Ende Januar vermeldeten die Versicherer für das vergangene Jahr einen wahren Neugeschäfts-Boom für die stark unter Beschuss geratene Riester-Rente: 310.000 Versicherungsverträge schlossen Kunden und Kundinnen 2021 neu ab – das stellte ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr dar.
„Viele Kundinnen und Kunden haben sich angesichts der laufenden politischen Debatte um Reformen der privaten Altersvorsorge noch einen Vertrag gesichert“, versuchte sich GDV-Chef Wolfgang Weiler in einer Erklärung. Nun zeigt sich: Ein Großteil der Verträge wurde über den Finanzvertrieb DVAG an die Kunden gebracht.
Neugeschäfts-Plus von 36,1 Prozent
Laut aktuellen Geschäftszahlen vermittelte die Deutsche Vermögensberatung im vergangenen Jahr insgesamt 111.957 Riester-Verträge – das sind 33 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Somit ging 2021 mehr als jeder dritte neu abgeschlossene Riester-Vertrag über den Schreibtisch eines DVAG-Mitarbeiters – der Marktanteil stieg auf 36,1 Prozent (Vorjahr: 30,4 Prozent).
Immer wieder wurden in der Vergangenheit die Vertriebsmethoden von Deutschlands größtem Finanzvertrieb stark kritisiert. Ein sogenannter „Mandantenschutzbrief“ sorgte im vergangenen Jahr für Wirbel und führte zu einer Abmahnung der DVAG durch den Hamburger Maklerpool Maxpool – die DVAG lehnte für diesen jedoch jede Verantwortung ab.
Im Herbst holte dann TV-Satiriker Jan Böhmermann die großen Geschütze heraus und bezeichnete die DVAG als „gehirnwaschende Drückerkolonne“, die sich fragwürdiger Vertriebsmethoden bediene. Als Beweis führte die drauffolgende Politsendung „Frontal 21“ das Beispiel einer 29-jährigen Kundin an, der zahlreiche Finanzprodukte mit sehr hohen Verwaltungskosten vermittelt worden waren – unter anderem eine Riester-Rente.
Riester-Boom allein auf die DVAG zurückzuführen?
Entfiel der Neugeschäfts-Boom bei Riester im vergangenen Jahr allein auf die DVAG? Rechnet man den prozentualen Zuwachs in absolute Zahlen um, könnte man das Ergebnis als Beweis für diese These sehen. So entspricht der Zuwachs von 33 Prozent einem Plus von 36.945 Verträgen – die zwölf Prozent Zuwachs auf die Branche verteilt entsprechen 37.200 Policen.
Gut möglich, dass Riester-Kritiker die zuletzt steigende Nachfrage einfach auf eine aggressive Vertriebspolitik des Finanzvertriebs schieben. Nach wie vor wird schließlich um die Zukunft der Riester-Rente gerungen – neben kleineren Reformen steht auch die Beerdigung des jetzigen Systems und die Einführung eines öffentlichen-verwalteten Vorsorgefonds zur Debatte. Noch hat sich die Ampel-Regierung hier nicht klar positioniert, so dass Befürworter und Gegner der jeweiligen Positionen immer wieder die Öffentlichkeit suchen. Unter anderem auch DVAG-Manager Helge Lach, der die vielen Neuabschlüsse – für die sein Unternehmen ja maßgeblich mitverantwortlich ist – als klares Bekenntnis der Kunden zur jetzigen Riester-Rente wertete: „Die vielen Neuabschlüsse belegen eindeutig, dass Riester im Grunde ein Erfolgsmodell war und ist“, so Lach.
Doch auch abgesehen von dem großen Zuwachs beim Thema Riester-Rente lief es für die DVAG im vergangenen Jahr gut. „Sieben Jahre, sieben Rekorde“, betitelt das Unternehmen seine Pressemeldung zu den aktuellen Geschäftszahlen. Sowohl Umsatz (+ 13,1 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro) als auch Jahresüberschuss (+ 14,1 Prozent) wuchsen zweistellig.
Wachstumstreiber war dabei das Geschäft mit der staatlich geförderten Altersvorsorge. Auch bei der Basis-Rente konnte die DVAG das Neugeschäft deutlich ausbauen. Hier vermittelte man insgesamt 20.486 neue Verträge – ein Plus von 39,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der gesamten Lebensversicherung wuchs das Neugeschäft um 11,2 Prozent.
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