mit einem verwalteten Vermögen von 21 Milliarden Euro sind von dem Run-Off betroffen.
Nun könnte sich technische Hürden in der Vergangenheit größere Run-off-Deals verhindert haben könnten. Das Problem bestehe in der technischen Integration der erworbenen Bestände. So war es erst nach vier Jahren Viridium, das die Verträge unter dem Namen Proxalto weiterführt, gelungen, den größten Teil des Generali-Bestands zu integrieren.
Mit Beginn dieses Jahres kam nun wieder Bewegung ins Spiel: Erst vermeldete die Allianz im Januar, sie werde einen Großteil ihres Lebensversicherungsbestands in Frankreich an den französischen Lebensversicherer, die CNP Assurance, übertragen. Im April folgten dann die Gerüchte auf dem deutschen Versicherungsmarkt um Zurich und Axa.
Die Axa erklärte damals bereits auf Anfrage: Die Lebensversicherungen sind und bleiben das Kerngeschäft, in das der Konzern weiterhin investieren werde, doch: „Wie jedes verantwortungsvolle Unternehmen beschäftigen auch wir uns regelmäßig mit Markteinflüssen und ob daraus resultierend Anpassungen für unsere Geschäftspolitik erforderlich sind.“ Ein Dementi klingt anders. Indessen wollte sich Axa an „Spekulationen oder Marktgerüchten“ nicht beteiligen.
LV-Bestand: Belastung für Versicherer
Dass das Thema Run-off wieder an Fahrt aufnimmt, verwundert indessen kaum. Die teilweise hochverzinsten Altverträge belasten die Versicherer schon länger. „In der Regel resultiert ein Run-off aus tiefgreifenden Problemen und geht mit allgemein größeren strukturellen Maßnahmen im Konzern einher. Beispielsweise mit einem Kostensenkungsprogramm“, erklärte Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, im Interview mit procontra.
Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es tatsächlich, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen. Nach Ansicht von Lars Heermann von der Kölner Ratingagentur Assekurata können sie aus „schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweisen hohen Ertrag generieren“.
Dennoch sind Run-offs auch immer wieder lautstarker Kritik ausgesetzt: So bezeichnete Maxpool-Chef Oliver Dewes den Verkauf von Lebensversicherungsbeständen gegenüber procontra als „Bankrotterklärung“. Versicherer würden damit ihre moralische Pflicht zur Leistungserbringung aufgeben.
Das sehen Run-off-Gesellschaften selbst naturgemäß anders. So seien die an Proxalto-Kunden ausgezahlten Überschüsse deutlich gestiegen bei gleichzeitigem Sinken der Stornoquote. Auch Athora, das demnächst den Axa-Bestand übernehmen könnte, betonte Ende vergangenen Jahres: „Die Athora Lebensversicherung AG („Athora Leben“) hält das zweite Jahr in Folge ihre Überschussbeteiligung für Lebensversicherungen stabil bei einer Gesamtverzinsung von 4,0% für das kommende Jahr.“ Athora werde demnach 2022 über der laufenden Überschussbeteiligung von 2,05 Prozent für klassische Lebensversicherungsverträge im deutschen Markt liegen.